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Von Berlin in den Harz Umzug extrem: Paar tauscht Berliner Altbauwohnung gegen Haus in Falkenstein

Ein Wohnungswechsel in der Hauptstadt ist schwierig und teuer. Zwei Berliner wollen jetzt aufs Land, und zwar richtig. Ihre neue Traumheimat haben sie im Falkensteiner Ortsteil Neuplatendorf gefunden. Dort erwartet sie aber nicht nur eine traumhafte Aussicht.

Von Rita Kunze 14.05.2024, 19:13
Haus-Verkäuferin Constance Staub und die Wahl-Neuplatendorfer Torsten Buchwald, Annett und Janine Adamski (von links) und Hündin Ida.
Haus-Verkäuferin Constance Staub und die Wahl-Neuplatendorfer Torsten Buchwald, Annett und Janine Adamski (von links) und Hündin Ida. Foto: Kunze

Neuplatendorf/MZ. - „Der erste Blick – und wir haben gesagt, das würden wir gern nehmen“, erzählt Annett Adamski. Hinter dem Haus in Neuplatendorf, das sie und ihr Lebensgefährte gern kaufen würden, erstreckt sich weites Land, mittendrin erhebt sich die Konradsburg. So eine Aussicht hat man selten. Da hat es nicht lange gedauert, bis die Berliner sich fürs Kontrastprogramm zur Großstadt entschieden haben: In ihrer Wahlheimat leben knapp 150 Einwohner statt 3,6 Millionen.

„Wenn man sich verkleinert, zahlt man mehr Miete“

„Wir wohnen drei Treppen hoch im Altbau. Da müssen wir alles hochschleppen. Jetzt haben wir noch einen Hund und müssen Gassi gehen. Deswegen wollten wir uns sowieso verändern“, sagt Torsten Buchwald. Die Wohnung sei groß, die Kinder ausgezogen. Das Problem in Berlin: „Wenn man sich verkleinert, zahlt man hinterher mehr Miete als vorher. Der Wohnungsmarkt ist schlimm.“

Die Freunde seien ins Umland gezogen. „Die haben sich dort vor zig Jahren Häuser gekauft, wo das noch machbar war. Jetzt ist das auch alles überteuert, da findet man nichts, das man überhaupt noch finanzieren könnte“, sagt Buchwald, der als Administrator in einem Zeitschriftenverlag arbeitet.

Harz wird erstmal Wochenend-Zuhause

In Neuplatendorf wollen sich beide ihren Alterssitz schaffen. „Aber wir wollen das auch nicht überstürzen. Wir bleiben noch in Berlin, wollen dort noch ein bisschen arbeiten und nehmen das hier als Wochenend-Zuhause, können uns das langsam alles schön einrichten und sehen, wann wir dann rüberwechseln.“ „Wir müssen uns ja auch eine Arbeit suchen“, sagt Annett Adamski, Justizbeschäftigte am Amtsgericht Lichtenberg.

Das Dorf ist den beiden nicht unbekannt, denn die Tochter von Annett Adamski lebt seit zwei Jahren hier. „Dann gab es die schöne Ausschreibung vom Bürgermeister, dass hier ein paar Häuschen frei sind.“ Ortsbürgermeister Marcus Fleischer stellte den Kontakt zur Besitzerin des Hauses her, das die Berliner kaufen wollen.

Das generelle Ziel, Aufmerksamkeit für das Dorf zu erregen, ist erstmal erreicht.

Marcus Fleischer, Ortsbürgermeister von Neuplatendorf

Marcus Fleischer hatte am vergangenen Sonntag zu einem Immobilientag ins Dorf eingeladen, wobei Interessenten schon zuvor und im Nachgang den Kontakt zu Maklern bekommen hätten. Aber „das generelle Ziel, Aufmerksamkeit für das Dorf zu erregen, ist erstmal erreicht“, sagt er.

Diese Idee finden die Berliner gut: „Das zeigt, dass ein Bürgermeister sich Gedanken darüber macht, was mit seinem Dorf ist“, sagt Torsten Buchholz.

Größeres Gemeinschaftsgefühl auf dem Land

An das Landleben hätten sie sich gewöhnen müssen: „In Berlin ist es anders, man hat die große Anonymität, kennt die Arbeitskollegen und gerade noch ein paar Nachbarn im Haus.“ Auf dem Dorf gebe es ein stärkeres Miteinander: „Da kommt ein Lieferwagen mit einem Transport, und alle kommen dazu und helfen ausladen, das ist eine schöne Sache.“

Janine, die Tochter von Annett Adamski, ist der Liebe wegen von Berlin in den Harz gezogen; ihren Freund, der aus dem Falkensteiner Ortsteil stammt, lernte sie in der Hauptstadt kennen. Ein Kulturschock war der Ortswechsel nicht, sagt sie. „Ich wollte immer aufs Dorf. Ich war nie so der Stadtmensch, ich fand das immer alles zu laut, zu voll, zu viel und hab mich eigentlich gefreut, dass mein Freund dann gesagt hat: Wollen wir nicht wieder aufs Dorf ziehen? Wir hätten da ein Haus.“