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Motorradsport Motorradsport: Die «Dresdner Spinne» ruft

Von HEIKE RIEDEL 28.04.2011, 17:51

WEISSENFELS/MZ. - Es kribbelt Karsten Guhra, Steffen Semerad und Thomas Petasch schon seit Tagen in den Händen. Denn die Rennsaison des ADMV-Classic-Cups beginnt am Wochenende. Wenn sich zum 60. Mal der Tag jährt, an dem Motorsportenthusiasten und pfiffige Organisatoren in den engen Kurven und auf den lange Geraden der "Dresdner Spinne" das erste Motorrad- und Wagenrennen durchführten, will das Rennteam MZ KG aus Weißenfels dabei sein. Am Freitag und am Sonntag soll an die Männer der ersten Stunde und an diese Rennstrecke, die von 1951 bis 1971 befahren wurde, erinnert werden.

Ganz in der Nähe der Originalstrecke werden Motorräder und Rennwagen aus den Jahren 1935 bis 1971 zu Läufen auf dem Weixdorfer Rundkurs an den Start gehen. Dabei ist Karsten Guhra mit einer DKW des Baujahres 1956. Außerdem wird er Runden für den Europa Grand Prix absolvieren mit der MZ HB 250, Baujahr 1980. Dafür sind Fahrzeuge von 1946 bis 1985 zugelassen.

Die Maschine mit der Startnummer 304 hat dieser Tage noch etliche neue Teile erhalten. "Die gibt es gar nicht mehr auf dem Markt, die müssen wir selbst anfertigen", sagt Thomas Petasch - nicht ohne Stolz, denn da kann er zeigen, was er in seinem Beruf als Zerspanungsmechaniker schon gelernt hat. Er ist mit 19 Jahren das jüngste Teammitglied und froh, zufällig den Motorradsportler Karsten Guhra gefunden zu haben, als er in dessen Firma Guhratec - Bosch Car Service und Sonderfahrzeugbau - eigentlich nur nach ein paar Reifen für seinen Trabant nachfragte.

"Technisch und am Rennsport interessierte Jugendliche sind bei mir willkommen", sagt der Chef und hilft gern, damit Petasch sein Moped Schwalbe und den Trabant fahrtüchtig halten und einmal in den Rennsport einsteigen kann. Doch jetzt gilt die volle Aufmerksamkeit erst einmal den fünf Rennmotorrädern in seiner Werkstatt, damit sie in dieser Saison starten können. Zehn Rennen des Classic Cups stehen auf dem Programm.

"Daran sind unsere Frauen schuld", sagt Steffen Semerad (42), Guhras Freund, der früher auch mal Motorrad fuhr. Denn sie hätten mit dem gemeinsamen Besuch eines Rennens auf dem Nürburgring in Guhra vor vier Jahren die alte Rennleidenschaft der Jugend wieder erweckt. 250 Kubikmeter-, manchmal auch die 125er waren seine Maschinen. Der heute 48-Jährige hatte es zu Bezirksmeistertiteln gebracht, war Vierter in der Bestenermittlung der DDR und ist schließlich zur Lizenz gekommen. Die verlor Guhra aber 1983, als er sich einen Motor aus Österreich besorgen wollte. Da kam er vorübergehend zum Motorbootsport.

Seit dem Tag auf dem Nürburgring steckt er nun mit Semerad aber wieder viel Freizeit in die Motorräder und die Rennen. Den Reiz, das Motorrad auf den verschiedenen Rennstrecken zu beherrschen, kann der Freund voll nachempfinden, auch wenn er heute nicht mehr auf die Maschinen steigt. Die Rennatmosphäre reizt ihn, man trifft Sportfreunde aus ganz Europa. In ihrem Technik-Wagen holt sich mancher Hilfe. "Es ist schon ein tolles Gefühl gegen die Weltmeister und andere einstige Größen zu fahren", sagt Guhra. "Die MZ findet immer viel Anerkennung". Und er betont die Leistung seines zeitweise vierköpfigen Teams, mit dem er bis hin zu Motoren und Fahrgestell selbst wieder MZ-Teile herstellt und entwickelt: "Letztes Jahr habe ich beim Weinbergrennen in Naumburg gegen Serienmotorräder gewonnen."