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In Vino Veritas  In Vino Veritas : Auf lange Sicht

Von Wolf-Dietrich Balzereit 08.02.2017, 13:39
Am Saale-Radwanderweg und der „Weinmeile“ gelegen - der „Steinmeister“ in den Roßbacher Weinbergen -, kann sich Chefin Maria Wartenberg  nicht über  mangelnden Zuspruch beklagen.
Am Saale-Radwanderweg und der „Weinmeile“ gelegen - der „Steinmeister“ in den Roßbacher Weinbergen -, kann sich Chefin Maria Wartenberg  nicht über  mangelnden Zuspruch beklagen. Torsten Biel

Am Samstagsnachmittag im Steinmeister. Der Kamin verbreitet wohlige Wärme, ein paar Gäste lassen sich die Weine des Hauses Sauer/Wartenberg schmecken. Ich nehme einen Traminer. Maria Wartenberg unterhält ihre Besucher, irgendwann kommt ihr Mann, Heinrich Sauer, dazu. Dann zeigt Maria Wartenberg stolz auf ein kleines schwarzes Schild, auf dem „Weingut Prof. Wartenberg“ steht. Und das wirft dann doch eine ganze Reihe Fragen auf, zumal auch die neu gestaltete Internet-Seite unter Weingut Wartenberg firmiert. Das war bislang anders. Weinbau „Der Steinmeister“ stand auf Seite und Flaschen, was seine weinbaurechtliche Begründung in dem Umstand hatte, dass die Trauben vom Steinmeister in den Kellern von André Gussek landeten und dort von Gussek und seiner Mannschaft gekeltert wurden.

Nun, Geschichten, dass Tochter Elisabeth nach ihrem Weinbau-Studium die Trauben perspektivisch selber keltern will, gibt es schon länger. Aber das Studium läuft noch, die Trauben werden nach wie vor bei Gussek verarbeitet. Aber offenbar nicht alle. Eine kleine Menge landet jetzt im Nachbargrundstück Weinberge 74, ehemals Holland, wo man eine kleine Kellerei in ein Wirtschaftsgebäude eingebaut hat. Verarbeitet werden dort die Trauben von Flächen, die Familie Wartenberg einst in die Winzervereinigung eingebracht hatte. Aus dieser ist man nun ausgetreten, und Maria Wartenberg hat die Flächen ihrer Tochter überschrieben. Das ist nicht viel, aber mit einem knappen Hektar eine Art Keimzelle. Johanniter wird dort verarbeitet, Muscaris, etwas Müller-Thurgau und ein besonderer Silvaner-Klon, sogenannter Fröhlich-Silvaner. Doch der Platz ist beengt, und es sollen ja weitere Trauben hinzukommen. 1,6 Hektar Rebflächen hat man dazu gepachtet. Vorrangig Piwis sollen hier gepflanzt werden. Johanniter, Muscaris und Regent. So will man den Pflanzenschutz minimieren, da die meisten Flächen hinter Wohngebäuden liegen; und Pflanzenschutz-Wolken überm Kaffee-Tisch sind nicht gut für das Nachbarschaftsverhältnis.

Um diese Trauben dann verarbeiten zu können, hat man die alte Schule in Almrich gekauft. In der Adresse Almrich 40 ist reichlich Platz. Und den Keller betreut mit Marius Seeliger der Freund der Tochter. Den hat man angestellt; und wenn Elisabeth in anderthalb Jahren ihr Önologie-Studium beendet hat, könnte das junge Winzerpaar sich nach Lust und Laune ausprobieren. Der erste Wein des neuen Gutes wird dieser Tage gefüllt, die 600 bis 800 Flaschen werden aber zunächst eine Rarität bleiben. Und Raum bieten für Spielereien wie beispielsweise einen Müller-Thurgau, der mit über 90 Grad Oechsle gelesen wurde.

Der weitaus größte Teil der Reben aus dem Hause Sauer/Wartenberg wird weiterhin bei André Gussek landen und von Heinrich Sauer betreut. Beide Professoren arbeiten auswärts und haben nur begrenzt Zeit, sich um ihre nunmehr zwei Betriebe zu kümmern. Da ist vorausschauendes Management notwendig. Da hilft es, wenn die nächste Generation Interesse am Weinbau zeigt.

Ob irgendwann mal alle Trauben selbst verarbeitet werden, hängt sicher von mehreren Faktoren ab: Wie fuchsen sich die jungen Winzer in den Beruf – die Qualität des Gussekschen Weinbaus zu erreichen, ist alles andere als eine einfache Aufgabe. Sauer/Wartenberg sind mit den von Gussek und seiner Kellermeisterin gezauberten Weinen hochzufrieden. Doch wie geht es bei Gussek selbst weiter? Steigen auch hier die Kinder ein? Für die nächsten zehn, 15 Jahre sicher kein Thema, aber die Professoren denken strategisch und langfristig. Geht die Familientradition doch auf 1952 zurück und soll noch lange fortgeführt werden.