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90 marode Objekte in Hohenmölsen 90 marode Objekte in Hohenmölsen: Zoff um Schrott-Immobilien

Von Petra Wozny 14.08.2017, 07:50
Schuttberg der ehemaligen Gaststätte „Nordstern“
Schuttberg der ehemaligen Gaststätte „Nordstern“ Peter Lisker/Archiv

Hohenmölsen - Im Oktober 2014 ist die Granschützer Gaststätte „Nordstern“ in Flammen aufgegangen. Die Beräumung des einsturzgefährdeten Hauses dauerte Monate, bis die Ruine schließlich umgestoßen und zu einem Berg Schutt zusammengeschoben wurde. Das hatte der Kreis veranlasst. Nun liegt der Haufen eingezäunt mitten im Zentrum am Rande der Hauptstraße. Meterhoch wächst Gras über den Schandfleck - die Wunde bleibt.

Landrat Götz Ulrich (CDU) indes macht sich stark, um Schrott-Immobilien wie den „Nordstern“ aus den Kommunen zu beseitigen. Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft des ländlichen Raumes will er zur Verfügung stehendes Geld aus dem Regionalbudget den Landkreisen Mansfeld-Südharz, Burgenlandkreis und dem Saalekreis zukommen lassen. Hohenmölsen könnte einen Batzen abbekommen und damit den ehemaligen „Nordstern“ in eine grüne Wiese verwandeln.

Bei „Nordstern“ in Hohenmölsen ist der Immobilienbesitzer bekannt

Die Zeichen zur Beseitigung dieses Schandfleckes stehen mehr als gut. Das machte Bürgermeister Andy Haugk (parteilos) jetzt im Haupt- und Finanzausschuss des Hohenmölsener Stadtrates deutlich. Im Falle des „Nordstern“ ist der Immobilienbesitzer bekannt. Es handelt sich um Thomas Janek, einen Granschützer, der in Österreich lebt. „Zu wissen, mit wem wir es als Eigentümer zu tun haben, ist leider nicht immer der Fall“, betonte Haugk.

In etlichen Fällen seien die Besitzer nicht auffindig oder es handele sich um komplizierte Erbfälle. Hier liegt also eine klare Adresse vor. Zudem wendete sich Janeks Insolvenzverwalter an die Kommune. Der junge Mann sei finanziell nicht in der Lage, sich in irgendeiner Weise um seinen Granschützer Besitz zu kümmern. Es steht das Angebot, dass die Kommune es für einen Euro erwirbt.

Im Investitionshaushalt sind außerplanmäßig Mehreinnahmen verbucht worden

Die bestehenden Lasten aus dem Grundbuch würden gestrichen. Zeitgleich kommt seitens der Arbeitsgruppe das Signal, dass zur Beräumung des Standortes rund 56.000 Euro an Fördergeldern fließen könnten. Die Stadt müsste 18.750 Euro an Eigenmitteln draufpacken. „Kein Problem“, ist von Kämmerin Marion Zenne zu hören. Im Investitionshaushalt sind außerplanmäßig Mehreinnahmen verbucht worden. Die Gegenfinanzierung würde also niemandem weh tun.

Alles scheint klar und wie auf dem Silbertablett serviert - und dennoch regt sich gegen diese Aktion heftiger Widerstand im Hauptausschuss. Da ist aus der CDU-Fraktion deutliche Skepsis zu vernehmen, dass Granschütz bevorteilt werde. Es gebe schließlich auch in anderen Ortsteilen Sorgenimmobilien. „So ein Beispiel kann nicht Schule machen“, meinte Marion Sonntag (CDU).

Stadträte müssen sich erneut mit dem „Nordstern“ beschäftigen

Auch Die Linke stemmte sich vehement dagegen und pochte auf die mit mehr als 90 Objekten doch recht hohe Anzahl an Schrott-Immobilien in der Einheitsgemeinde, um die sich eine Arbeitsgemeinschaft seit Jahren kümmert. Auch seitens der SPD-Fraktion wurden Zweifel geäußert. „Wollen wir in Zukunft alle Sorgenimmobilien etwa für einen Euro kaufen?“, fragte beispielsweise Jens Neumann.

Einzig aus dem Bündnis Aktives Hohenmölsener Land kam ein klares Ja zum Nordstern-Projekt. „Es ist eine einmalige Chance“, betonte Wilfried Wagner. „Ich stehe hundertprozentig dazu“, war von Katrin Schmoranzer, Ortsbürgermeisterin von Taucha, zu hören. „Natürlich gibt es auch bei uns Schandflecken und ich würde mich freuen, wenn sie weg wären. Aber hier offeriert sich uns ein Schnäppchen. Wo ist das Problem?“ Bürgermeister Haugk sieht keins. „Es gibt wohl keine Sorgenimmobilie in der Einheitsgemeinde, wo die Bedingungen für eine Beseitigung so klar geregelt sind.“ Dennoch, so die Abstimmung, wurde der Beschluss abgelehnt.

Am Donnerstag werden sich die Stadträte erneut mit dem „Nordstern“ beschäftigen müssen. Dann kommt es auf jede Stimme an. (mz)