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Treffen Treffen: Ein Tänzchen zum Jubiläum

Von Yvette Meinhardt 19.03.2013, 18:38
Zur Versammlung des Schulfördervereins kamen viele Ehemalige.
Zur Versammlung des Schulfördervereins kamen viele Ehemalige. CORINA WUJTSCHIK Lizenz

Zeitz/MZ - „Man hat als Lehrer nicht versagt, wenn ein eigener Schüler mehr erreicht als man selbst“. Dieses Credo ihres alten Lehrers Wolfgang Schindler hat den Lebensweg von Beate Kümmel mit geprägt. Aus diesem Grund wählt die heutige Schulleiterin dieses Zitat zur Festveranstaltung des Schulfördervereines am Sonnabend. Den ehemaligen Lehrer Wolfgang Schindler rührt es zu Tränen. Gemeinsam mit Horst Börner nimmt er aus den Händen seiner ehemaligen Schülerin und heutigen Schulleiterin die Ehrung zum diamantenen Abitur entgegen.

„Wir haben am 1. Oktober 1945 mit 36 Schülern angefangen und sind 1949 in die Humboldtstraße umgezogen“, weiß Börner auf Anhieb. Doch Schindler nennt für den Umzug eine andere Jahreszahl. Einig hingegen sind sich die beiden, dass sie als Schüler früh intelligente Streiche gemacht haben und ihren Lehrern einen Spitznamen gaben. „Da war zum Beispiel unsere Englischlehrerin. Sie bekam 1947 aus der Schweiz ein Paar wunderschöne Stiefel mit Pelzbesatz. Von da an nannten wir sie nur noch gestiefelte Miez“, erinnert sich der 78-jährige Börner und Schindler nickt ihm zustimmend zu „oder einfach nur Miezi“.

Nein, sie beiden seien nicht die einzigen der alten Penne, die in diesem Jahr das diamantene Abitur feiern. „Wir treffen uns Ende Mai in Tröglitz zu einer dreitägigen großen Party“, verrät Wolfgang Schindler. Gefeiert wurde hingegen das goldene Abitur. „Von 86 Abiturienten haben sich 48 angemeldet“, sagt Ines Pfannenschmidt, die Vorsitzende des Schulfördervereines. In der Aula findet aus diesem Grund eine Festveranstaltung statt. Umrahmt wird diese durch Auftritte von vier hübschen Paaren der Arbeitsgemeinschaft Tanz. Ob Walzer, Tango oder Cha-Cha-Cha - sie legen eine flotte Sohle aufs Parkett.

"Es riecht hier noch genauso wie vor 50 Jahren"

„Wenn ich die altehrwürdige Treppe im Schulhaus hinaufsteige, dann riecht es hier noch genauso wie vor 50 Jahren“, sagt Rainer Mück. Er gehört zu jenen Ehemaligen, die vor 50 Jahren eben in diesem Hause ihr Abitur abgelegt haben. An diesem Tag besuchen sie ihre alte Schule. Christa Capsius (geborene Gottschalk) ist eine davon. „Ich lebe heute in München, habe aber noch meinen Bruder und Freunde in Zeitz“, sagt sie. Doch in der alten Schule war sie bisher nur einmal mit ihrer Truppe. „Das war vor zehn Jahren, damals sind wir mit Siegfried Eißner in das Turmstübchen gestiegen und haben in alten Chroniken geblättert“, ergänzt Rainer Mück.

Doktor Petra Gebhardt-Reipp (geborene Kahnt) ist aus Hamburg angereist, um ihre alten Schulkameraden zu treffen. „Irgendwie ist es noch wie früher, der Geruch, die alten Holzfußböden, die ausgetretenen Treppen - das ganze Haus atmet Geschichte. Nur in unserem alten Klassenzimmer ist heute ein modernes Physikkabinett“, sagt sie. Von 19 Mitschülern sind immerhin zwölf gekommen, nur einer ist bislang verstorben.

Nach einem Unfall ist Giselher Künstler gesundheitlich stark geschwächt und erblindet. „Zur Schule habe ich immer noch Kontakt gehabt, zu den meisten meiner Mitschüler nicht mehr“, sagt Künstler. Er hat sein Leben lang Zeitz die Treue gehalten, bis zur Wende die Firma Thermoplast im Bereich der Abfallwirtschaft betrieben. Liebevoll wird er von seinem Freund und einstigen Mitschüler Werner Kernbach begleitet. Er arbeitete als Pfarrer in der Altmark und führt den Blinden auch zur Ehrung auf die Bühne. Diese Freundschaft, die sich seit der Schulzeit bis zur Rente hielt, rührt viele im Saal. Und anschließend gehen die Jubilare in eine Zeitzer Gaststätte zum Feiern.