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BI gegen die Erweiterung des Chemieparkes Zeitz Wo Lärm den Anwohnern den Schlaf raubt

Rehmsdorfer beklagen, dass der Chemie- und Industriepark immer näher rücken soll und haben als Bürgerinitiative 300 Unterschriften gegen die Erweiterung gesammelt. Was jetzt geplant ist.

Von Yvette Meinhardt 20.03.2024, 12:00
An zehn verschiedenen Stellen  wie hier in Tröglitz hängen Informationen der Bürgerinitiative  gegen die Erweiterung des CIP, zeigt Sandra Dolasse.
An zehn verschiedenen Stellen wie hier in Tröglitz hängen Informationen der Bürgerinitiative gegen die Erweiterung des CIP, zeigt Sandra Dolasse. Leserfoto

Rehmsdorf/MZ. - Jetzt reicht es, so sagen Anwohner der Siedlung in Rehmsdorf: Glasklar ist die Nacht und wird von lautem Brummen erfüllt. Doch blickt man zum Chemie- und Industriepark (CIP) so sieht man ein Lichtermeer. Die neue Raffinerie von Puraglobe ragt hell erleuchtet in den Himmel und daneben weitere Industriebauten. „Wir sagen schon aus Spaß, wir wohnen neben Klein Manhattan“, erzählt Sandra Dolasse. Doch der Spaß daran ist ihr und ihrer Familie vergangen. „Wir machen zum Schlafen alle Rollos runter und können leider nicht mehr bei offenem Fenster schlafen“, sagt sie. „Vor allem seit die wild gewachsenen und stattlichen Bäume alle gefällt wurden, ist der natürliche Lärmschutz verschwunden.“

Doch damit nicht genug, Der Chemiepark soll um eine Größe von 200 Fußballfeldern erweitert werden. „Wir sind klar dagegen und haben aus diesem Grund eine Bürgerinitiative Nein zur Erweiterung des Chemieparkes gegründet“, sagt Dolasse. Im Januar formierte sich die Gruppe, startete im Februar eine Online-Petition und sammelt gegen die Erweiterung Unterschriften. Mehr als 300 sind bereits zusammengekommen. Jetzt will die BI in die Öffentlichkeit. Es wurden Flyer gedruckt und in dieser Woche an zehn verschiedenen Stationen – vor allem in Rehmsdorf, Tröglitz, Ostrau und Könderitz – Informationen ausgehängt. „Wir wollen den Bürgern die Augen öffnen, sie sensibilisieren, was vor ihrer Haustür passiert“, erzählt die Mutter eines Grundschülers. Denn es gehe um die Zukunft aller, also nicht nur der Einwohner von Rehmsdorf oder Tröglitz etwa. „Die Vorhaben im Chemiepark, wie mögliche Belastungen für die Umwelt, egal ob in der Luft oder im Wasser, betreffen die ganze Elsteraue und auch Zeitz“, sagt Sandra Dolasse. Hinzu komme die Versiegelung von wertvollen Ackerflächen sowie das Verschwinden von kleinen Biotopen wie Hecken an den Feldrändern oder Streuobstwiesen.

Die BI nutzte in den letzten Wochen viele Möglichkeiten, um sich zu informieren, nahm an Ortschaftsrats- und Gemeinderatssitzungen teil, war zu Versammlungen und zur Sitzung des Ausschusses für Strukturwandel in Naumburg und tauschte sich mit der BI ,Nein zur Klärschlammverbrennung’ aus. „Wir haben Angst vor giftigen Abfällen und Ewigkeitschemiekalien, die bei der Verbrennung von Klärschlamm entstehen sollen, doch gebaut wird wahrscheinlich trotzdem“, sagt Sandra Dollase. Auf dem Baufeld im Chemiepark stehen seit wenigen Tagen die ersten Bagger. Auch den neuen Werken von Südzucker und deren Tochterfirma CropEnergies steht die BI kritisch gegenüber.

„Der Lkw-Verkehr wird damit dramatisch zunehmen, für uns wird es noch lauter und die Straßen sind dafür nicht ausgebaut“, gibt sie zu bedenken. Vier Leute sind die führenden Köpfe der BI. Sie sagen: Wir fühlen uns über die Baupläne schlecht informiert. Wie groß werden die neuen Anlagen? Was gehört dazu? Sprechen wir von riesigen Schornsteinen oder flachen Werkhallen? Was soll bei den neuen Investitionen für den Lärmschutz getan werden?

Die BI hat viele Fragen und möchte mit Anwohnern ins Gespräch kommen. Aus diesem Grund hat sie Experten zu einem Bürger-Informationsmarkt eingeladen. Dieser findet am 4. April, um 18.30 Uhr im Gasthaus „Zum Dorfkrug“ in Rehmsdorf statt.