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Dörfliches Leben  Dörfliches Leben : Ein Problem-Marder nervt

Von Gerd Stöckel 22.12.2016, 10:44
Posierliches Kerlchen, das allerdings auch Schäden macht: ein Marder.
Posierliches Kerlchen, das allerdings auch Schäden macht: ein Marder. Archiv

Zeuchfeld - Ein Steinmarder nervt Zeuchfelder und beschäftigte jüngst den Gemeinderat Freyburg. Das Tier hat über dem Gemeindesaal im Freyburger Ortsteil sein Domizil. Dort bewohnt es einen Hohlraum zwischen der Dachbodendielung und abgehängter Saaldecke. Eierschalen, Kot und Haufen von Isolierwolle auf den Deckenplatten zeugen von seiner Anwesenheit. Vor allem aber seine Ausscheidungen, die durch die Platten der Kassettendecke sickern. „Es jaucht“ , beschrieb Manuela Otto, die Vorsitzende des Zeuchfelder Heimat- und Kulturvereins die Situation. Es muss etwas geschehen, findet sie. Doch was, das ist die Frage. Udo Mänicke, Freyburgs Bürgermeister, ist ratlos. Der Verein, als Nutzer des Saals, sollte sich bei der Suche nach einer Lösung stärker einbringen, findet er.

Vor über einem Jahr hatte die Stadt ein System installieren lassen, dass den Marder mit Ultraschall vertreiben sollte. Das wirkt genauso wie beim Auto - also oft nicht. Über 2000 Euro hat die Gemeinde laut Mänicke dafür ausgegeben. Der Erfolg war vorübergehend. Der Marder ist zurückgekehrt, hat sich möglicherweise an den Ultraschall gewöhnt.

Der Marder, so Henry Otto, Ehemann der Vereinsvorsitzenden und zudem Jäger, habe womöglich schon immer im alten Gasthof gewohnt. Zum Problem-Marder wurde er, als vor zehn Jahren eine neue, untergehängte Decke eingebaut worden ist und etwas später auf dem Dachboden Dielen aufgebracht worden sind, damit der sicher betreten werden kann. Diesem Zweck entsprechend bedecken die Dielen lediglich den begehbaren Bereich. So hat der Marder von oben bequem Zugang zum Hohlraum unter den Dielen.

Der Marder könnte ausgesperrt werden, wenn die Lücken in der Dielung des Dachbodens geschlossen werden, heißt es im Verein. „Das wäre die sinnvollste Lösung“, findet auch Vereinsmitglied Fred Jänicke. Eine Lösung, die allerdings nicht zum Nulltarif zu haben wäre. Bürgermeister Mänicke hingegen ist skeptisch. „Der Marder wird einen Weg finden“, ist er sicher. Man könne angesichts des ungewissen Erfolges nicht solchen Aufwand treiben.

Mit Steinmardern (Foto) sind hierzulande vor allem Kraftfahrer konfrontiert, wenn die Tiere den Motorraum entern und dort die Technik lahmlegen. Steinmarder, so gibt das Internet Auskunft, sind regelmäßig in der Nähe des Menschen zu finden. Nachtaktiv ziehen sie sich tagsüber in ein Versteck zurück, und oft sind das eben Dachböden oder Ställe.

Der Saal des einstigen Gasthauses in Zeuchfeld, das vom Verein nur zu bestimmten Anlässen genutzt wird, ist für den Marder ein gutes Quartier, das er so schnell nicht aufgeben wird. Nun finden sich in solchen Fällen immer auch Befürworter drastischer Lösungen. Die Vereinsvorsitzende will sich darauf nicht einlassen. Man wolle weder Ärger mit Tierfreunden noch mit der zuständigen Behörde.

Tageblatt/MZ hat bei Wolfgang Koschel, dem zuständigen Sachgebietsleiter beim Kreis, nachgefragt, was der Verein darf. Unter Beachtung des Jagdgesetzes und des Tierschutzgesetzes könne dieser Fallen stellen. „In diesem Fall können Lebendfangfallen oder zugelassene Todschlagfallen zum Einsatz kommen. Auch sachkundige Personen können beauftragt werden“, heißt es in der Antwort der Behörde. Dort verweist man auch darauf, dass es in Zeuchfeld sechs Jäger gibt: „Wenn man mit denen das Gespräch sucht, erhält man bestimmt wichtige Hinweise.“

Henry Otto, wie gesagt einer der Jäger im Dorf, berichtet indes, er habe versucht, das Tier in einer „Lebendfangfalle“ dingfest zu machen. Nicht der Marder, wohl aber Katzen seien in die Falle gegangen. „Marder sind schlau“, sagt Otto. Er hat wenig Lust, die Fallenstellerei weiter zu treiben. „Da werde ich bald für jede verschwundene Katze verantwortlich gemacht.“

Manuela Otto macht keinen Hehl daraus, dass sie mehr Unterstützung von der Stadt erwartet. Der gehöre schließlich das Gebäude. Und in Zeuchfeld, wo viele gern auf die Rücklagen verweisen, die die einst selbstständige Kommune bei der Eingemeindung nach Freyburg mitbrachte, dürften diese Sicht viele teilen. „Es wäre nur schade, wenn sich Stadt und Verein da nicht einigen können“, findet Fred Jänicke. Wenn sich der Verein aus der Bewirtschaftung des Saals zurückziehen würde, wäre das ein Verlust für das dörfliche Leben.