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Wirtschaftsentwicklung Südliches Sachsen-Anhalt: Firmen sind laut IHK-Umfrage wieder optimistischer

Nach einer zweijährigen Stagnation wird die Stimmung bei den Unternehmen im südlichen Sachsen-Anhalt laut IHK-Umfrage wieder besser. Welche Gründe das hat.

Von Steffen Höhne 13.08.2025, 18:10
Die Walzengiesserei & Hartgusswerk Quedlinburg hat wieder mehr Aufträge. Das Unternehmen stellte zuletzt auch wieder neu ein.
Die Walzengiesserei & Hartgusswerk Quedlinburg hat wieder mehr Aufträge. Das Unternehmen stellte zuletzt auch wieder neu ein. Foto: WHQ

Halle/MZ. - Die Stimmung bei den Unternehmen im südlichen Sachsen-Anhalt hellt sich auf: Der Geschäftsklimaindikator, der von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau ermittelt wird, stieg im Sommer auf acht Punkte. Das sei der beste Wert seit dem Jahr 2021. „Es besteht die Hoffnung auf ein Ende der Flaute“, interpretiert IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel die Ergebnisse. Insbesondere der ausgeprägte Pessimismus der Unternehmen hinsichtlich der weiteren Entwicklung gehe zurück.

Für den Konjunkturbericht befragt die IHK viermal im Jahr mit einer repräsentativen Stichprobe ihre Mitgliedsunternehmen. Diese geben dabei unter anderem an, wie sie ihre aktuelle Geschäftslage bewerten und welche Entwicklung sie erwarten. Ein Geschäftsklima von acht Punkten bedeutet, dass die Mehrheit der befragten Firmen Lage und Entwicklung insgesamt positiv einschätzt.

Mehr Aufträge für Firmen

Aktuell hat sich die Stimmung vor allem in der Industrie (10,2 Punkte), in der Bauwirtschaft (12,1) und im Verkehrssektor (11,2) verbessert. Tief im negativen Bereich steckt weiter der Handel (minus 15,7). Laut Bieräugel sind sowohl Umsatz als auch Gewinn im Handel weiter rückläufig. Er führt das auf die weiter bestehende Kaufzurückhaltung der Verbraucher und den harten Wettbewerb mit dem Online-Handel zurück.

Das Geschäftsklima hat sich im IHK-Bezirk Halle-Dessau im 2. Quartal deutlich verbessert.
Das Geschäftsklima hat sich im IHK-Bezirk Halle-Dessau im 2. Quartal deutlich verbessert.
Grafik: Sabine Kroschel

Was sind die Gründe, dass sich die konjunkturelle Situation insgesamt verbessert? Nach Bieräugels Worten haben beispielsweise viele Industrie- und Baufirmen wieder mehr Aufträge. Zudem wird erwartet, dass sich die politischen Rahmenbedingungen verbessern. So hat die Bundesregierung Entlastungen bei den Energiepreisen angekündigt. Insgesamt werden schlechte politische Rahmenbedingungen, wie viel Bürokratie, als großes Risiko gewertet.

Energieangebot ausweiten

IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Brockmeier verweist darauf, dass die langfristigen Wachstumsaussichten niedrig sind. Als aktuelles Beispiel nennt er die Ankündigung des Chemieunternehmens Dow, im Jahr 2027 wichtige Anlagen in Schkopau (Saalekreis) und Böhlen (Sachsen) zu schließen (die MZ berichtete). „Das ist ein Hinweis, dass der Standort nicht wettbewerbsfähig ist“, so Brockmeier. Er befürchtet, dass andere Chemiefirmen, die bisher Dow-Produkte verarbeiten, ebenfalls in Schwierigkeiten geraten könnten.

Als eines der größten Probleme sieht Brockmeier die weiter hohen Energiepreise. „Nur wenn es gelingt, das Angebot von Energie wieder zu erweitern, werden die Preise sinken“, so der Hauptgeschäftsführer. Die Bundesregierung habe bisher aber keine Lösung für das fundamentale Problem. Brockmeier schlägt mehrere Maßnahmen vor: die Förderung von Schiefergas in Deutschland, einen schnelleren Netzausbau zu Windkraftanlagen in Nord- und Ostsee, die unterirdische Speicherung von CO2, um etwa Kohlekraftwerke länger betreiben zu können, und eine intensivere Forschung an der Kernfusion. Nach seiner Auffassung kann der Wohlstand in Deutschland nur erhalten werden, wenn neue, günstige Energiequellen schnell erschlossen werden.