50 Jahre "Zur Weintraube" 50 Jahre "Zur Weintraube": Was das Erfolgsgeheimnis der Gaststätte ist

Mannsdorf - Viele Gaststätten und Kneipen haben in den vergangenen 30 Jahren aufgegeben - aufgeben müssen, weil die Kundschaft nicht mehr so häufig und selbstverständlich kam, wie noch zu DDR-Zeiten. Dem Wandel der heutigen Zeit hat dagegen die Gaststätte „Zur Weintraube“ im Kretzschauer Ortsteil Mannsdorf erfolgreich getrotzt. Am Mittwoch, 7. Oktober, feiert sie ihr 50-jähriges Bestehen.
„Das Geheimnis unseres Erfolges ist sicherlich unser familiärer Zusammenhalt“, meint Gründer Bernd Tille. Der 74-jährige gebürtige Mannsdorfer hatte schon vor zwölf Jahren die Geschäfte an Tochter Solveig abgegeben, ist aber immer noch aktiv im Unternehmen. „An Aufhören oder Rente denke ich überhaupt nicht. Es gibt immer noch Aufgaben, die ich hier erledigen kann“, sagt er voller Überzeugung.
„Wir möchten gern an unseren Traditionen festhalten"
Ähnlich geht es seiner Frau Karin, eine gebürtige Droyßigerin. Die 71-jährige steht nach wie vor täglich in der Küche und hält das aufrecht, was die Weintraube ausmacht. Nämlich die gutbürgerliche Küche. „Wir möchten gern an unseren Traditionen festhalten. Deswegen kochen wir immer noch alles frisch und mit Liebe in unseren gusseisernen Pfannen.
Deswegen gibt es nach wie vor die beliebten Schnitzel, Gulasch oder Rouladen bei uns“, sagt Solveig Tille. Aber wenn jemand was Vegetarisches haben möchte, was so nicht auf der Karte steht, dann wäre das auch kein Problem.
Im Oktober 1970 hat Bernd Tille die Weintraube gegründet
Im Oktober 1970 hat Bernd Tille die Weintraube gegründet. Mehr aus der Not heraus. „Solveig war fast ein Jahr alt und wir brauchten eine Wohnung. Da hat man uns die alte Gaststätte angeboten“, erinnert er sich. Im Obergeschoss konnte die junge Familie wohnen, unten musste sie sich in das neue Geschäft reinfuchsen.
„Ich bin gelernter Schlosser, hatte von Gastronomie ja gar keine Ahnung. Aber ich habe eine Umschulung gemacht und dann ging das“, so der 74-Jährige. Geholfen habe aber auch Oma Anneliese Schauer, die noch bis 1982 in der Küche gestanden und die Karte bis heute geprägt hat.
Immer wieder investiert und ausgebaut
Über die Jahrzehnte hinweg haben die Tilles immer wieder investiert und ausgebaut. Als erstes gab es ein paar dringend benötigte Gasherde, 1993 folgte der Anbau als Hauptgastraum mit neuer Theke und der Pension im Obergeschoss, 1997 wurde der ehemalige Stall des im frühen 18. Jahrhundert als Bauernhof und Gaststätte konzipierten Areals zum Wohnhaus für die insgesamt drei Kinder umgebaut.
Mittlerweile wohnt dort nur noch Solveig. „Wir sind mit der Aufgabe gewachsen. Vor der Wende haben wir vor allem für Betriebe in der Umgebung das Mittagessen zubereitet. Allein 1990 sind täglich bis zu 300 Essen rausgegangen“, erinnert sich Bernd Tille.
Nach der Wende habe man vom guten Namen gelebt
Nach der Wende habe man vom guten Namen gelebt, aber auch Glück mit dem Bau des Zeitzer Zuckerwerkes gehabt. Hier wurden zahllose Arbeiter mit Essen versorgt. „Teilweise kommen die heute noch zu uns, weil es ihnen damals so gut geschmeckt hat“, meint Solveig Tille. Die 50-jährige hat in Halle Restaurantfachfrau gelernt.
Aber ohne die Familie hätte sie 2008 sicherlich nicht den Betrieb übernommen. Denn neben ihren Eltern arbeiten auch der Onkel und dessen Frau, sowie zwei Angestellte, die schon quasi zur Familie gehören, in der Mannsdorfer Weintraube.
„Auf die nächsten 50 Jahre“
In diesem engen Kreis wird am Mittwochabend auch ein bisschen gefeiert. Vormittags kommen Geschäftspartner zum Gratulieren. Ein großes öffentliches Fest wird es nicht geben. Aber so wie die Stammkunden zum Beispiel in der schwierigen Coronazeit beim Abholen von Mittagsangeboten geholfen haben, werden sie sicher auch am Mittwoch zum Gratulieren kommen. Wahrscheinlich heißt es dann „Auf die nächsten 50 Jahre“.
Solveig Tille hat drei erwachsene Kinder, da müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn die Zukunft der Weintraube im beschaulichen Mannsdorf nicht gesichert ist. (mz)