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Fußball Fußball: Zusammenhalt und Spaß

Von MATTHIAS VOSS 08.12.2011, 19:24

GROSSGÖRSCHEN/MZ. - "Viva la Kappe" - diesen Schlachtruf hört man zu jedem Heimspiel des VfB Scharnhorst Großgörschen in der 1. Fußball-Kreisklasse. Kappe - das war der Spitzname von David Arndtz, der im Mai im Alter von 30 Jahren nach einem Herzinfarkt verstarb. Der Spieler des VfB bleibt so - und auch mit den Initialen "D. A." auf dem Trikot der Scharnhorster - unvergessen.

Doch sein Tod war nicht der einzige Rückschlag für die Großgörschener Fußballer. Nach drei Jahren Landesklasse ging es vor sechs Jahren runter bis in die letzte Liga, die zweite Kreisklasse. Dann starb 2008 nach langem Krebsleiden Vereinsvorsitzender und Fußball-Abteilungsleiter Karl-Heinz Rittmann. Und vor wenigen Wochen brannte zu allem Übel auch noch das Sportlerheim komplett ab. Glück im Unglück: Wenigstens der Kabinentrakt blieb unbeschadet.

"Niemand im Verein lässt den Kopf hängen. Ich habe das Gefühl, dass alle nach den vielen Unglücken nur noch enger zusammengerückt sind", sagt Tino Prößdorf, ehemaliger Landesklasse-Akteur und jetzt Trainer in Großgörschen. Prößdorf ist die treibende Kraft seit dem Neuanfang in der 2. Kreisklasse. Der war nötig, denn beim VfB hatte man den Fehler gemacht, die einheimischen Kreismeister-Spieler nach dem Aufstieg in die Landesklasse mit auswärtigen Fußballern zu verdrängen.

"Natürlich wollten alle einfach nur Fußball spielen, aber der damalige Trainer brachte lieber Sportler von außerhalb in die Mannschaft. Da habe ich dann auch hingeschmissen", so der mittlerweile 38-Jährige Thomas Roth, der aber nach dem Umbruch sofort wiederkehrte. "Wir waren eine eingeschworene Gemeinschaft und kannten uns schon von der Jugend an. Das wirft man nicht so einfach weg."

Zwar gelang sofort der Aufstieg in die 1. Kreisklasse, aber seitdem ging es nicht weiter hoch. Doch das scheint niemanden beim VfB Scharnhorst so richtig zu stören. Wichtiger sei der Zusammenhalt und der Spaß am Sport, erklärt Prößdorf und erzählt von Partien, nach denen man anschließend noch stundenlang zusammengesessen habe. "Auch am Abend nach dem Tod von David war die Mannschaft komplett versammelt", erzählt Tino Prößdorf.

Das gewachsene Gemeinschaftsgefühl ist wohl nötig in Großgörschen. Denn mit dem Tod des Vereinsvorsitzenden Rittmann und dem Brand des Sportlerheims ging viel verloren. Auch materiell. Pokale, Wimpel und Erinnerungsfotos - sogar aus der Zeit der Vereinsgründung von 1932 - sind für immer verloren. "Das ist besonders bitter. Aber vielleicht hat ja jemand noch alte Fotos von den VfB-Fußballern, die er uns zur Verfügung stellen kann", sagt der Trainer und ruft damit die Bevölkerung auf, mal in alte Schuhkartons zu gucken.

Trotzdem will man beim VfB Scharnhorst Großgörschen nicht in der Vergangenheit leben. Der Blick geht in die Zukunft, auch für die vielen Kinder, die in den Nachwuchsmannschaften spielen - und als Erwachsene vielleicht irgendwann mal wieder in der Landesklasse. Dann würde auch der Internetauftritt der Ortschaft Großgörschen bezüglich der VfB-Fußballer wieder stimmen. Denn dort ist die erste Mannschaft noch als Landesklasse-Vertreter ausgewiesen.