Deutsches Rotes Kreuz Deutsches Rotes Kreuz: Abkehr vom Geschäftsführer

Naumburg/Nebra - Das Modell der Kreisgeschäftsführung hat nun auch im DRK-Kreisverband Naumburg/Nebra ausgedient. Sich von diesem Modell zu trennen - eine Überlegung, die das Präsidium schon lange gehegt habe -, beschlossen die Delegierten während ihrer diesjährigen Kreisversammlung. Somit leitet fortan ein hauptamtlicher Vorstand den hiesigen Kreisverband.
Damit folge man „einem bundesweiten Trend, das ehrenamtliche Satzungsmodell in ein hauptamtliches zu ändern und den Vorstand die Geschäfte führen zu lassen“, erklärte Sebastian Berger, der satzungsgemäß zum hauptamtlichen Vorstand gewählt worden ist. Mit diesem „moderneren System“, wie es Kreisverbandspräsident Michael List nennt, wurde das ehrenamtliche Präsidium aus der Haft entlassen. Zuvor hätten sich wegen der Trennung von handelnden und haftenden Personen stets wichtige Entscheidungsprozesse verzögert, so Berger. Zeit ist aber das, was man sich in dieser schnelllebigeren Welt nicht mehr nehmen kann. „Wenn Kostenträger beispielsweise Angebote unterbreiteten, hatte darüber bislang das Präsidium zu entscheiden, dass dafür zusammenkommen musste. Wegen der Einladungsfristen gingen schon mal sechs Wochen ins Land“, erklärt Berger.
Zu Beginn seiner Zeit als hauptamtlicher Vorstand arbeitete der 29-Jährige in allen DRK-Bereichen - wie der Kindertagesstätte, den Sozialstationen, den drei Pflegeheimen oder auch dem Soziotherapeutischen Zentrum - , jeweils drei Tage zur Probe, um sich einen Überblick über Probleme und notwendige Veränderungen zu verschaffen und auszuloten, wo das DRK als Dienstleister sich welchen Bedürfnissen widmen müsse. Sein Fazit: „Es gibt viel Nachholbedarf.“ So habe er einen Investitionsstau sowie reichlich Optimierungspotenzial ausgemacht und viele Förderprogramme erschlossen.
Sei es die Erarbeitung einer überfälligen einheitlichen Konzeption für die Pflegeheime, die Abkehr von der Pflegedokumentation auf Papier hin zur effektiveren digitalen, die Abschaffung des Teildienstes im Pflegebereich, die Straffung von internen Arbeitsabläufen in der Verwaltung, wodurch sich neue Arbeitsfelder erschließen würden, oder die noch ausstehende digitale Vernetzung der Einrichtungen untereinander - es gebe viel zu tun, meint Berger. Neu sei auch die Erarbeitung eines Wirtschaftsplans, den er am liebsten für fünf Jahre aufstellen würde. Vorerst müsse es eine Dreijahresplanung tun. Noch im September solle das Präsidium entscheiden, ob der Kreisverband eine Servicegesellschaft gründen wolle, wobei Berger seiner „Philosophie“ folge, „mit viel mehr regionalen Partnern zusammenzuarbeiten“. Wichtig ist ihm, bei allen Veränderungen, die Mitarbeiter auf alles Neue einzustimmen. So würde mit ihnen in Kürze ein Veränderungsmanagement durchgeführt.
Das Präsidium habe sich für Berger als hauptamtlichen Vorstand entschieden, weil er als Schatzmeister von 2017 bis 2018 mitwirkte und Anfang des Jahres als stellvertretender Geschäftsführer im DRK vom Ehren- ins Hauptamt gewechselt war und das DRK außerdem aus seiner vorherigen beruflichen Tätigkeit sehr gut kenne. Als institutioneller Betreuer bei der Bank für Sozialwirtschaft war er bereits für das hiesige DRK zuständig.
Sabine Marschel habe indes ihre Tätigkeit als Kreisgeschäftsführerin aus gesundheitlichen Gründen beendet. Berger: „Wir bedauern ihr Ausscheiden und danken ihr für ihre Arbeit sowie die jahrzehntelangen Verdienste für die Entwicklung des Verbands und wünschen ihr alles Gute.“