Landwirtschaft Landwirtschaft : Bauern protestieren gegen Agrarpaket

Flemmingen - Im hiesigen Kreisbauernverband sind nach eigenen Angaben 65 landwirtschaftliche Unternehmen organisiert, die rund 30.000 Hektar Nutzfläche bewirtschaften - das sind 21 Prozent der Gesamtfläche des Burgenlandkreises. Vielerorts sind nun grüne Kreuze an den Feldrändern zu sehen. Sie symbolisieren den Protest der Landwirte gegen das Agrarpaket der Bundesregierung. Doch was genau kritisieren die Bauern?
Da wäre zunächst einmal die Umschichtung der Direktzahlungen aus der EU-Agrarförderung. „Diese Zahlungen sind notwendig, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein“, sagt Bodo Zier, Vorsitzender des Kreisbauernverbands und Geschäftsführer der Agrargesellschaft Prießnitz. Pro Hektar bekommen die Landwirte derzeit circa 280 Euro.
Fünf Prozent ökologische Vorrangflächen
Ein Drittel davon sei jedoch an die Bedingung geknüpft, mindestens fünf Prozent ihrer Ackerflächen für sogenannte ökologische Vorrangflächen zu nutzen. Das können beispielsweise Blühstreifen sein. Aber auch die Anpflanzung von Zwischenfrüchten kann darunter fallen. „Diese entziehen dem Boden aber Wasser, von dem er sowieso schon viel zu wenig hat“, sagt Jens-Uwe Kraft, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Langendorf.
Die Zwischenfrüchte sollen auch dem Erosionsschutz dienen. Das werde derzeit unter anderem damit erreicht, indem Ausfallgetreide mit Glyphosat totgespritzt wird. So bleibe die stabilisierende Funktion des Bewuchses erhalten, man spare Wasser und müsse den Boden bei der darauffolgenden Saat weniger bearbeiten, erklärt Olaf Heinrich, Landwirt und Aufsichtsratsvorsitzender der Agrargenossenschaft Gleina.
Das führt zum nächsten Kritikpunkt am Agrarpaket: Dem Insektenschutzprogramm und dem damit verbundenen, geplanten Verbot des Unkrautvernichters Glyphosat ab 2024. Das Mittel gilt laut einigen Studien als krebserregend. Doch gibt es Gegenbeispiele. So verweist Bodo Zier auf eine neue Langzeitstudie aus den USA, die keine erhöhte Krebsgefahr durch Glyphosat habe feststellen können. Jens-Uwe Kraft weist zudem darauf hin, dass Glyphosat in Deutschland in weitaus geringeren Mengen als beispielsweise in den USA eingesetzt wird, wo auf Feldern genveränderte Getreidearten angepflanzt werden, denen Glyphosat nichts ausmache. Die Landwirtschaft sei nach einem Verbot nicht die einzige Leidtragende. Laut Zier würden dann auch die Deutsche Bahn als größter deutscher Einzelverbraucher sowie die Kommunen Probleme bei der Unkrautbeseitigung bekommen.
Bauern forden Hilfe der Politik ein
Welche Wünsche und Forderungen haben die Landwirte also? „Dass mit uns und nicht nur über uns gesprochen wird“, macht Kraft deutlich. „Dass die Politiker gewillt sind, hinter uns zu stehen und uns zu unterstützen. Doch da geht der Populismus durch alle Parteien“, ergänzt Heinrich. Auch die Berichterstattung in den Medien sei nicht förderlich. „Wir würden gerne mehr Aufklärung betreiben“, sagt Jens-Uwe Kraft. Dabei machen die Landwirte bereits einiges, um ihre Arbeit in der Öffentlichkeit vorzustellen, so Besuche von Schulklassen in Betrieben sowie Hoffeste, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen.