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1. FC Zeitz 1. FC Zeitz: Ein Club am Abgrund

Von Anja Melior und Ronny Banas 29.04.2015, 18:25
Beim 1.FC Zeitz herrscht momentan Frust.
Beim 1.FC Zeitz herrscht momentan Frust. MZ Lizenz

Zeitz - Am Mittwoch veröffentlichte der 1. FC Zeitz auf seiner Homepage einen „Ticker“, der die wichtigsten Informationen für die Mitglieder des Fußball-Landesligisten zusammenfasst. Besondere Vorkommnisse sind dort nicht zu lesen. Der Schein trügt allerdings, denn der Verein steht vor dem totalen Chaos und hat große wirtschaftliche Probleme. Der Aufsichtsrat fordert nun personelle Veränderung im Vorstand. Auf einer Vorstandssitzung am Mittwoch, zu der auch der Aufsichtsrat eingeladen wurde, kam es zum großen Knall.

Fehlende Zahlungen

Zum jetzigen Zeitpunkt fehlen dem Verein 20 000 Euro in der Kasse, für einen Landesligisten ein stattlicher Betrag. Noch ist nicht klar, wohin das Geld ist. Und offenbar ist das auch nur die Spitze des Eisberges. Seit Monaten fließt kein Geld mehr. Seit Oktober werden sowohl Spieler als auch Trainer und Übungsleiter nur noch unzureichend bezahlt. Die offenen Rechnungen werden immer mehr. Das wiederum hat auch Auswirkungen auf die erste Mannschaft, die noch vor einem Jahr mit großem Tamtam in die Landesliga aufgestiegen ist.

Nach MZ-Informationen hat einer der Spieler mittlerweile einen Anwalt eingeschaltet, um ausstehende Zahlungen einzuklagen. Er bedauere, dass es so weit kommen musste, ließ er kurz und bündig wissen. Er wäre sogar bereit gewesen, auf einen Teil seiner Aufwandsentschädigung zu verzichten. Immer wieder versprach man ihm von Vereinsseite eine Einigung, bisher ohne Ergebnis. Ob er je wieder für den FC auflaufen wird, ist derzeit fraglich.

Andreas Huke, Vorsitzender des Aufsichtsrates, bestätigt die finanzielle Schieflage, nennt sie jedoch diplomatisch eine „nichtreguläre Führung der Finanzen“. Von einer ordnungsgemäßen Buchführung ist beim größten Fußballverein der Stadt nichts zu sehen.

Ans Tageslicht kam alles im September des vergangenen Jahres, als sich zwei Spieler der ersten Mannschaft wegen der fehlenden Zahlungen an Huke wandten. Und der wurde stutzig. „Wir haben daraufhin einen Prüfauftrag angewiesen, um die Situation einmal deutlich auf dem Tisch zu haben.“ Das Ergebnis offenbarte eine Katastrophe. „Wir konnten uns nicht erklären, woher diese Zahlungsschwierigkeiten kommen“, meint Huke und spricht davon, dass der Verein sich an ihn wegen eines Engpasses gewandt habe. „Von einem Engpass habe ich eine andere Vorstellung“, gibt er zu. Dass es so schlimm um die Finanzen des Clubs bestellt ist, hatte im Aufsichtsrat offensichtlich niemand auf der Rechnung. Um den Karren nun aus dem Dreck zu ziehen, ist guter Rat teuer. Huke hat klare Vorstellungen. „Die Lage ist nicht aussichtslos, aber angespannt. Und um sie zu lösen, müssen personelle Veränderungen her. Wir brauchen im Vorstand Leute, die die Kompetenz dafür haben“, sagt er. Daniel Rost, Kassenwart des Vereins, spricht er damit die Kompetenz ab. Rost ist seit Wochen auf Tauchstation, will sich nicht äußern und fuhr auch nicht zum letzten Auswärtsspiel nach Naumburg. „Daniel Rost hat nicht trainiert und wollte wegen fehlender Fitness nicht mitspielen“, hieß es vom Verein. Selbst gestern in der Krisensitzung fehlte er.

Laut Satzung - §15 (2) - des 1. FC Zeitz vom 4. April dieses Jahres ist die Mitgliederversammlung für die Wahl und Abberufung des Vorstandes zuständig. Sollte nun also ein Vorstandsmitglied nicht freiwillig zurücktreten wollen, hätte die Mitgliederversammlung als höchstes Organ die Möglichkeit, dieses zu entlassen.

Bei der letzten Mitgliederversammlung am 20. März 2015 wurde der Vorstand nach Berichtsabgabe nicht durch die Kassenprüfer entlastet.

Zum Vorstand des Zeitzer Clubs zählt zunächst als erster Vorsitzender Hajo Bartlau, als zweiter Vorsitzender Andreas Weise und als Kassenwart Daniel Rost. Außerdem gibt es einen Jugendwart (Thomas Säuberlich), einen Mitgliedswart (Axel Thamm) sowie als Werbe- und Pressewart Ralf Hartung.

Aktuell gibt es im Verein die erste sowie zweite Mannschaft, acht Nachwuchsteams, eine Damen- sowie eine Alte Herren-Mannschaft.

Hilfe ja, aber!

„Das ist für mich eine Frechheit, wenn jemand bockig wie ein Kleinkind ist“, beschwert sich Huke, ohne Namen zu nennen. „Die Person, die maßgeblichen Anteil an der Lage hat, fehlt. Das ist ein Unding.“

Inzwischen ist er bereit, „mit Unterstützung aller Sponsoren“ den fehlenden Betrag auszugleichen. Aber nur ohne Daniel Rost. Hukes Kritik ist deutlich: „Es kann nicht sein, dass wir uns als Aufsichtsrat um so etwas kümmern müssen. Das ist Sache des Vorstandes.“

Auch die Personalplanungen sind Sache des Vorstandes, doch auch hier musste Andreas Huke schon eingreifen. Vladimir Penev, Christian Streit und Spielertrainer Daniel Ferl wurde geraten, ihren Vertrag zum 31. März aufzulösen, um ihre Gehälter zu sparen. Nach der Saison dürften alle drei den Verein verlassen. Aussagen, dass selbst in der zweiten Mannschaft Gehälter gezahlt würden, entpuppten sich unterdessen als Gerücht, so Huke, schränkt aber gleichzeitig ein: „Mir wurde versichert, dass dem nicht so ist. Aber wenn ich ein halbes Jahr lang beschwindelt werde, ist es nicht leicht, das bedenkenlos zu glauben.“ (mz)