Petra Reinsberger Petra Reinsberger: Das Gesicht von Gehring

Naumburg - Unterwegs in einer der Werkshallen von Gehring grüßt Petra Reinsberger nach links, dann nach rechts. Zwischendurch nimmt sie sich auch Zeit für ein Gespräch. Sie hat ein Ohr für die Mitarbeiter und kennt sich aus. Mit den Beschäftigten und dem Traditionsbetrieb. „Ich gehe jeden Tag durch diese Hallen“, sagt die Prokuristin und Leiterin für die Bereiche Verwaltung und Personal. In Kürze verabschiedet sich die 60-Jährige in den Ruhestand, aus gesundheitlichen Gründen, wie sie erzählt. An ihren letzten Tagen in dem Maschinenbau-Unternehmen überwiegt das weinende Auge. Denn wie eng sie mit dem Betrieb verbunden ist, das ist noch immer zu spüren und zu sehen. Nicht nur an der strahlend weißen Bluse mit dem Gehring-Logo, die sie trägt, sondern auch an den Emotionen und der Begeisterung für ihre Arbeit.
Nach BHG zur Mikrosa
Nach einem Fernstudium an der Universität in Halle und einiger Zeit in der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft (BHG) führten die Wege der Diplom-Ökonomin im Jahr 1981 zur Mikrosa, dem Vorgängerbetrieb am heutigen Standort in der Straße, die heute den Namen des Firmengründers Christoph Willi Gehring trägt. Die Naumburgerin übernahm schon damals eine leitende Position im Bereich Materialwirtschaft. Mit der Übernahme von Gehring 1991 wurde sie Leiterin für den Einkauf, zwei Jahre später die Spitze der Bereiche Verwaltung, Personal, Controlling und Finanzen. 1995 wurde sie zur stellvertretenden Geschäftsführerin ernannt.
Gute und schlechte Zeiten
„Mir machte es immer Freude, zu gestalten, meine Ideen einzubringen. Es war eine Herausforderung, den Standort neu aufzubauen“, blickt Petra Reinsberger zurück, die sowohl die schlechten als auch die guten Zeiten des Traditionsbetriebes miterlebte. „1995 waren wir 75 Mitarbeiter, derzeit beschäftigt das Unternehmen 236 Männer und Frauen. Selbst in den schwierigen Jahren 2009 und 2010 haben wir niemanden entlassen, vielmehr haben wir die Zeit genutzt, um Ideen zur Verbesserungen umzusetzen, und auch als das Stammhaus in Insolvenz gegangen ist, haben wir zusammengehalten und sind nicht in Panik verfallen“, zieht die Personalleiterin Bilanz und verweist auf die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Stammhaus mit Sitz in Ostfildern, das heute weitere Standorte in Frankreich, Großbritannien, Brasilien und den USA und Mexico sowie China und Indien umfasst. Die „Naumburger“ Belegschaft kommt aus dem Burgenlandkreis und dem Saalekreis, aber auch aus Thüringen. Das Durchschnittsalter liegt bei rund 40 Jahren - dank zahlreicher Einstellungen in den vergangenen Jahren. „Das Unternehmen ist anerkannt“, betont die Prokuristin. Mehrere Preise unterstreichen diese Einschätzung. 2012 erhielt Gehring den Titel „Unternehmen des Jahres“ von Burgenlandkreis, Sparkasse sowie Naumburger Tageblatt und Mitteldeutsche Zeitung. 2014 folgt der Große Preis des Mittelstandes, einer der wichtigsten Auszeichnungen in Deutschland. 2015 geht der Hugo Junkers Preis für ein neues Maschinenkonzept an das Naumburger Unternehmen. Urkunden und Ehrungen schmücken eine Wand in dem Betrieb. Neu hinzugekommen ist ein Zertifikat der Krankenkasse IKK gesund plus für die erneute Teilnahme an einem Präventionsprojekt. Neben der Qualifikation der Mitarbeiter sei deren Gesundheit immer ein wichtiges Anliegen, das ich auch an meine Nachfolger weitergeben werde, erzählt Petra Reinsberger.
Netzwerk mitbegründet
Nach außen ist sie das Gesicht des Unternehmens, Ansprechpartner für Behörden und andere Wirtschaftsbetriebe. 2006 zählte sie zu den Mitbegründern des Mitteldeutschen Unternehmensnetzwerkes Metall-Elektro-Kunststoff. Mehr als 60 Firmen zählen heute dazu.
Doch Ruhestand wird für Petra Reinsberger nicht gleich Ruhestand bedeuten. „Ich bin ja auch privat ein sehr aktiver Mensch“, sagt sie. Neben Sport widmet sie sich vor allem dem Garten. Auch für die Familie nebst Enkel Roman bleibt mehr Zeit. Zudem wolle sie sich im Burgenlandkreis einbringen, verspricht sie.