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Zeitz Zeitz: Mut zum zweiten Anlauf

Von UTA KUNICK 26.09.2011, 18:40

ZEITZ/MZ. - Monique Metzler ist sich hundertprozentig sicher. Mit der Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin liegt sie genau richtig. Schließlich hat sie lange genug überlegt. Mit 23 Jahren ist die junge Frau die Älteste in der Runde der elf neuen Azubis am Georgius-Agricola-Klinikum Zeitz. Hier und am Klinikum Naumburg gingen insgesamt 200 Bewerbungen für die 22 Ausbildungsplätze am Klinikum Burgenlandkreis ein.

Für Monique Metzler ist es bereits die zweite Lehre. Nach der zehnten Klasse lernte sie zunächst Bürokauffrau. Zweieinhalb Jahre arbeitete die Frau aus Possenhain bei Naumburg in dem Beruf. "Buchhaltung ist nichts für mich." - Das erkannte sie bald und sah sich nach etwas anderem um. Nach einem viermonatigen Praktikum in einem Krankenhaus war sie überzeugt davon, den Job fürs Leben gefunden zu haben. Selbst im OP-Saal hat sie schon mit gestanden, um sich auszutesten. Und warum hat sie sich nicht gleich um eine Lehrstelle als Gesundheits- und Krankenpflegerin beworben? "Mit 16 Jahre war ich noch nicht reif genug dafür und hätte das alles nicht so verkraftet", schätzt sie im Nachgang ein. Es mache ihr auch nichts aus, mit vollen Schiebern zu hantieren und offene Wunden zu sehen. "Da habe ich keine Berührungsängste", plaudert Metzler. Das traut man der attraktiven Frau mit den blond gelockten Haaren und dem schwarzen Stirnband auf den ersten Blick gar nicht zu. "Ich hoffe, dass ich mit diesem Beruf auch nach der Lehre eine Arbeit finde", erzählt sie weiter und freut sich schon jetzt auf die gute Bezahlung. Als Bürokauffrau habe sie nur 900 Euro auf die Hand bekommen.

Auch Jana Hoffmann hat schon berufliche Erfahrungen gesammelt. Als medizinische Fachangestellte verdiente sich die 22-Jährige aus Weißenfels zuletzt in einer Dialyse-Praxis ihr Geld. Da ihr als Arzthelferin bei vielen Dingen Grenzen gesetzt waren, weil es ihr Aufgabengebiet überschritt, entschloss sie sich, eine Lehre in der Gesundheits- und Krankenpflege anzuschließen. "Damit ich dann mehr machen kann", sagt sie.

Die elf Neuen am Klinikum Zeitz haben am Montag ihren ersten praktischen Tag auf den unterschiedlichsten Stationen absolviert. Zuvor drückten sie drei Wochen an der Krankenpflegeschule in Naumburg die Schulbank und beschäftigten sich ausschließlich mit Theorie. Auf dem Stundenplan standen unter anderem Körperpflege, Anatomie und Sprache und Schrift. Letzteres braucht man, um medizinische Fachbegriffe zu verstehen, erklären die Azubis. Jetzt wissen sie zumindest schon, was Retardierung bedeutet. Entwicklungsstörung, meint Phillipp Mainz (19). Oder Verlangsamung, setzt ein anderer dagegen und schon befinden sich die Azubis mitten in einer lebhaften Diskussion. Beendet wird sie durch die nächste Frage. Wer war eigentlich der Mann, nach dem das Zeitzer Klinikum benannt wurde: Georgius Agricola? Ein griechischer Gott? Wirft einer aus der Runde eher fragend ein. Die übrigen zehn hüllen sich in Schweigen. Nur Monique Metzler schüttelt mit dem Kopf. "Ich glaube Georgius Agricola liegt in der Schlosskirche vom Dom Sankt Peter & Paul begraben", sagt sie. Britt Tympel, verantwortlich für Ausbildung am Zeitzer Klinikum, hilft dem Team auf die Sprünge. Agricola arbeitete im 16. Jahrhundert unter anderem als Arzt. Als Universalgelehrter forschte er in verschiedenen Bereichen, so etwa in Politik, Geowissenschaften und Bergbau.

Die nächsten Fragen fallen leichter. Ab wann spricht man von einem erhöhten Blutdruck? "Ab 160 zu 90 liegt eine Hypertonie vor", antwortet Christian Schnabl wie aus der Pistole geschossen. Und wer lag schon einmal selbst als Patient auf einer Station? Lars Stransky meldet sich zu Wort. Der 18-Jährige, der vor der Lehre ein freiwilliges soziales Jahr auf der Rettungsstelle am Klinikum absolvierte, hat schon als Patient Erfahrungen gesammelt. Bei einem unglücklichen Sturz aus acht Meter Höhe hatten sich zwei Wirbel zum Schulterblatt hin verschoben. "Ich habe mächtiges Glück gehabt", erzählt er.

Auch mit dem Thema Tod haben sich die angehenden Gesundheits- und Krankenpfleger bereits auseinander gesetzt. "Er gehört wie das Leben einfach mit dazu", sagt Schnabl. "Wenn man sieht, wie sich ein Mensch quält und dann endlich von seinen Schmerzen erlöst wird, lässt sich das besser verarbeiten", spricht Franziska Anna Halbauer. Diese Erfahrung hat die 18-Jährige zumindest während eines freiwilligen sozialen Jahres auf der Intensivstation vom Zeitzer Klinikum gemacht.