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Landesschule Pforta Landesschule Pforta: Vorgänger leitete Sternwarte

Von Klaus-Dieter Kramer 12.07.2018, 07:52
Historische Darstellung der Leipziger Pleißenburg mit der Sternwarte um 1804.
Historische Darstellung der Leipziger Pleißenburg mit der Sternwarte um 1804. KDK/Tageblatt/MZ (Repro)

Schulpforte - Wer im Wettbewerb „Jugend forscht“ in einer der Disziplinen das Finale erreicht hat, der konnte sein profundes Schulwissen, gepaart mit der Begeisterung für eine spezielle Wissenschaft, mit Kreativität und Pragmatismus, nachdrücklich unter Beweis stellen.

Stern-Analysierer

Philipp Matthias, dem Schüler der in Schulpforte angesiedelten Landesschule Pforta, ist das gelungen (MZ/Tageblatt berichtete). Der 18-Jährige baute voller Eifer für die Sternwarte seiner Schule ein Spektrometer: einen „vollautomatischen Stern-Analysierer“. Für diese Leistung erhielt Matthias einen Geldpreis in Höhe von 1000 Euro, gestiftet von einem Industrieverband. Man darf deshalb gespannt sein, wie sich der künftige Bildungsweg von Philipp Matthias, die Liebe zum Weltall und seine berufliche Zukunft entwickeln.

Matthias hat einen Vorgänger, der, wie auch er, in Schulpforte zur Schule ging und sich später sehr erfolgreich der Astronomie zuwendete. Allerdings vor über 200 Jahren. August Ferdinand Möbius wurde am 17. November 1790 sogar in Pforta geboren. Sein Vater, Johann Heinrich Möbius, war in Schulpforte Tanzlehrer, die Mutter, Johanne Katharine Christiane Keil (1756-1820) eine Nachfahrin von Martin Luther. Der Vater starb nur drei Jahre nach der Geburt von August Ferdinand. Nach dem Abitur an der traditionsreichen Landesschule Pforta studierte er zunächst Rechtswissenschaften, bevor er sich im zweiten Semester an der Universität Leipzig von 1809 bis 1814 dem Studium der Mathematik zuwendete.

Gauß setzte sich für ihn ein

Er promovierte mit einem Thema, das sich mit „Berechnungsmethoden für Bedeckungen von Fixsternen durch Planeten“ befasste. Ein Jahr später habilitierte sich Möbius 1815 mit astronomischen Arbeiten. Carl Friedrich Gauß (1777-1855), ein deutscher Mathematiker, Astronom, Geodät und Physiker, geehrt und geachtet wegen seiner überragenden wissenschaftlichen Leistungen, setzte sich mit seinem gewaltigen Einfluss für Möbius ein, der daraufhin 1816 zum außerordentlichen Professor und Oberservator der Leipziger Sternwarte berufen wurde.

1848 erfolgte hier seine Ernennung zum Direktor. Im Jahr 1846 wurde Möbius Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften und war einer der Mitbegründer der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Viele seiner Werke mit Untersuchungen zu den Wechselwirkungen zwischen Geometrie und Mechanik haben heute noch ihre Gültigkeit und große Bedeutung. Einer seiner astronomischen Aufsätze befasste sich 1834 mit diesem Thema: „Die wahre und die scheinbare Bahn des Halley’schen Kometen bei seiner Wiederkunft, anschaulich dargestellt und allgemein faßlich erklärt“.

Grab am Grassi-Museum

August Ferdinand Möbius starb am 26. September 1868 in Leipzig. Er wurde dort auf dem Alten Johannisfriedhof beerdigt. Der ist heute eine denkmalgeschützte Parkanlage, etwas versteckt hinter dem Grassi-Museum gelegen. Möbius’ ehemaliger Arbeitsplatz, die erste Leipziger Universitäts-Sternwarte (1790-1861), die im Turm der Pleißenburg untergebracht war, musste für das Neue Rathaus der Messestadt Platz machen. Der Turm wurde im Jahr 1891 abgerissen.

Abriss der Pleißenburg im Jahr 1899.
Abriss der Pleißenburg im Jahr 1899.
KDK/Tageblatt/MZ (Repro)
Der Astronom August Ferdinand Möbius, einst Pfortenser Schüler.
Der Astronom August Ferdinand Möbius, einst Pfortenser Schüler.
KDK/Tageblatt/MZ (Repro)