Landwirtschaft Landwirtschaft : Rinderhaltung in Reinsdorf steht in der Kritik

Reinsdorf - Ein Rinderstall sorgt für Unmut im Nebraer Ortsteil Reinsdorf. Der Bau aus DDR-Zeiten, in dessen Nähe heute der Unstrutradweg verläuft, hat eine neue Eigentümerin, die dort 36 Mutterkühe hält. Reinsdorfer finden, die Rinder werden nicht artgerecht gehalten, zum anderen sei die Tierhaltung dort nicht mehr statthaft.
Kritik kommt von Bürgerinitiative
„Die Tiere stehen im Stall 30 Zentimeter tief im Dreck“, wandte sich Elke Stier von der Bürgerinitiative Reinsdorf an Tageblatt/MZ „Uns sträubt sich das Gefieder beim Anblick dieses Elends.“ Die Bürgerinitiative hatte sich im Januar an Veterinäramt und Bauordnungsamt des Burgenlandkreises gewandt, aber keine Antwort erhalten. Bei Kontrollen seien „keine Verstöße festgestellt worden, die eine Nutzungsuntersagung dort vorhandener Tierhaltung und Landwirtschaft rechtfertigen könnten“, antwortete der Kreis jetzt auf eine Anfrage unserer Zeitung. Eine Antwort, die Elke Stier empört. Sie stellte Tageblatt/MZ ein Foto zur Verfügung, das, wie sie betont, nicht von ihr aufgenommen wurde, sondern der Bürgerinitiative zugesandt worden sei. Tageblatt/MZ hat die Eigentümerin mit dem Foto konfrontiert. Diese sprach von Tiefstallhaltung auf einer sogenannten „Mistmatte“. Diese sei statthaft und auch vom Veterinäramt nicht beanstandet worden. Das Veterinäramt, dem Tageblatt/MZ das Foto vorlegte, äußerte sich allerdings differenzierter: „Das Halten auf sogenannten Mistmatten ist dann tierschutzgerecht, wenn die Rinder eine trockene Liegefläche vorfinden.“ Die sei bei der letzten Kontrolle am 23. Februar gewährleistet gewesen. Das Amt erkannte jedoch, dem Foto nach „war eine trockene Liegefläche offensichtlich nicht immer vorhanden. Die Rinderhalterin hat entsprechende Auflagen dafür erhalten, durch regelmäßiges Einstreuen frischen Strohs verbunden mit dem notwendigen Ausschieben von Mist immer dafür zu sorgen, dass sich die Rinder auf trockenen Flächen niederlegen können“, schreibt Amtstierärztin Andrea Krüger.
Der Stall in Reinsdorf ist zu DDR-Zeiten zur Milchviehhaltung genutzt worden. Nach der Liquidation der LPG „Max Reimann“ hatten sich nach 1990 mehrere Firmen im Gelände niedergelassen. Hier wurde Bio-Insektenvertilger abgefüllt, auch eine Abrissfirma, die die Anwohner mit ihren Transporten nervte, hatte hier ihren Sitz. Ende 1998/99 war der Stall von einem Wangener Landwirt erworben worden, dem erlaubt wurde, dort Rinder zu halten. Dieser meldete inzwischen Konkurs an, worauf die in Nebra ansässige Katharina Regn das Gelände erwarb.
Die Ställe befinden sich in einem Mischgebiet. Dort ist Tierhaltung untersagt. Einen Bestandsschutz zweifel Elke Stier an. Schließlich habe dort in den 1990er-Jahren keine Tierhaltung stattgefunden. Dass sie dem Landwirt dennoch genehmigt wurde, sei wohl als Ausnahme zu werten, die womöglich als „Hobbyzucht“ zu rechtfertigen war. Eine solche betreibe die neue Eigentümerin nicht, sie betreibe keinen landwirtschaftlichen Betrieb, kaufe Futter zu, betreibe Tierhaltung also industriell.
Haben Ställe Bestandsschutz?
Nach Auffassung des Bauordnungsamtes haben die Ställe jedoch Bestandsschutz. Dieser ist nach Darstellung des Amtes mit der Unterbrechung der Tierhaltung in den 1990er-Jahren nicht erloschen. Das „Zeitmodell“, also eine ununterbrochene Nutzung, sei nach jüngster Rechtsprechung für den Fortbestand der Genehmigung „nicht mehr maßgeblich, soweit erkennbar ist, dass die ursprüngliche Nutzung störungsfrei wieder aufgenommen wird“, teilt Udo Thieme vom Bauordnungsamt mit.
Die Reinsdorferin überzeugt das nicht: Womöglich hätte der Bestandsschutz schon bei Wiederaufnahme der Tierhaltung 1998/99 genauer geprüft werden müssen. Damals hatte ja das „Zeitmodell“ gegolten.