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Naumburger Gänsegries Naumburger Gänsegries: (Fast) alles eitel Sonnenschein

Von Harald Boltze 19.07.2018, 08:42
Elektronische Musik, Sonne und viel Platz zum Tanzen. Das „Friendship“ wurde zum Erfolg. Doch für einige Anwohner leider auch zum großen Ärgernis.
Elektronische Musik, Sonne und viel Platz zum Tanzen. Das „Friendship“ wurde zum Erfolg. Doch für einige Anwohner leider auch zum großen Ärgernis. NT/Privat

Naumburg - Wer an moderne elektronische Musik, beispielsweise House, denkt, mag sogleich das Bild von jungen Menschen in den Kopf bekommen, die spät nachts in spärlich beleuchteten Clubs herumzappeln. Doch dem muss nicht so sein. Das zeigten unlängst auch die Betreiber der Naumburger Salzstraßen-Bar „Sparte - Deine Welt“. Sie veranstalteten erneut auf dem Gänsegries an der Saale ihr Festival namens „Friendship“.

DJ-Pult und Hüpfburg

Junge Familien mit Kindern bevölkerten bereits am frühen Nachmittag bei herrlichem Sonnenschein die große Wiese nahe dem „Pegel“, und während sich die Kids auf der Hüpfburg oder beim Fußball vergnügten, konnten die Eltern zu den Klängen diverser DJs ihrer musikalischen Vorliebe frönen. So weit, so erfreulich.

Doch in die vielen begeisterten Stimmen von Gästen mischt sich nun auch harsche Kritik einiger Anwohner. In zwei Schreiben an Tageblatt/MZ und an die Naumburger Stadtverwaltung werden unter anderem folgende Punkte moniert: „Sachbeschädigung, Lärmbelästigung bis tief in die Nacht, fehlende Polizeipräsenz, fehlende Rücksichtnahme auf Anwohner, Geschwindigkeitsüberschreitungen“.

Zaun und Fassade beschädigt

Betrunkene hätten gegen Laternen und Autos getreten, Blumenkästen und Zäune beschädigt, eine Flasche gegen eine Hauswand geworfen und einen Kanaldeckel ausgehoben sowie grölend die Nachtruhe massiv gestört, heißt es in dem Schreiben.

Zumindest die beschädigte Fassade sowie ein kaputter Zaun sind auch dem Polizeirevier Burgenlandkreis bekannt. Es lägen Anzeigen vor, bestätigte Sprecherin Gesine Kerwien. Der Verdacht liege nahe, dass die Delikte von einzelnen Festivalbesuchern auf deren Heimweg durch die Badstraße begangen worden sind. Einen der anonymen Beschwerdebriefschreiber bringt das zu dem Schluss: „Jetzt ist der Punkt erreicht, an dem dieser Horde mit allen Mitteln Einhalt geboten werden muss!“

Eine Forderung, die einer der Veranstalter des „Friendship-Festivals“, Bastian Loos, nicht nachvollziehen kann: „Zunächst einmal verstehen wir natürlich die Betroffenen, und die Vorkommnisse tun uns auch leid. Aber für das Handeln einzelner Idioten können wir nichts, das ist bei den Betreibern eines Kirschfestzeltes das gleiche.“ Loos legt Wert darauf, dass man alle Regularien der angemeldeten Veranstaltung eingehalten habe. „Wir haben die Mittagsruhe respektiert sowie pünktlich um 1 Uhr nachts die Musik ausgestellt und den Ausschankschluss eingehalten.“ Zudem habe es beim „Friendship“ noch nie körperliche Auseinandersetzungen gegeben. „Das weiß auch die Polizei“, so Loos, der mit Jan Wilda die „Sparte“-Bar in der Salzstraße und seit vielen Jahren das schon mehrfach offiziell als bestes Kirschfestzelt ausgezeichnete „Monochrom“-Festzelt betreibt.

Bis zu 1000 Besucher

Prinzipiell sei man mit dem eintägigen familiären Musik-Event, zu dem über den Tag verteilt etwa 1000 Gäste an den Gänsegries kamen, sehr zufrieden. „Dass es einige wenige Idioten gibt, die diese kostenlose Veranstaltung mit ihrem Benehmen gefährden, macht uns selber wütend.“ Trotzdem plane man eine Weiterführung im kommenden Jahr. Denn Ärger von Polizei und städtischem Ordnungsamt droht nicht. „Die Anzeigen hatten nichts mit der Veranstaltung selbst zu tun. Es liegen auch keine Beschwerden wegen Ruhestörung vor“, so Polizeisprecherin Gesine Kerwien.

Auch zu Oberbürgermeister Bernward Küper war das Thema vorgedrungen. Er ließ auf Anfrage ausrichten, dass es „natürlich immer bedauerlich ist, wenn randaliert wird. Aber deshalb kann man nicht ein Fest kippen, das in Summe sehr gut abläuft. Sonst müssten wir bei Weinmeile oder Kirschfest ähnlich verfahren.“

„Nicht viel für Jugend“

Auch die städtische Gleichstellungsbeauftragte Steffi Schikor stellt sich schützend vor das Festival: „Ich selbst war Gast der Veranstaltung und habe mich sehr darüber gefreut, wie viele junge Familien mit ihren Kindern am Nachmittag bis in die frühen Abendstunden ihren Spaß hatten.

Ich begrüße diese Veranstaltung ausdrücklich, auch als eine Veranstaltung für junge Menschen. Denn gerade für Jugendliche und jung gebliebene haben wir in unserer Stadt nicht soviel im Angebot. Ich werde auch zukünftig Sparte 13/Monochrom als Bündnispartner im Lokalen Bündnis für Familie Naumburg diesbezüglich unterstützen.“

Für ihre selbst gebauten Anlagen sind die „Sparte“-Betreiber bekannt, auch beim Kirschfest oder an ihrem Stand zu den Straßentheatertagen waren sie zu sehen.
Für ihre selbst gebauten Anlagen sind die „Sparte“-Betreiber bekannt, auch beim Kirschfest oder an ihrem Stand zu den Straßentheatertagen waren sie zu sehen.
NT/Privat
Auf Decken breiteten sich am Nachmittag viele Familien aus. Dass sich in der Nacht einzelne Gäste danebenbenehmen würden, war da noch nicht zu ahnen.
Auf Decken breiteten sich am Nachmittag viele Familien aus. Dass sich in der Nacht einzelne Gäste danebenbenehmen würden, war da noch nicht zu ahnen.
NT/Privat