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Landschaftspflegeprojekt Kayna-Süd Landschaftspflegeprojekt Kayna-Süd: Vierbeiner helfen Vögeln am Südfeldsee

Von Holger Zimmer 27.03.2016, 11:16
Rinder und Pferde beweisen sich als Landschaftspfleger.
Rinder und Pferde beweisen sich als Landschaftspfleger. Peter Lisker

Reichardtswerben - Für Jens Birger sind die jahrelangen wissenschaftlichen Untersuchungen zum Natur- und Landschaftspflegeprojekt Kayna-Süd abgeschlossen.  Laut dem geschäftsführenden Gesellschafter der beauftragten Firma Umgeodat  wurde sogar die Bewegung von Galloway-Rindern und  Konik-Pferden über das Positionsbestimmungssystem GPS verfolgt.

Es gab umfangreiche Untersuchungen zu Vegetation  und Vogelarten. Die Ergebnisse stellte er nun dem Umweltausschuss des Burgenlandkreises vor.  Birger sagte zur  Bewirtschaftung: „Sie erhöht   die Strukturvielfalt des Bewuchses.“ Negative Effekte würden erst  eintreten, wenn die Beweidung wegfiele. Das Problem mit einer Förderung sei derzeit, dass es sich   zum Teil nicht um  landwirtschaftlich anerkannte Flächen handele.

Heinz Bley, Geschäftsführer der Agrar GmbH Crawinkel in Thüringen, hat hier 230 Hektar Land   im EU-Vogelschutzgebiet gepachtet. Für ihn ist das ebenso  offenes Weideland  wie jedes andere Grünland. Das sei bundesweit so, aber  Bley denkt, dass  Irritationen  in den laufenden Gesprächen mit Oberer Naturschutzbehörde und Landwirtschaftsministerium ausräumt werden können. Denn sonst wäre die Arbeit auch im Sinne des Tourismus umsonst gewesen.

Das zuletzt nasskalte Wetter hat  den Tieren nichts  ausgemacht. Die jährliche Blutuntersuchung für die elf Galloway-Rinder am Südfeldsee ist Geschichte. Sie fühlen sich ebenso wohl wie die rund 50 Konik-Pferde.   „Die Fressen die Flugbahnen frei für  Bienen und seltene Vögel“, sagt der 56-Jährige. Dann fügt er hinzu:  „Ich sehe mich dabei als Dienstleister für die Landschaftspflege.“ Und die betreibt er  seit über 15 Jahren.

18 Angestellte hat die Firma, doch die Zahl der tierischen Mitarbeiter zählt nach Hunderten:    Konik-Pferde, Highland- und Galloway-Rinder, anderswo auch Schafe und Ziegen. Die Landschaft, die man heute  zwischen Reichardtswerben und Großkayna sieht, haben im Wesentlichen Vierbeiner gestaltet, denn im Zuge der Tagebaufolgelandschaft war viel Wildwuchs entstanden. Birken, die gefällt werden mussten, gehörten dazu.

Die Tiere selbst sollen  Goldrute, Pappeln und Ölweide verbeißen und so eine  Verbuschung verhindern. Letztere freilich wuchert dermaßen, dass  sie  trotzdem alle zwei Jahre geschnitten und gemulcht werden muss.

Auf jeden Fall seien es genügsame Rassen, die sich auf der Weide ergänzen, weil Rinder dieses und Pferde jenes Futter bevorzugten. Was die Vierbeiner tun,  bringt der  Agrar GmbH   zusätzliches Geld ein, weil der Fleischverkauf  allein  die Unkosten nicht decken würde.

Die Mitarbeiter müssen sich übrigens regelmäßig vor Ort kümmern, sehen Simone Brockmann und ihr Vater Emil nach dem Rechten. Zum Beispiel danach, ob noch alle Tiere da sind oder ob eine Stute gefohlt hat.

  Wilfried Burkhardt schaut sich ebenfalls vor Ort um, ist er doch als Großkaynaer Ortsbürgermeister oft in der Nähe.  Die einst selbstständige Gemeinde hatte den See, der zur Hälfte auf Weißenfelser Gebiet  liegt, gekauft und  auch mit Radwegen  touristisch erschlossen. 

Er selbst habe  schon 15 Brutpaare vom Bienenfresser und fünf  Rohrweihen gezählt. Aber auch Neuntöter und Rohrdommel seien anzutreffen. Hinzu komme, dass  mit den Leuten geredet werden müsse, wenn sie das Schutzgebiet mit dem Quad befahren. „Denn alle  wollen sich schließlich an der Natur erfreuen.“  (mz)