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Neujahrsempfang  Neujahrsempfang : Schüler "stören" Landrat-Rede

Von Albrecht Günther 13.01.2017, 09:43
Über 800 Gäste sind der Einladung von Landrat Götz Ulrich zum Neujahrsempfang des Burgenlandkreises im Freyburger Lichthof gefolgt.
Über 800 Gäste sind der Einladung von Landrat Götz Ulrich zum Neujahrsempfang des Burgenlandkreises im Freyburger Lichthof gefolgt. Torsten Biel

Freyburg - Sarah Del Pozo wollte es genau wissen. Von einer „wunderbaren Kulturlandschaft“ hatte Götz Ulrich gesprochen, von einer „Wohnregion für die umliegenden Zentren“. „Entschuldigung, Herr Landrat, dazu habe ich mal eine Frage“, unterbrach die Schülerin mit einer lautstarken Wortmeldung aus dem Saal die Rede des Landrates während des Neujahrsempfangs des Burgenlandkreises. „Ganz schön mutig, die junge Dame“, war von einem der Besucher zu hören. Über 800 Gäste aus Politik und Wirtschaft, Kultur und dem Sozialbereich sowie dem weiteren gesellschaftlichen Leben waren am Donnerstagabend der Einladung von Landrat Götz Ulrich (CDU) in den Lichthof der Freyburger Sektkellerei gefolgt.

Das Kreisoberhaupt zeigte sich vom Zwischenruf der Zwölftklässlerin überrascht: „Während einer Rede ist das zwar unüblich, aber bitte. Hat hier einer ein Mikrofon für die junge Frau?“ Das Mikro wurde ihr gereicht, Sarah Del Pozo fragte: „Als Jugendliche bin ich viel in Halle, Leipzig und Jena unterwegs. Diese Städte expandieren. Wie wirkt sich das auf den Burgenlandkreis als eher ländliche Region aus?“ Wenn die Region „Speckgürtel“ solcher Städte werden wolle, müsse 2017 und in den Folgejahren mehr getan werden als bisher, antwortete Ulrich. „Wir brauchen attraktive Wohnmöglichkeiten und Baugebiete, Straßen als Infrastruktur und vor allem den Ausbau digitaler Netze.“

Miriam Lohrey allerdings war diese Antwort zu fad. „Bevor Sie weiterreden, Herr Landrat, wollte auch ich Sie etwas fragen: Ich wohne in einem Dorf in der Nähe von Zeitz; mit dem Internet ist es da nicht so prickelnd“, schilderte die Jugendliche, die sich ebenfalls lautstark aus dem Saal heraus eingemischt hatte, ihre Erfahrungen. „Also, was wird nun aus dem Breitband-Ausbau?“

Darf hier denn jeder reinrufen, fragten sich die Besucher des Empfangs verdutzt. Sie hatten eine Rede im gewohnten Politiker-Stil erwartet. Nein, durfte nicht. Denn das Frage-Antwort-Spiel war im Vorfeld des Empfangs zwischen Ulrich und den Jugendlichen abgesprochen und am Montag sogar geprobt worden. Die Zwölftklässler sind Schüler des Droyßiger Christophorusgymnasiums und besuchen den Sozialkundeunterricht. Ein „Drehbuch“ gab an, wer der insgesamt fünf jungen Damen und Herren sich wann und aus welcher Ecke des Saals sowie mit welcher Frage als „Störer“ in Ulrichs Rede „einmischte“.

„Wir wollten eine neue Form probieren, wegkommen von der klassischen Rede“, begründete Ulrich die Entscheidung für dieses neue „Format“. Auch, weil in der Vergangenheit viele Gäste den Reden nicht zugehört hätten. „Schwatzen“ mit anderen Besuchern innerhalb der Gruppen an den Stehtischen - auch dagegen hatte sich Ulrich etwas einfallen lassen. Schüler der Theatergruppe des Droyßiger Gymnasiums - gekleidet in knallig-rote Overalls - liefen als Pantomimen durchs Publikum. Die Elftklässler forderten mit Mimik und Gestik zum Zuhören auf.

„Beide Schülergruppen haben überlegt, wie eine Rede auf sie wirkt, was sie andererseits empfinden, wenn nicht zugehört wird. Ihre Ideen haben sie in ein Projekt umgesetzt,“, berichtete Schulleiter Burkhard Schmitt. Außerdem sorgte die Big-Band der vom Christlichen Jugenddorfwerk getragenen Schule für den musikalischen Auftakt des Abends.#

Zu ihm konnte Ulrich neben Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen) auch Maria Böhmer begrüßen. Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt hatte sich 2015 während der Tagung des Unesco-Komitees in Bonn dafür eingesetzt, dass der Welterbe-Antrag der Saale-Unstrut-Region eine zweite Chance erhielt. Über ihn wird das Komitee nun im Sommer während seiner Tagung in Krakau entscheiden. „Ich werde auch weiterhin mit aller Kraft und viel Herzblut diesen Antrag unterstützen“, so die Staatsministerin. Jetzt gelte es nochmals, alle Kräfte zu mobilisieren. Denn: „Der Welterbe-Titel ist eine große Chance für die Entwicklung der Region, und ich bin sicher, sie wird sie nutzen.“

Droyßiger Christophorusschüler setzen zum Empfang besondere Akzente. Mitglieder der Theatergruppe sind als Pantomimen im Publikum unterwegs.
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Biel
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