Einmaliger Dreiklang Einmaliger Dreiklang: Eiserne Glocken läuten ein neues Zeitalter ein

Pörsten - Die drei Glocken der Pörstener Kirche können wieder geschlagen werden. Der Glockenbauer Laszlo Szabo, ein Ungar, der in Deutschland lebt und in Artern seine Werkstatt betreibt, hat es möglich gemacht. Sabine Buchal vom Gemeindekirchspiel erzählt, wie sich der 73-Jährige die Klöppel um den Hals gehängt hat, um die schweren stählernen Teile über den Dachboden und die schmalen Stiegen hinunter und die neuen bronzenen wieder nach oben zu transportieren.
Auch die Glocken mussten komplett aufgearbeitet werden. Das heißt, dass die Abnutzungserscheinungen durch den Klöppelschlag geschweißt werden mussten und auch die Aufhängung wurde um 90 Grad gedreht. Dadurch schlägt der Klöppel nun auf unverbrauchtes Material. Und am Ende mussten die Glocken so gehängt werden, dass sie in dem kleinen Raum per elektrischem Impuls auch geschlagen werden können.
1922 bekam die Gemeinde den eisernen Ersatz
Ein Schaltkasten regelt das und hält die Turmuhr in Gang. Nun schlägt eine der Glocken am Tag alle halbe Stunde und auch zum Feierabend um 18 Uhr ist sie zu hören. Sonnabends um diese Zeit erklingen sogar alle drei Glocken. Einmalig. Zudem sind sie zu kirchlichen Zeremonien in der Kirche, am vierten Advent und Weihnachten zu hören.
Ihre Vorgänger, die komplett aus Bronze waren, sind im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen worden. 1922 bekam die Gemeinde dann den eisernen Ersatz. So steht auf einer „Erz gab ich, Eisen empfing ich“. Auf der zweiten ist „Gott schütze und segne Deutschland“ zu lesen und die dritte ziert der Spruch „Gott zur Ehre, den Nachkommen zur Lehre“. Pfarrer Armin Pra sagt: „17 Jahre später hat daran niemand mehr gedacht.“ Da begann der Zweite Weltkrieg.
Geld gab es in den DDR-Zeiten für die Erhaltung nicht
Sabine Buchal, die nach der Wende mit ihrem Mann und der Familie einen Milchviehbetrieb in der nahen Feldmühle übernahm, ist hier getauft worden und auch die Konfirmation hat sie in dem Gotteshaus gefeiert. Vier Mädchen und ein Junge standen damals in schicken Gewändern im Altarraum. Es waren feierliche Augenblicken. Doch bereits ein Jahr später wurde die Kirche geschlossen.
Geld gab es in den DDR-Zeiten für die Erhaltung nicht und so dauerte es bis 1999 - also 33 Jahre - bis sich wieder etwas getan hat. Ihr Vater Rudolf hat sich in den letzten Jahren vor seinem Tod sehr für das Gotteshaus eingesetzt und auch die geätzten Fensterscheiben aus einem Betrieb in Granschütz besorgt. Sie sind eine kleine Rarität. Als er 1999 starb, haben Buchals die Kirche auf Vordermann gebracht und ihn mit einem Gedenkgottesdienst gewürdigt.
„Weil sonst im Dorf nichts los ist, stärken solche Höhepunkte die Gemeinschaft“
Dann wurde die elektrische Anlage saniert und das Dach neu eingedeckt. Auch eine neue Holzdecke wurde eingezogen. Während Pfarrer Pra sagt, dass das Dach auch die nächsten 100 Jahre dicht hält, verweist er auf die Fassade, die man in nicht allzu großer Ferne sanieren will. Der später angebaute Zugangsbereich soll irgendwann mal verschwinden, weil er das Gesamtbild der Kirche stört.
Doch angesichts des kleinen kirchlichen Geldbeutels kann alles nur in kleinen Schritten passieren. Jahreszahlen im Innern zeigen, dass stets viel Zeit vergehen musste, bevor wieder eine Renovierung oder Sanierung durchgeführt werden konnte. Die Zeit dazwischen war mitunter lang.
Auch für Konzerte ist das Gotteshaus zuletzt schon genutzt worden. So sind hier bereits weißrussische Künstler aufgetreten. „Weil sonst im Dorf nichts los ist, stärken solche Höhepunkte die Gemeinschaft“, sagt Sabine Buchal und ist sich darin mit Armin Pra einig. Damit zeige man, dass die Kirche im Dorf lebt. (mz)
