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Netzwerktreffen im Burgenlandkreis Wo Paten Grundschülern beim Lesen helfen

In der Grundschule Tröglitz unterstützen 17 Frauen und Männer die Abc-Schützen beim Lernen. Am Mittwochnachmittag fand dazu ein Netzwerktreffen statt. Wie das Lesenlernen gelingen kann.

Von Yvette Meinhardt 12.04.2024, 19:00
Die Grundschule Tröglitz war Gastgeber des dritten Netzwerktreffens der Lesepaten. Dabei wurden  Spiele zur Motivation vorgestellt und erprobt.
Die Grundschule Tröglitz war Gastgeber des dritten Netzwerktreffens der Lesepaten. Dabei wurden Spiele zur Motivation vorgestellt und erprobt. Foto: Yvette Meinhardt

Tröglitz/MZ. - Wie gut können Schüler lesen? Nicht gut, denn bei der letzten PISA-Studie fielen die 15-Jährigen Deutschen laut Robert-Bosch-Stiftung in allen Kernkompetenzen auf die niedrigsten Werte, die je gemessen wurden. Jeder Vierte verfehlte beim Lesen die Mindestanforderungen. Also Zeit zum Handeln. Die Grundlagen dafür werden in der Grundschule – also in den Klassen 1 bis 4 gelegt. So gibt es jetzt seit einem Jahr im Burgenlandkreis das Netzwerk Lesepaten und über 110 ehrenamtliche Paten gehen jede Woche in elf Grundschulen, üben dort mit ihrem Patenkind Lesen. Wie man dabei gut vorankommt, darüber tauschten sich rund 50 Interessenten zum dritten Netzwerktreffen am Mittwochnachmittag in der Grundschule Tröglitz aus.

„Wir haben im vergangenen Jahr alle 44 Grundschulen im Burgenlandkreis angeschrieben und einen Fragebogen geschickt. Über 20 Schulen haben geantwortet. Ergebnis: Es gibt einen flächendeckenden Bedarf für das zusätzliche Lesen und regional starke Unterschiede“, sagt Christian Rößler, Ehrenamtskoordinator im Bildungsbüro des Burgenlandkreises. Zuletzt habe er Schulen in Granschütz und Tagewerben beraten.

In Tröglitz startete das Projekt Lesepaten in diesem Schuljahr. Und Schulleiterin Heike Schade verkündete stolz, dass man 17 ehrenamtliche Paten gefunden habe. Eine davon ist Sibylle Staudte aus Bornitz. Ihre Tochter besucht die zweite Klasse. „Ich lese schon immer gern und weiß, wie wichtig Lesen für die Entwicklung unserer Kinder ist“, sagt Sibylle Staudte. Lesen und Vorlesen stärke soziale Kompetenzen, rege die Fantasie der Kinder an und schaffe Grundlagen, in anderen Fächern Wissen zu erlesen. Aus diesem Grund habe sie sich zum Mitmachen entschlossen. „Man müsste mit dem Vorlesen sogar schon im Kindergarten anfangen“, sagt sie.

Anja Rieger ist aus Zeitz gekommen, dort besucht ihre Tochter in der Grundschule Bergsiedlung die erste Klasse. Lesepatin ist sie in Tröglitz, ebenfalls von einem Kind in der 1. Klasse. „Ich habe mal Touristik studiert und bin viel gereist. Mit einem kleinen Kind ging das nicht mehr, also arbeite ich jetzt in einer Versicherung, kann mir die Arbeit frei einteilen und als Lesepatin ehrenamtlich arbeiten“, sagt Anja Rieger. So kommen die Lesepaten einmal in der Woche zu festen Zeiten nach Tröglitz in die Schule, üben mit den Kindern lesen und lesen auch vor.

Uta Kloß und Bärbel Hüfner engagieren sich als Lesepaten.
Uta Kloß und Bärbel Hüfner engagieren sich als Lesepaten.
Foto: Meinhardt

Schritt für Schritt konnten dabei neue Mitstreiter gewonnen werden. „Die Neuen fragen zuerst, wie das geht. Aus diesem Grund haben wir eine Handreichung zur Lesepatenschaft erarbeitet“, sagt Julia Freitag, Referendarin in Tröglitz. Diese beginnt mit einem „Danke, dass du dich dafür entschieden hast“ und gibt dann konkrete Tipps zum Ablauf.

Über methodische Fragen referierte Gisela Winkler vom Konrad Martin Haus in Bad Kösen. „Lesepaten können den Lehrer nicht ersetzen, es geht vor allem darum, positive Lernerfahrungen und Lernzuversicht zu schaffen“, sagt Gisela Winkler. So sollen die Paten Vertrauen zu den Kinder aufbauen, Neugier wecken, im kleinen Rahmen arbeiten, mit Zeit und in Ruhe üben. „Man soll die Kinder motivieren, zu Fragen. Denn Fragen sind wichtiger als Antworten“, sagt Winkler. Gemeinsames Spielen schaffe Freude, Neugier und Lernzuversicht. So solle die Lesestunde immer mit einem Spiel eröffnet und beendet werden.

Eine Auswahl stellte das Bildungsbüro vor und die Paten spielten. So können Schulen zum Beispiel zwei Bilderbuch-Kinosets ausleihen. Dazu gehören Beamer, Leinwand und digitale Bücher. Aktuell befinden sich Kinosets in der Stadtbibliothek Weißenfels und in Hohenmölsen. Jetzt werden neue Standorte für das zweite Schulhalbjahr gesucht. Vielleicht kann es ja mal in der Gemeindebibliothek Tröglitz Station machen?