MZ macht Sport MZ macht Sport: Bloß nicht reinfallen

Grosskayna - Als das kalte Wasser in die Neoprenschuhe gluckerte, wurde mir klar, das war wohl doch eine bescheuerte Idee. Surfen im November? „Ja klar geht das“, antwortet Uwe Wersig. Der Surf-Abteilungsleiter des SV Großkayna geht bis zur einer Lufttemperatur von fünf Grad aufs Wasser. „Aber nur, wenn es einen ordentlichen Gleitwind hat“, schiebt er hinterher. Windstärke drei sollte es schon sein, sonst lohnt es sich gar nicht, betont der 62-Jährige. Es kommt vor, dass die SV-Akteure bis zur Weihnachtszeit und Neujahr auf dem Südfeldsee unterwegs sind. Sogar im Winter, wenn der See gefroren ist, denn dann machen sie Eissurfen, wenn das Eis dick genug ist.
Fünf Meter Segel
„Eigentlich würden wir heute gar nicht aufs Wasser gehen“, bekomme ich von beiden gesagt. Aber für mich machen er und Gerd Finn (72) eine Ausnahme. Denn ich will wissen, wie das mit dem November-Surfen ist. Und bei mir stehen die Zeichen etwas anders. Ich finde die etwa zehn Grad zu Land und im Wasser, die bei meiner Übungsstunde auf dem Thermometer angezeigt werden, schon kühl genug und das wehende Lüftchen reicht mir auch vollkommen aus.
Das kommt mir als wenig geübten Anfänger sehr entgegen, denn mein Hauptziel lautet: Nicht ins Wasser fallen. Und das wird angesichts des aus meiner Sicht ziemlich großen Segels zur größten Herausforderung. Fast fünf Meter ragt der Mast in die Höhe. Damit nicht umzufallen, wird die große Kunst werden.
Vor mehr als 20 Jahren hatten Uwe Wersig und Jürgen Schmidt die Idee, in Großkayna am Südfeldsee eine Surfgruppe ins Leben zu rufen. Eine Handvoll Sportler gründeten am 1. September 1994 beim SV Großkayna dann eine eigenständige Abteilung
Stolz der Großkaynaer Surfer ist ihr Vereinshaus direkt am See. 1997 begann der Bau in Eigenregie. „Zu dieser Zeit waren wir zirka 20 Surfer“, erzählt Abteilungsleiter Uwe Wersig. Zusammen mit Freunden wurde das Haus im September 1998 fertiggestellt. Zudem wurde eine Terrasse gepflastert, die Fläche bis zum See von Bäumen und Büschen beräumt sowie planiert. „Jeder von uns hat etwa 14 Arbeitstage geleistet.“ Das einst gepachtete Grundstück wurde schließlich 2003 gekauft. Auf dem Gelände befinden sich heute ein Zeltplatz, eine Festwiese und ein Beachvolleyballplatz.
In den folgenden Jahren begann das Surfhaus aus allen Nähten zu platzen und es wurde erneut in Eigenleistung, unterstützt von Fördermitteln, ein Anbau mit Werkstatt und neuen Lagerflächen hochgezogen. Hier findet auch seit der Einweihung das jährliche Südfeldseefest statt.
Surfabteilung SV Großkayna: Uwe Wersig, Hauptstraße 6, 06242 Großkayna, Telefon: 034633/ 4 39 06, E-Mail: [email protected], Internet: www.sv-grosskayna22.de
Aber bevor wir uns auf den Großkaynaer See machen, ist erst einmal umziehen angesagt. Für das herbstliche Wetter haben die Männer in ihrem eigenen Vereinsdomizil Neoprenanzüge unter dem ausgebauten Dachstuhl hängen. Die halten echt warm, stelle ich schnell fest. Sogar das Wasser, welches mir zu Beginn in die Schuhe lief, nimmt schnell die Körpertemperatur an und wärmt tatsächlich.
Aufstehen gerät zur Wackelangelegenheit
Nach der Trockenübung mit Theorie auf der Wiese, bei der mir Gerd Finn zeigt, wie ich das Segel hochziehen und halten muss, wird es ernst. Schon das Betreten des Brettes auf dem welligen Nass und darauf noch Aufstehen gerät zur Wackelangelegenheit. Schnell spüre ich meine Waden. Noch schwieriger wird das Segelhochziehen, ein wahrer Kraftakt. „Bloß nicht reinfallen, bloß nicht reinfallen“, drehen sich meine Gedanken im Kreis. Tatsächlich vermeide ich ein kaltes Bad, lasse dafür lieber im Notfall das Segel los und runterfallen. Zudem gelingt es mir so, zwei, dreimal am Uferbereich hin und herzufahren und am Ende sogar sicher in den „Hafen“ zurückzukehren - auch dank der tollen Tipps von Gerd und Uwe. Im nächsten Sommer probiere ich dann die große Ausfahrt. (mz)
