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Luther-Ausgabe Luther-Ausgabe: Auf den Spuren der Familie

Von Constanze Matthes 17.05.2017, 11:06
Ilse Zelle, hier mit einem Band der Weimarer Luther-Ausgabe, hat ein Buch über ihren Urgroßvater Karl Knaake geschrieben. Er hatte die Ausgabe einst begründet.
Ilse Zelle, hier mit einem Band der Weimarer Luther-Ausgabe, hat ein Buch über ihren Urgroßvater Karl Knaake geschrieben. Er hatte die Ausgabe einst begründet. Privat

Naumburg - Drei Jahre sind verstrichen, eine Zeit der intensiven Recherchen und des Schreibens. Nun ist der Band über Karl Knaake, den Begründer der Weimarer Luther-Gesamtausgabe, der 1905 in Naumburg verstarb, im  Lit-Verlag Münster erschienen. Verfasst hat den Band dessen Urenkelin Ilse Zelle. „Für mich bildet dieses Buch einen würdigen Abschluss. Ursprünglich wollte ich ja nur ein wenig über meine Familie und meinen Urgroßvater wissen“, erzählt die 65-Jährige, die in Syke nahe Bremen lebt und bis zu ihrem Ruhestand als Religionslehrerin tätig war. Für ihre Schülerprojekte zum Nationalsozialismus erhielt sie 2008 das Bundesverdienstkreuz.

Während ihrer Recherche nahm sie mit  zahlreichen Archiven Kontakt auf, so mit dem Archiv der Landeskirche und dem  Stadtarchiv Naumburg.  Doch erst nach der Fertigstellung  des Manuskriptes spürte sie die für sie alles entscheidenden Dokumente auf. „Professor Ulrich Köpf von der Universität Tübingen wies mich auf Briefe Knaakes aus dem Archiv der Kommission hin“, erzählt Ilse Zelle. Köpf hatte den Text vorab lesen  dürfen und war der letzte wissenschaftliche Leiter jenes  Gremiums, das die Ausgabe begleitet hat.   „Bei der Lektüre   wurde auch der Mensch Knaake für mich sichtbar, der in seinen Briefen viel über seine Familie und sein Wirken in der Gemeinde Drackenstedt berichtete. Ich habe einiges noch einarbeiten können“, so Ilse Zelle.  In der Magdeburger Börde hatte Knaake eine Pastoren-Stelle inne. Geboren 1835 in Werben (Altmark), wirkte er zudem als Kadetten-Pfarrer in Potsdam. 1902, drei  Jahre  vor seinem Tod, kam Knaake nach Naumburg, wo er schließlich auch verstarb und auf dem Neuen Friedhof in der Weißenfelser Straße beerdigt wurde. Sein Grab ist jedoch nicht mehr erhalten geblieben.

Die Kritische Gesamtausgabe zählt zu den interessantesten Projekten innerhalb der theologischen Literatur. Nach dem ersten Band im Jahr 1883 anlässlich des 400. Geburtstags Luthers konnte die Ausgabe erst 2009 mit dem 127. Band abgeschlossen werden.  Zusammen umfasst sie mehr als 80 000 Seiten und enthält sämtliche Schriften des Reformators. Kaiser Wilhelm I. hatte einst die Finanzierung mit Mitteln des preußischen Kultusministers bewilligt.  Knaake hatte hingegen mit seiner Sammlung an Reformationsdrucken inhaltlich den  Grundstein legen können.

Am kommenden Freitag wird Ilse Zelle ihr Werk in der Kirchengemeinde Drackenstedt vorstellen. Gern würde sie auch für eine Lesung nach Naumburg kommen, wenn sich ein Veranstalter findet. Die Domstadt hat sie bisher noch nie gesehen. Mit ihrem Buch verfolgt die pensionierte Lehrerin  gleich zwei Anliegen. „Ich möchte, dass wieder an die Leistung meines Urgroßvaters erinnert wird“, sagt Ilse Zelle. „Zudem will ich mit meinem Buch ausdrücken, dass es sich lohnt, auf Spurensuche in der eigenen Familie zu gehen.“