Floorball Floorball: Hinter Gitter

Weissenfels/MZ - Das Probetraining war schon anstrengend genug. Doch dann kommt es ganz dicke. Vier gestandene Floorball-Bundesliga-Akteure des UHC Sparkasse Weißenfels marschieren auf mich zu. Jetzt muss ich das gelernte umsetzten. Die deutschen Meister und Nationalspieler visieren an, ziehen ab. Ich höre die Bälle nur noch zischen. Einer klatscht an den Pfosten, zwei sind drin und einen habe ich tatsächlich aus der Luft gefischt. So fühlt es sich also an als Floorball-Torwart. Beeindruckend.
Denkfalten beim Anziehen
Ich gebe zu, als ich erstmals ein Floorball-Spiel sah, musste ich beim Anblick der Schlussmänner schmunzeln. Ohne Schläger rutschen die auf den Knien über das Parkett. Wie das Putzen des Strafraums wirkte das auf mich. Diesen Meinung habe ich längst revidiert und schon bevor es mit dem Selbstversuch richtig los geht, steigt meine Achtung aufs neue. Allein das Anziehen der Ausrüstung treibt mir nämlich einige Denkfalten und dann tatsächlich den Schweiß auf die Stirn. Lars Schauer drückt mir eine große Sporttasche in die Hand. „Zieh dich erstmal um“, sagt der UHC-Keeper trocken. Beim Anblick des Inhalts rätsel ich: In welcher Reihenfolge soll ich mir das alles nun überstreifen?
Ich bin zu Gast bei einem UHC-Sondertraining für Jugend-Torhüter. Schauer, der zu Beginn der aktuellen Bundesliga-Saison aus Leipzig nach Weißenfels zurückkehrte, gibt den Ton an. Die Gelegenheit, eine ganz exklusive Perspektive einzunehmen. Also los. Hodenschutz, laut Schauer besonders wichtig, Kniepolster, gefütterte Hose, Muskelshirt mit Brustschutz, gepolstertes Langarmtrikot, Handschuhe, Helm mit Gitter auf, fertig. Die Klamotten sind Klimatechnisch nicht gerade optimal. Draußen sind Minustemperaturen, mir ist aber bevor es überhaupt richtig losgeht schon viel zu warm. Nach einem kurzen Aufwärmspiel greife ich erstmals zur Wasserflasche und Handtuch. Na das kann was werden.
Verschnaufpause mit Lerneffekt
Es folgt eine Trockenübung. Durchatmen, danke. Schauer will sehen, wie die Jugendlichen vor dem Tor ihre Grundposition einnehmen. Da ich davon ja keinen echten Plan habe, lasse ich meinen jungen Kollegen den Vortritt. Spicken ist angesagt. Schauer korrigiert, gibt Tipps. Nun bin ich dran - und begehe prompt einen Kardinalsfehler. Zwar kniee ich wohl korrekt, doch sofort höre ich von hinten, wo sich meine Mitstreiter postiert haben, im lauten Chor: „Füße zusammen.“ Ich drehe mich mit fragendem Blick um. „Wenn du die Füße im Kniesitz auseinander lässt, kannst du getunnelt werden“, werde ich aufgeklärt. Das leuchtet ein und wird mir später tatsächlich das ein oder anderer Mal helfen, ein Tor zu verhindern.
Nur mit dem Kopf
Los geht’s dann mit Wurfübungen. Definitiv nicht meine Stärke. Es gibt zwei Varianten. Den tiefen und den hohen Auswurf. Schauer macht’s vor, die drei Mädchen und vier Jungen zwischen elf und 15 Jahren zeigen ihre Fertigkeiten. Dann ich. Ich will geradeaus werfen, doch der Ball überlegt es sich mehrmals anders, biegt meist nach links ab. Besser schlage ich mich beim Fangen. Das klappt sehr gut.
Dann wird es ernst. Helm auf, ab ins Tor. Es wird scharf geschossen. Das Gemeine ist die ungewohnte Sicht: Hinter Gitter. Aber spätestens beim ersten Kopftreffer bin ich diesem Schutz dankbar. Ebenso den Kniepolstern, die das ganze rumgerutsche halbwegs erträglich gestalten. Meine Lieblingsübung: Hände auf den Rücken und mit dem Kopf abwehren. Viel zu anstrengend hingegen das ganze dann nur mit den Beinen und Füssen zu bewerkstelligen. Muskelkater! Lustig sind die Reaktionsübungen. Das Tor soll in einem Meter Abstand und Blick zur Wand gehütet werden, während ein Hintermann die Bälle wie beim Billard über Bande an mit vorbeiwerfen soll. Ich mutiere zum Fliegenfänger.
Zum Abschluss ein Duell. 56 Schüsse verteilt auf acht Torleute. Unser geheimer Tipp: 31 gehen rein. Die Feldspieler sagen 30. Wir werden 32 Mal geschlagen und gewinnen. Die Feldspieler dürfen abbauen. Meine persönliche Bilanz: Zwei gehalten, zweimal Pfosten, einer vorbei und nur zwei gehen rein. Schauer: „Für den Anfang nicht schlecht. Aber das Werfen musst Du noch mal üben.“ Mein Fazit: Großer Spaßfaktor, aber unheimlich anstrengend.