Abweichende Zahlen und wechselnde Regeln Corona im Burgenlandkreis: Das sind die drängendsten Fragen zur Pandemie

Weissenfels - Was heute gilt, das kann morgen schon überholt sein. Es ist nicht leicht, in Zeiten der Pandemie den Überblick zu behalten.
Wie steht der Burgenlandkreis im Vergleich zu anderen Landkreisen da?
Was die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz anbelangt, liegt der Burgenlandkreis im landesweiten Vergleich auf Platz zwei. Der Wert hat am Donnerstag die Grenze von 50 Neuinfizierten pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche überschritten, womit der Landkreis - zumindest inoffiziell - als Risikogebiet zählt. Das Jerichower Land hat diese Marke bereits am Mittwoch überschritten, die kreisfreien Städte Halle und Magdeburg liegen noch leicht darunter.
Die bundesweit durchschnittliche Inzidenz hatte ebenfalls am Mittwoch die 50er-Marke überschritten. Über ein Drittel der Landkreise und kreisfreien Städte Deutschlands liegen bereits über dieser Marke. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) wiesen am Donnerstag sogar 34 von ihnen eine Inzidenz über 100 auf. Diesbezüglich liegt der Burgenlandkreis also im Mittelfeld.
Warum unterscheiden sich die Infizierten-Zahlen, die der Landkreis, das Land und das Robert-Koch-Institut angeben?
Der Grund dafür ist, dass die Zahlen nur mit Verzögerung von einer Stelle zur nächsten geleitet werden können. Das Gesundheitsamt gibt die Daten erst an das Sozialministerium Sachsen-Anhalts und an das RKI weiter, nachdem die Infektionen durch die Labore bestätigt und die Kontaktpersonen ermittelt sind.
„Wir wissen, wie viele positive Fälle es aktuell im Landkreis gibt. Bis diese Meldung aber ins System des RKI eingepflegt ist, können Tage vergehen“, sagt Amtsärztin Dr. Ina Schmidt. Deshalb ist der Burgenlandkreis vom RKI noch nicht als Risikogebiet eingestuft. Die MZ Weißenfels verwendet immer die aktuellen Daten der Kreisverwaltung.
Wohin darf ich jetzt noch innerhalb Deutschlands reisen?
Zunächst überall hin, da für Reiseeinschränkungen die offizielle Einstufung des RKI als Risikogebiet gilt. Wenn es soweit ist, wird es aufgrund des bundesweit unterschiedlich geregelten Beherbergungsverbots komplexer. Privatbesuche sind weiterhin überall in Deutschland möglich, da die Einschränkung nur für Übernachtungen in Hotels und Herbergen gilt. Reisende aus einem Risikogebiet ist dies dann nur mit dem Nachweis eines negativen Corona-Tests erlaubt.
Dieser darf zudem nicht älter als 48 Stunden sein. Derzeit kippen jedoch viele Gerichte in den Ländern die Beherbergungsverbote, weshalb sich Reisende immer aktuell auf den Internetseiten der jeweiligen Bundesländer informieren sollten. Auch Landrat Götz Ulrich (CDU) und Ina Schmidt sprechen sich gegen das Verbot aus, zumal der Urlaub im Inland im Burgenlandkreis für gerade einmal zwei Prozent der Infizierten verantwortlich ist.
Welche Altersklassen sind im Burgenlandkreis derzeit am meisten vom Coronavirus betroffen?
Während es im Sommer zumeist jüngere Menschen und vor allem Reiserückkehrer waren, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, sind nun hauptsächlich Menschen zwischen 51 und 70 Jahren betroffen, wie aus Zahlen des Gesundheitsamts hervorgeht. Es folgt die Gruppe der 31- bis 50-Jährigen, während die Altersklassen von 18 bis 30 Jahren und die über 70-Jährigen in etwa gleich auf liegen.
Da vor allem letztere der Risikogruppe angehören, steigt damit auch die Gefahr schwerwiegender Krankheitsverläufe, die mitunter tödlich enden können. So waren die letzten drei Menschen, die im Burgenlandkreis im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben sind, alle über 80 Jahre alt.
Warum dürfen inzwischen Zahlen zum Infektionsgeschehen in den einzelnen Gemeinden und Daten zu den Verstorbenen bekannt gegeben werden?
Lange hat sich die Kreisverwaltung mit diesen Informationen zurückgehalten. „Bei niedrigen Fallzahlen waren die Personen identifizierbar, was Stigmatisierungen zur Folge haben konnte“, sagt Landrat Götz Ulrich. Inzwischen seien die Fallzahlen aber so hoch, „dass kaum Rückschlüsse auf die Personen möglich sind“ und somit auch keine datenschutzrechtlichen Bedenken mehr vorliegen. (mz)