Neuer Bürgermeister von Lützen Neuer Bürgermeister von Lützen: Uwe Weiß spricht vom Traumberuf und seinen Plänen

Lützen - „Beruhigungstee hat mir meine Frau nach dem Wahlsieg geschenkt“, sagt Uwe Weiß. Seit Sonntagabend steht fest, dass er der neue Lützener Bürgermeister ist. Er hofft zwar, dass er den Tee ab Januar im Amt nicht so oft braucht, aber im Wahlkampf habe er doch einige Nerven gelassen, bekennt er.
Nun erwartet Weiß, dass ihn die Polizeidirektion Leipzig, bei der er als Kriminalist in Sachen Kraftfahrzeugverschiebung arbeitet, beizeiten ziehen lässt. Denn er würde sich gern von Amtsinhaber Dirk Könnecke einarbeiten lassen. „Und wenn alle Stränge reißen, versuche ich, dass das wenigstens nachmittags klappt“.
Ursprünglich wollte Weiß Tierpfleger werden
Ursprünglich wollte Weiß Tierpfleger werden, doch dafür gab es nicht genug Ausbildungsplätze in DDR-Zeiten. Aber auch Kriminalist sei für ihn ein Traumberuf gewesen. Dennoch fällt ihm der Abschied leicht, weil er sich mit ständigen Bereitschaftsdiensten verheizt und angesichts ständiger Anfeindungen im Dienst vom Staat auch allein gelassen fühlt.
Deshalb hat er mit 54 Jahren eine neu Herausforderung gesucht und freut sich, dass es geklappt hat. Immerhin engagiert sich Weiß seit 2002 verstärkt für die Stadt Lützen. Angefangen hatte es mit einer Bürgerinitiative, die sich für verträgliche Abwasserbeiträge eingesetzt hat. Seit 2004 ist er auch Stadtratsmitglied und derzeit Ratsvorsitzender.
2012 den Martzschpark-Verein mitgegründet
Zuletzt war er Initiator des Vereins „Sommerbad Lützen“ und hat 2012 den Martzschpark-Verein mitgegründet, nachdem dessen Vorgänger in die Insolvenz gehen musste. Jetzt will er den Vorsitz abgeben, um Interessenkonflikte zu vermeiden.
Aber „seine“ zwei Füchse wird er noch früh und abends füttern, bis sie in ihr neues Wildtiergehege umziehen können und dort eine Futterschleuse eingebaut ist. Denn nur ihn lassen die Tier an sich heran. Weiß war es dann auch, der mit seinem Vorstand seit Monaten daran arbeitet, dass der Verein den Martzschpark übernehmen kann, um mehr Gestaltungsspielraum zu haben und andererseits den städtischen Haushalt zu entlasten.
Lützener wünschen gute Zusammenarbeit im Stadtrat
Was sich der Lützener nach dem fairen Wahlkampf, wie er sagt, wünscht, ist eine gute Zusammenarbeit im Stadtrat. Die strebt auch sein Wahl-Konkurrent Nico Neuhaus (Verbund Freier Wähler) an und dieser könnte sich vorstellen, dass einige seiner Punkte aus dem Wahlprogramm mit Weiß umgesetzt werden können. Darüber wolle man reden.
Schnittstellen gibt es ohnehin. Zum Beispiel wenn es um die 50.000 Euro für den Dehlitzer Kirchenanbau geht und die 10.000 Euro für die Unterstützung von Pegau, das gegen die Errichtung einer Mineralstoffdeponie vorgeht. Weiß ist da anderer Meinung als Könnecke, der gegen beide Ratsbeschlüsse zur Unterstützung dieser Vorhaben Widerspruch eingelegt hatte.
Erweiterung der Gustav-Adolf-Gedenkstätte
Und schon redet das künftige Stadtoberhaupt von den sogenannten freiwilligen Aufgaben. Er spricht von Bad und Bibliothek, aber auch von der Erweiterung der Gustav-Adolf-Gedenkstätte, um das Massengrab aus dem Dreißigjährigen Krieg zeigen zu können. Möglich, dass es zu letzterem Skeptiker gebe, andererseits aber seit langem auch einstimmige Stadtratsbeschlüsse. Für ihn gehe es im weiteren Sinn um Daseinsfürsorge, also nicht nur um Freizeitbeschäftigung, sondern vielmehr um Gesunderhaltung und Wissensvermittlung. Und angesichts der Existenz von Tafeln in einem Wohlstandsland komme er ins Grübeln und will auch hier Unterstützung geben.
Weiß möchte in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit manches auf den Prüfstand stellen, denkt aber, dass die Grundsätze der bisherigen Politik nicht auf den Kopf gestellt werden. Und was die Ortschaften angeht, äußert er: „Ich will in jeder in einer Einwohnerversammlung auftreten und mir anhören, wo die Leute der Schuh drückt.“ (mz)