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Neuer Standort in Hohenmölsen Neuer Standort in Hohenmölsen: Wie Landmaschinenbauer durch die Krise kommt

Von Tobias Schlegel 15.03.2021, 14:00
Der Hohenmölsener Werksleiter Thomas Schneiderheinze zeigt, wo  auf dem Agco-Areal die neue Lackierhalle und Logistikzentrum entstehen sollen.
Der Hohenmölsener Werksleiter Thomas Schneiderheinze zeigt, wo  auf dem Agco-Areal die neue Lackierhalle und Logistikzentrum entstehen sollen. R. Weimer

Hohenmölsen - Der Name Phoenix hat in diesem Fall nichts mit Wiederauferstehung zu tun - sondern er bedeutet: Zukunft. Und Ansporn, „den Standort  zu verändern und auf ein Niveau zu bringen, das nicht erwartet wurde. Jeder der hier herkommt, ist überrascht und hätte nicht gedacht, was hier alles los ist“, erklärt Thomas Schneiderheinze, Geschäftsführer des Agco-Standortes im Norden von Hohenmölsen, die Bedeutung von Phoenix.

Das ist der Name eines Großprojektes, das Ende 2019 im Beisein von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) verkündet wurde: Der Bau eines neuen Logistikzentrums und einer Lackierhalle. Rund hundert neue Arbeitsplätze sollen insgesamt entstehen, der Werksleiter spricht von einem zukunftsweisenden  Vorhaben für den  Standort.

Agco seit 2009 in Hohenmölsen

Der Landmaschinenbauer Agco - ein Weltkonzern mit 42 Werken und einem Jahresumsatz von zuletzt neun Milliarden Euro - investiert gerade über 18 Millionen in das Vorhaben - das sind zehn Prozent des Jahresbudgets des Konzerns. „Das ist ein enormer Vertrauensvorschuss“, meint Schneiderheinze, dessen Werk seit 2009 in Hohenmölsen ansässig ist und sich auf die Montage von Landmaschinen wie Häckslern und Spritzern sowie der Herstellung derer Komponenten spezialisiert hat.

Nun soll ein drittes Geschäftsfeld eröffnet werden: die Lackierung dieser Komponenten, die vor allem dem Schutz vor Korrosion dienen soll. Dies  wurde bisher von Partnerfirmen übernommen. „Das heißt, die Teile mussten bei uns verladen, dort hingebracht und nach der Lackierung wieder zurückgebracht werden“, sagt Schneiderheinze. Diesen zeitlichen Aufwand wolle man künftig sparen und war einer der Hauptgründe, warum der Konzern die Investition in Hohenmölsen genehmigt hat.

Permanente Investitionen in Maschinen und Technologien

Im kommenden Jahr sollen die Lackierhalle und das neue Logistikzentrum  stehen.  Letzteres wird nötig, weil der Betrieb quasi  aus allen Nähten platzt und immer mehr Aufträge  von Kunden aus ganz Europa  bekommt - darunter Frankreich und  Italien. „Es macht einen stolz, dass dort Landmaschinen fahren, die in Hohenmölsen gebaut werden“, sagt Schneiderheinze. Rund 450 Mitarbeiter hat der Standort  - weitere sollen folgen. Doch auch im maschinellen Bereich bedarf es einer Erweiterung, um den steigenden Kundenbedarf zu decken. 

Der Geschäftsführer rechnet mit einer 50-prozentigen  Produktionssteigerung in den nächsten drei bis vier Jahren.  Um das stemmen zu können, brauche es mehr Effizienz und  Automatisierungen. Schon jetzt arbeiten Mensch und Technik in den Werkshallen - sei es bei der Montage  oder der Komponentenherstellung - Hand in Hand, um schneller und effizienter produzieren zu können. „Wir investieren permanent in neue Maschinen und Technologien. Nur so haben wir eine Zukunft“, sagt Schneiderheinze.

18.750 Traktoren gingen 2020 vom Band

Umso erfreulicher zeigt sich der Werksleiter, dass das Unternehmen bisher gut durch die Corona-Krise gekommen ist. 2020 sei trotz der Pandemie ein erfolgreiches Jahr gewesen, es gab keinen Einbruch beim Umsatz. Und: Sämtliche Aufträge konnten trotz eines zwischenzeitlichen Stillstandes der Produktion bis zum Jahresende abgearbeitet werden - auch mit Hilfe von Sonderschichten.

Und Aufträge gab es  reichlich, „denn Pflanzen wachsen auch in Zeiten von Corona auf den Feldern“, so Schneiderheinze.  Genau 18.750 Traktoren gingen 2020 vom Band, damit war man nicht weit weg vom eigenen Spitzenwert, der bei 19.000 liegt.

Keine Sorge vor Produktionsstillstand bei Agco

Ganz verschont wird Agco von der   Pandemie aber nicht: Lieferengpässe sorgten dafür, dass Mitarbeiter 2020 vorübergehend in Kurzarbeit  und Maschinen später ausgeliefert werden mussten als vereinbart, weil notwendige Komponenten nicht geliefert werden konnten. Dies seien elektronische Teile gewesen oder auch mal  Fahrersitze der Maschinen.

„Momentan kommen wir zurecht und es gibt keine akute Gefahr für einen Produktionsstillstand. Aber das Risiko wird größer, wenn wie schon gesehen Grenzen geschlossen und der Warenverkehr behindert wird. Wenn Lieferketten reißen, bekommen wir Probleme“, sagt Schneiderheinze.
Indes hat das Unternehmen auch Maßnahmen ergriffen, um seine Mitarbeiter vor einer Corona-Infektion zu schützen.

Homeoffice und Altersvorsorge

Über den Konzern wurden Desinfektionsmittel und Masken besorgt, seit Sommer vergangenen Jahres werden zweimal die Woche Schnelltests angeboten, im Dezember und Januar konnte man sich täglich testen lassen. „Das belastet uns wirtschaftlich erheblich, aber der Schutz unserer Mitarbeiter geht vor und wir bieten ihnen damit auch Sicherheit“, erklärt  Schneiderheinze.

Auch das Arbeiten von zu Hause aus wurde ermöglicht - auch, wenn das nicht bei allen Mitarbeitern möglich ist: „Ein Schweißer kann nicht von zu Hause aus arbeiten“, so der Werksleiter, dessen Ziel es auch über Corona hinaus ist, dass Agco Arbeitgeber ist, der seine Mitarbeiter langfristig an sich bindet. Aus diesem Grund habe man im vergangenen Jahr auch eine Altersvorsorge für alle Angestellten eingeführt. (mz)