Handwerk Handwerk: Geburtsstube Töpferwerkstatt

Naumburg/Kahlwinkel - Der Preisträger des Wenzelspreises von Naumburger Tageblatt/MZ, der am morgigen Donnerstag verliehen wird, sollte Hammer und Nagel bereitlegen. Denn der Preis ist ein Wandschmuck aus Fayence-Keramik, entstanden in der Töpferei Kröner in Kahlwinkel. „Vor einigen Jahren haben wir den Preis als Figur gestaltet. Nun war es Zeit für etwas anderes“, erklärt die 57-jährige Töpfermeisterin. Als Vorlage für die Malerei mit Aquarell-Farben dienten Fotografien des Naumburger Wenzelsbrunnens von Tageblatt/MZ-Fotograf Torsten Biel. Doch bevor zu den Pinseln gegriffen werden konnte, entstand die Platte, die im Ofen zweimal für acht Stunden bei 900 sowie bei 1.100 Grad Celsius gebrannt, später glasiert wurde. Der Magerton stammt aus dem Westerwald, wo es die größten Ton-Vorkommen Europas gibt. Die Farben wurden schließlich aufgetragen, mal aufgemalt und verwischt, mal eingeritzt.
Die Fayence-Keramik zählt neben dem salzglasiertem und dem Kaolin-Geschirr zu den Schwerpunkten der Werkstatt. „Allerdings machen wir auch viele Sonderanfertigungen nach dem Wunsch unserer Kunden“, erzählt Madleen Kröner. So lässt Gesellin Yvonne Zielinski an der Töpferscheibe besondere Krüge entstehen: „Ein Modellbahner benötigt für seine Anlage im Maßstab 1:11 für Güterzüge Säurebehälter“, berichtet die Töpfermeisterin weiter. Jedes Jahr entsteht zudem ein neues Fayence-Motiv der beliebten Geschirr-Serie; zuletzt das einer Krabbe. Mittlerweile gibt es eine Auswahl von 40 verschiedenen Gestaltungen. Die Produkte werden nicht nur vor Ort und auf Töpfer-Märkten verkauft. Mittlerweile gehen sie auch per Post, stets gut verpackt, auf Reisen: innerhalb Deutschlands, in andere europäische Länder oder sogar über den großen Teich in die USA.
In diesem Jahr begehen Madleen, ihr Mann Konrad, Yvonne Zielinski sowie Porzellanmalerin Barbara Kutterer einen besonderen Geburtstag: Die Töpferei wird 35 Jahre alt. Zwölf Lehrlinge wurden in jener Zeit ausgebildet. Madleen Kröner, aus Berlin stammend, hat ihren Beruf in der thüringischen Töpferstadt Bürgel gelernt. Die Begeisterung für das Handwerk ist in all den Jahren geblieben: „Es ist wunderbar, Arbeitsort und Zuhause auf einem Grundstück zu haben. Aber meistens sind wir in der Werkstatt anzutreffen“, sagt die Töpfermeisterin.
Gemeinsam mit ihrer Töpfer-Kollegin Kerstin Goschala aus Lobitzsch organisiert sie den Naumburger Töpfermarkt - seit Anbeginn und nunmehr 25 Jahren. Das Großereignis findet stets am letzten Augustwochenende auf dem Marktplatz statt und bildet einen der wichtigen Termine in der Töpferszene, die dann ihre Vielfalt und Einzigartigkeit unter Beweis stellt.