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Neuer Abwasserkanal Neuer Abwasserkanal: Ohne Pumpe läuft es nicht

Von Gerd Stöckel 04.09.2003, 16:23

Laucha. - "Es kann nicht sein, dass man heutzutage so baut", grollt Ullrich Schmidtchen. Er und seine Nachbarn Hartmut Plass und Steffen Giese sind sauer auf den Abwasserzweckverband Laucha-Bad Bibra. Der hat in der Eckartsbergaer Straße in Laucha einen neuen Schmutzwasserkanal verlegen lassen. Wer wie Giese, Plass und Schmidtchen auf der westlichen Straßenseite wohnt, muss eine Hebeanlage installieren, um alle anfallenden Abwässer in den neuen Kanal zu befördern. Der nämlich liegt nicht so tief, dass auch die Abflüsse von Duschen und Waschmaschinen aus den Untergeschossen von 14 betroffenen Häusern ohne Pumpe eingeleitet werden können. Die Abwässer aus dem Souterrain flossen bisher in die Appel. Da schon der alte Kanal nicht die nötige Tiefe hatte, sei diese Einleitung zu DDR-Zeiten so genehmigt worden, versichert Steffen Giese. Die Umweltbehörde habe später die Situation als Bestand toleriert. Mit dem neuen Kanal aber besteht Anschlusszwang. Die Hebeanlage, die nun auf jedem Grundstück erforderlich wird, sollen die Betroffenen auf eigene Kosten einbauen. Das aber sehen die gar nicht ein. "Der Kanal hätte nur 80 Zentimeter tiefer verlegt werden müssen, um bis auf eine Ausnahme allen betroffenen Grundstücken den Anschluss ohne Hebeanlage zu ermöglichen", erläutert Hartmut Plass.

Der Verband lehnte das mit Blick auf die Mehrkosten von 21 000 Euro ab. Das wiederum können die Anwohner nicht nachvollziehen. Mit Anschlussbeiträgen und Fördermitteln nehme der Verband für die konkrete Maßnahme 425 000 Euro ein, die Kosten sind auf 347 000 Euro veranschlagt. "Der Verband will die Löcher, die er an anderen Stellen hat, auf unsere Kosten stopfen", zürnen sie.

AZV-Geschäftsführer Andreas Stausberg sieht beim Verband keinen Handlungsbedarf. Er beruft sich darauf, dass die Einleitung auf dem bisherigen Niveau der Hausanschlüsse gewährleistet sei. Abflüsse, die darunter liegen, hätten nach Stausbergs Auffassung auch vorher per Pumpe in den Kanal geleitet werden müssen. Er zweifelt an, dass für die Einleitung in die Appel eine gültige Genehmigung existiert habe. Dem Hinweis auf die Überdeckung bei diesem Bauvorhaben hält er entgegen, diese sei nicht den Beiträgen der Anwohner, sondern den Schulgebäuden in der Eckartsbergaer Straße zu danken.

Dass etwas im Sinne der Anwohner zu richten gewesen wäre, wenn der Verband das Problem bereits in der Planungsphase erkannt hätte, will Stausberg nicht gelten lassen. Der Ausschuss habe sich "zeitnah" damit befasst, hätte sich da auch noch für eine tiefere Verlegung entscheiden können, es aber aufgrund der Mehrkosten bewusst nicht getan.

Was Stausberg den Betroffenen anbietet, ist Hilfe bei der Suche nach einem günstigen Anbieter für die Zusatzinstallationen. Das aber reicht den Anwohnern keinesfalls. Sie fordern, ihre berechtigten Interessen zu wahren und empfinden die Position des Verbandes als "überheblich und arrogant".