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Graffiti  Graffiti : Hässliche Spur durch die Stadt

Von Constanze Matthes 17.12.2019, 14:42
Graffiti in Naumburg und Bad Kösen: Die Buchstaben SFR sind unter anderem an der Ägidienkurie (Foto), in der Georgenstraße und am Domplatz sowie in der Kurstadt in der Konzertmuschel am Gradierwerk zu finden. Täter wurden bislang noch nicht ermittelt.
Graffiti in Naumburg und Bad Kösen: Die Buchstaben SFR sind unter anderem an der Ägidienkurie (Foto), in der Georgenstraße und am Domplatz sowie in der Kurstadt in der Konzertmuschel am Gradierwerk zu finden. Täter wurden bislang noch nicht ermittelt. Torsten Biel

Naumburg/Bad Kösen - Die drei Buchstaben SFR sind in Naumburg derzeit an vielen Gebäuden zu sehen. Gesprüht oder eingeritzt in das Mauerwerk. Die Schmierereien ziehen sich wie eine Spur durch Teile der Stadt wie Georgen- und Bahnhofsviertel und Domplatz. Selbst die mittelalterliche und historisch bedeutsame Ägidienkurie nahe dem Dom blieb nicht verschont. Auch Bad Kösen wurde nicht verschont. So finden sich Sprühereien an der Konzertmuschel.

In der Poststraße Ecke Blumenstraße prangen die Lettern, in der Sprayer-Szene kurz Tag genannt, auf der Giebelwand einer Garage. Es ist das Grundstück der Familie Mehlig. „Ich bin restlos bedient. Ich weiß nicht, was ich machen soll“, sagt Sylke Mehlig. Schon vor drei Jahren wurde ihr der Giebel eines anderen Gebäudes mit Teer beschmiert. Nun dieses dreifarbige Graffito. Und die Versicherung - eine große, deutschlandweit bekannte - kündigte bereits an, nicht für den Schaden aufzukommen. „Graffiti-Schäden sind in der Gebäudeversicherung ein eigener Baustein, der natürlich auch mehr kostet“, erklärt die Naumburgerin, die auch Müll, der über ihren Zaun geworfen wird, beklagt.

Laut einer älteren, noch nicht aktualisierten Studie des Deutschen Städtetages belaufen sich die Kosten illegaler Graffiti in Deutschland auf mindestens 200 Millionen Euro jährlich.

In der Untersuchung wurden indes nur 26 Städte mit einer Einwohnerzahl von 100000 Einwohner aufgenommen. Die Hälfte der Summe entfiel dabei auf öffentliche Verkehrsmittel. Allein die Deutsche Bahn schätzt die Schäden durch Vandalismus und Graffiti im vergangenen Jahr auf 38 Millionen Euro. Während die Zahl der Vandalismus-Fälle leicht zurückging, stieg die der illegalen Schmierereien um acht Prozent.

Auch das Polizeirevier Burgenlandkreis kann den steigenden Trend speziell für Naumburg bestätigen: „Die Tendenz zeigt nach oben“, sagt Polizeisprecher Thomas Ortmann auf Tageblatt/MZ-Nachfrage. Waren 2017 in Naumburg 31 illegale Graffiti als Anzeige erfasst worden, sind für das vergangene Jahr bereits 43 Fälle in der Statistik registriert. Die Aufklärungsquote betrug 2017 nur 9,7 Prozent, im vergangenen Jahr 11,6 Prozent. Die Polizei wird den Sprayern auf unterschiedliche Weise habhaft. „Entweder erhalten wir Zeugenhinweise oder eine Streife erwischt den Täter auf frischer Tat“, so Ortmann weiter.

Jörg Iwan, Inhaber des Geschäftes „Level-Two“ für Skater- und Streetwear in der Herrenstraße, beschäftigt sich mit dem Thema Graffiti. Er ist Mitglied des Alternativen Rollsportvereins, der mit einer Skateranlage im Steinkreuzweg ansässig ist und auch Wettbewerbe veranstaltet. Dort gibt es Wände, die Sprayer legal zur Verfügung stehen. Von den illegalen Schmierereien hält er wenig. „Ich mag sie nicht. Das sieht nach nichts aus. Es geht einfach nicht, private Fassaden anzugreifen“, kommentiert der 38-Jährige die Schmierereien.

Er fordert, dass mehr Flächen in der Stadt freigegeben werden, an denen sich die Sprayer legal ausprobieren können. Ein Weg, den bereits Städte auch erfolgreich einschlagen, um illegales Graffiti einzudämmen. „Die Sprayer wollen sich mitteilen und die Öffentlichkeit mitgestalten“, so Iwan. Dass für Sprayer indes gerade der besondere Reiz auch darin liegen könnte, etwas Verbotenes im Schutz der Nacht zu tun, mag er jedoch nicht abstreiten. Wer hinter dem Kürzel „SFR“ steht, weiß er nicht. Die drei Buchstaben tauchen auch in anderen Städten und Ländern auf. Im Nachrichtendienst Twitter und Foto-Netzwerk Instagram stehen Bilder ähnlicher Graffiti.