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Land und Leute Land und Leute: Nebras bunter Laden

Von Gisela Jäger 06.10.2020, 07:34
Katja (l.) und Kristin Stiemer freuen sich über ihr 30-jähriges Geschäftsjubiläum.
Katja (l.) und Kristin Stiemer freuen sich über ihr 30-jähriges Geschäftsjubiläum. Gisela Jäger

Nebra - „Kaum zu glauben, wie die Zeit vergangen ist“, stellt Katja Stiemer zu ihrem Geschäftsjubiläum fest. Wenige Tage vor dem 30-jährigen Bestehen blickte die Nebraerin zurück auf die turbulente Wendezeit und unter welchen Umständen kurz vor der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 ihr erstes kleines Geschäft im Wohnhaus am Wasserweg fast in einer Hauruck-Aktion eröffnet wurde.

Idee auf Reise gefunden

Ihre Familie hatte schon Jahre zuvor eine Annahmestelle für Sekundärrohstoffe betrieben. Mit der Wende zeichnete sich deren Aus ab. Nachdem die junge Frau mit ihrem Mann Joachim 1989 nach der Grenzöffnung in einem Ortsteil von Neuss (Nordrhein-Westfalen) einen guten Freund besucht hatte, entdeckte sie einen Kiosk, einen bunt gemischten Laden. Der Gedanke, solch ein Geschäft zu betreiben, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Zudem stellte sie fest, dass in Nebra die Nachfrage unter anderem nach schönem Spielzeug wuchs. Mit ihrem Mann fasste sie den Entschluss, ein Geschäft zunächst auf zehn Quadratmetern einzurichten. Regale wurden bestellt, aber nicht pünktlich geliefert. Die in Kassel eingekauften Waren standen indessen bereit zum Einräumen. Was tun? „Mein Mann besorgte von jetzt auf gleich die nötigen Bretter und Kleinteile und schraubte über Nacht Regale zusammen, so dass wir am Morgen darauf eröffnen konnten. Erwartungsvolle Menschen standen längst vor dem Geschäft. Das Angebot wurde sofort gut angenommen.“

Lotto als weiteres Standbein

Bereits zwei Jahre später zog der Geschäftszweig Lotto mit ein. „Wir mussten vergrößern, räumten unser Wohnzimmer ins Schlafzimmer und wandelten es zum Geschäftsraum um. Eine Dachkammer wurde für das Schlafzimmer eingerichtet.“ Die Entscheidung für Lotto eröffnete der Geschäftsfrau, die stets das Sortiment mit Spielzeug, Schreibwaren, Geschenkartikel und Ähnlichem auf die Bedürfnisse ihrer Kunden ausrichtete, ein zweites Standbein. Geschäftsrisiko hieß indes auch Durststrecken zu überstehen. Schon in den Anfangsjahren erschwerten Straßen- und Fußwegbauarbeiten am Wasserweg den Zugang zum Geschäft. Doch die meisten Kunden hielten die Treue, ebenso, als „Katjas Bunter Einkaufsshop“ von der Stadtmitte 2002 in den Erlenweg am Stadtrand in Räume des Supermarktes „Penny“ einzog. Elf Jahre später, 2013, stand der nächste Umzug an. „Penny kündigte den Geschäftsraum wegen Eigenbedarf, als dieser Markt umgebaut und erweitert wurde“, erinnert sich Katja Stiemer.

Viel Zeit zur Suche blieb nicht. Zum Glück kam das Angebot von Familie Bubam, die in der Schlossstraße bislang einen Laden für Garten- und Handwerksartikeln nebst Postdienstleistungen betrieb. Brigitte Bubam wollte altersbedingt kürzertreten. Wieder war Stress angesagt, um mit der Hilfe der Familie ohne zwischenzeitliche Schließung diesen Neuanfang zu bewältigen. Noch während im Erlenweg verkauft wurde, standen die Umzugskisten im Geschäft. Im Juli 2013 zeigte bereits über dem Laden in der Schlossstraße das Zeichen „Katjas Bunter Einkaufsshop“ den Neustart. Als nächster Zweig kam die Übernahme der Postfiliale hinzu. Brigitte Bubam schulte anfangs Katja Stiemer. Für die erforderliche Qualifikation besuchte Frau Stiemer eine Schulung in Hannover - all das neben dem Geschäftsleben. „Doch die Freundlichkeit und Dankbarkeit der Stammkunden, nette persönliche Worte oder mal das kleine Gespräch geben so viel zurück.“ Seit 2008 unterstützte Tochter Kristin ihre Mutter im Geschäft. Am 1. April 2017 folgte die Geschäftsübergabe an die nächste Generation. Die junge Frau, gelernte Gestaltungstechnische Assistentin, besuchte weitere Schulungen, um sich für die Geschäftsleitung fit zu machen. Mit der heute 33-jährigen Tochter kamen auch neue Ideen ins Sortiment. „Ich bin sehr stolz auf Kristin, die nun selbst mit Leib und Seele zur selbstbewussten Geschäftsfrau in ihre Aufgaben hineingewachsen ist“, freut sich Katja Stiemer.

Kleine Lina - nächste Generation?

An ihrer Seite hat die junge Frau zwei Mitarbeiterinnen. Selbst ist sie inzwischen Mutter einer 14 Monate alten Tochter. Ob die kleine Lina die dritte Generation sein wird? Mutter und Tochter meinen, das werde die Zeit zeigen. Auch wenn Katja Stiemer nur noch selten im Geschäft und im Notfall aushilft, sagt Kristin über ihre Mutter: „Ich danke ihr für ihr Vertrauen und dass sie mir diesen Weg ermöglicht hat. Sie berät und unterstützt mich nach wie vor und bringt sich oft mit der Sortimentswahl ein. Neue Ideen holen wir uns auf Messen oder in anderen Geschäften.“ Kristin Stiemer zeigt sich auch ihren Mitarbeiterinnen gegenüber dankbar, da diese während ihrer Elternzeit eine gute Arbeit geleistet haben.