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Kriminalität in Naumburg Kriminalität in Naumburg: Mehr Polizei führt zu "deutlicher Beruhigung"

22.09.2017, 06:00
Polizisten auf dem Marktplatz in Naumburg
Polizisten auf dem Marktplatz in Naumburg Torsten Biel

Naumburg - Anfang Mai dieses Jahres geriet Naumburg bundesweit in die Schlagzeilen. Eskalierte Polizei-Einsätze, Morddrohungen auf dem Revier, aus Personalmangel kapitulierende Beamte - und mittendrin eine syrische Großfamilie, die unter anderem eine Shisha-Bar an der Ecke Lindenring/Fischstraße betreibt. Ein politischer Vor-Ort-Gipfel wurde eiligst einberufen, die Polizei-Präsenz in der Domstadt drastisch erhöht.

Doch wie sieht die Lage  jetzt, knapp fünf Monate später, aus? „Es ist deutlich ruhiger geworden. Größere Vorkommnisse rund um die im Fokus stehende Familie sind mir seitdem überhaupt nicht bekannt geworden“, sagt Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Neufang. Auch Nachbarn und Beobachter der Szene sprechen von einer deutlichen Beruhigung. Ob diese nur oberflächlich ist oder ganz andere Gründe als die gestiegene Polizeipräsenz hat, darüber wird nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt.

Polizei: Mit der Verstärkung der polizeilichen Präsenz wurde der Kontrolldruck erhöht

Ganz offiziell hingegen ist die Erklärung der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd: „Mit der Verstärkung der polizeilichen Präsenz wurde der Kontrolldruck erhöht. Die mit den Maßnahmen angestrebten Ziele wurden erreicht. Es ist eine deutliche Abnahme relevanter Verstöße (zum Beispiel Diebstahl-, Rohheitsdelikte) zu verzeichnen“, heißt es ganz allgemein. Zu konkreteren Fragen rund um die syrische Familie werden nach Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft keine genaueren Angaben gemacht.

Auch Landrat Götz Ulrich (CDU) hält sich als Sprecher einer im Mai aufgrund der Vorfälle gegründeten Arbeitsgruppe zurück: „Zu einzelnen Maßnahmen, die noch laufen, kann ich nichts sagen, um nicht ihren Erfolg zu gefährden.“ Sieben Mal habe sich die Arbeitsgruppe bisher getroffen. Die Zusammenarbeit der Behörden habe sich dadurch verbessert.

Landrat: „Parallelgesellschaften in Zukunft gar nicht erst entstehen lassen“

Das Modell soll - unabhängig  vom eigentlichen Anlass - aufrechterhalten werden, „um Parallelgesellschaften in Zukunft gar nicht erst entstehen zu lassen“, wie Ulrich in dieser Woche gegenüber Tageblatt/MZ meinte. Das Randalieren eines damals 21-jährigen Mitglieds der syrischen Großfamilie auf dem Naumburger Polizeikommissariats inklusive massiver Bedrohungen („Sperrt mich doch ein, ich habe nichts zu verlieren. Ich jage jedem einzelnen Bullen eine Kugel in den Kopf. Ich mache euch das Leben zur Hölle. Dann bin ich eben ein Cop-Killer.“) hat bisher übrigens noch nicht zu einer Anklage geführt.

„Die Ermittlungen laufen noch“, heißt es aus der Staatsanwaltschaft. Auch der Naumburger CDU-Landtagsabgeordnete Daniel Sturm, der im Mai seinen Parteikollegen und Innenminister Holger Stahlknecht um sofortige Unterstützung gebeten hatte, registrierte in den vergangenen Wochen eine Beruhigung: „Da sieht man, was eine verstärkte Polizei-Präsenz bewirken kann.“

Kontrollen in Naumburg sind inzwischen wieder heruntergefahren

Die Kontrollen sind inzwischen wieder heruntergefahren worden. Doch wurde das Problem der chronischen Unterbesetzung gelöst? „Das Polizeirevier Burgenlandkreis wurde mit sieben Polizeibeamten verstärkt. Diese Erhöhung  bedeutet auch eine Verbesserung für das Revierkommissariat Naumburg im Rahmen der Einsatzplanung“, heißt es dazu aus Halle.

Als ein Indiz dafür, dass das sichtbare Wild-West-Treiben an der Ecke Fischstraße/Lindenring vorerst beendet ist, kann man zudem die Polizei-Aussage werten, dass seit Beginn der Videoüberwachung dieses Bereiches im August „keine strafrechtlich relevanten Sachverhalte dort festgestellt worden sind“. (nt)

In dieser Naumburger Shisha-Bar an der Ecke Fischstraße/Lindenring kam es in der jüngeren Vergangenheit des Öfteren zu Polizeieinsätzen.
In dieser Naumburger Shisha-Bar an der Ecke Fischstraße/Lindenring kam es in der jüngeren Vergangenheit des Öfteren zu Polizeieinsätzen.
MZ