Kulturnacht in Naumburg Kulturnacht in Naumburg: Einladung in Kunstscheune

Naumburg - Schöpferische Monate liegen wieder hinter der Naumburgerin Heike Minner. Was in diesen plastisch und auf Leinwand entstanden ist, stellt die 56-Jährige während der Naumburger Kulturnacht aus, die am Abend des 16. September anbricht. Dann steht auch Heike Minners Kunstscheune, An der Jakobsmauer 7, interessierten Gästen offen. Denen präsentiert die Gastgeberin neben ihren eigenen Werken auch Bilder von ihrem Vater Karl-Heinz Krocker, einst Kunsterzieher in Schulpforte, die aus ihrem Besitz stammen.
Ihr Vater sei ihr größer Kritiker gewesen, als sie sich in jungen Jahren zunehmend der Malerei zuwandte. „Ich war mir manches Mal nicht so sicher, ob das, was ich gemalt habe, mir auch gelungen ist“, erzählt sie. Rat holte sie sich deshalb beim Vater. Und der hielt nicht hinterm Berg, wenn etwas einer Veränderung bedurfte. Die Tochter machte sich seine Hinweise zu eigen - obwohl das nicht immer leicht auszuhalten gewesen sei, wie sie sagt. Ihr gehe die Plastik leichter von der Hand.
Anderen Weg eingeschlagen
„Ich wollte ursprünglich Keramikerin werden, was zu DDR-Zeiten angesichts der wenigen Lehrstellen aussichtslos war.“ Dennoch verschlug es sie in einen alten Handwerksberuf: die Buchbinderei. Allerdings merkte sie recht schnell, dass es nicht ihrem Naturell entspricht, in einer Werkstatt zu arbeiten. „Ich fühlte mich eingesperrt“, erzählt sie. Dann schlug sie einen Weg ein, von dem sie dachte, dass sie sich nie auf diesen begeben würde: Sie ließ sich in Halle im Fernstudium zur Erzieherin ausbilden.
Damit folgte sie beruflich ihrer Mutter Johanna Krocker. „Wenn ich Ferien hatte, war ich immer bei meiner Mutter mit im Kindergarten. Damals wollte ich nie Erzieherin werden, weil es viel zu anstrengend ist“, so Heike Minner. Doch als erwachsene Frau hatte sie dann einen ganz anderen Blick auf diesen Beruf, in dem sie sich von Anfang an sehr wohlfühlte. Mit den Knirpsen des Naumburger Waldkindergartens ist sie nun täglich in den Vormittagsstunden im Wald unterwegs - bei Wind und Wetter. Nicht los ließ sie die Jahre hinweg das plastische Gestalten. Als es nach der politischen Wende mehr zu kaufen gab als Suralin-Knete, wagte sie sich an Porträtpuppen. Für die erste Puppe dieser Art schnappte sie sich ein Babyfoto ihres Mannes Frank. Bis ins kleinste Detail, selbst die Babysachen nähte sie oder strickte sie getreu der Vorlage nach, fertigte sie dieses Babyporträt an. Verblüffend echt sitzt nun der kaum einjährige Frank Minner auf einem der Wohnzimmerschränke. Unzählige Porträtpuppen - die meisten Auftragswerke - entstanden in den folgenden Jahren. Dann suchte sich Heike Minner die nächste Herausforderung: Sie wollte mit Keramik arbeiten.
Im Winter entstehen Bilder
Für die Grundlagen, vor allem aber wegen des Brennofens, besuchte sie einen Kurs an der Volkshochschule. Weil ihre Keramikarbeiten an Umfang stetig zunahmen, meinte Ehemann Frank, dass es an der Zeit sei, sich einen eigenen Brennofen anzuschaffen. Gesagt. Getan. Doch den Ofen in die Scheune zu stellen - damit war es für Frank Minner nicht getan. Regelmäßig bestückt er nun den Brennofen mit den Keramikarbeiten seiner Frau. „Ich bin da viel zu aufgeregt, weil dabei ja etwas kaputtgehen könnte“, erklärt Heike Minner.
Die Unterstützung ihres Mannes reicht aber noch weiter. So regt er mitunter neue Ideen an und organisiert oder fertigt aus alten, defekten wieder brauchbare Bilderrahmen an, für die seine Frau dann die Bilder malt - und das meist im Winter. Dann habe sie mehr Zeit, sich neben der Plastik auch der Malerei zu widmen. „In einem Winter entstehen fünf oder sechs Bilder, von denen ich mich meist nicht trennen möchte, da steckt zu viel Persönliches drin“, erklärt sie. Da kommt es eben auch mal vor, dass sie auf Wunsch eines Gastes eine Kopie von einem ihrer Bilder anfertigt. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass sie mehr und besser malen könnte. „Hätte ich noch einmal ein Leben“, so Heike Minner, „würde ich Kunst studieren.“
››Geöffnet ist die Kunstscheune nicht nur zur Kulturnacht, sondern auch am Sonntag, 17. September, 16 bis 19 Uhr.