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Nagelsäule glänzt im Rathaus Zeitz

Von KARIN GROSSMANN 23.10.2009, 16:50

ZEITZ/MZ. - Der Schmied hatte die Nagelsäule auf dem Boden des Schlosses Moritzburg gefunden. Aus der Chronik wusste er, dass die Elsterstadt eine solche hatte. Gestiftet worden war die Holzsäule mit dem plastischen Zeitzer Stadtwappen, dem "Heiligen Michael", an der Spitze 1916 vom Zeitzer Mühlenbesitzer Hermann Rossner. Zu einer Zeit also, zu der der Erste Weltkrieg in Europa tobte. Das hat Schmidt Aufzeichnungen des Stadtarchivs Zeitz entnommen.

Eine Erklärung, dass die Säule als "eiserner Michael" bezeichnet wurde, leitet der Schmied aus der Symbolik der Befreiungskriege ab. "Gold gab ich für Eisen" hieß es damals. Diesmal wurde für eine Geldspende ein Nagel aus Eisen in die Säule geschlagen. So wurde aus dem "Heiligen Michael" im Stadtwappen, der "eiserne Michael".

"Die Anregung zur Nagelung der hölzernen Säule soll von Clara Arnold, der Frau des damaligen Zeitzer Oberbürgermeister Theodor Arnold gekommen sein", sagt der Heimatgeschichtsfreund. Gesammelt wurde damit Geld für die Kriegswohlfahrtspflege. Der Spender durfte sich mit einem Nagel in der Holzsäule verewigen. Ursula Leuchert, die jüngste Enkelin vom damaligen Oberbürgermeister Theodor Arnold, die noch immer in Zeitz lebt, habe ihn angerufen und das erzählt, sagt Schmidt. Ihre Großmutter Clara Arnold sei damals Vorsitzende des Roten Kreuzes in Zeitz gewesen.

Schmidt hat Chroniken durchforstet und weitere Informationen zur Nagelsäule gesammelt. Aus der Chronik von Paul Clemens vom Jahr 1912-1920 fand er zur Ortsgeschichte der Stadt Zeitz aus dem Jahr 1916 einen Beitrag unter der Überschrift "Der eiserne Michael": "Auch in Zeitz soll nunmehr genagelt werden", heißt es darin. Ein hiesiger Bürger (gemeint ist Hermann Rossner) hat in hochherziger Weise ein Kriegswahrzeichen gestiftet, durch dessen Nagelung der Kriegswohlfahrtspflege in Stadt und Kreis Zeitz neue Mittel zugeführt werden sollen. "Wie ein heutiger Aufruf besagt, soll die Nagelung am dritten Pfingstfeiertage, Nachmittag 4 Uhr, eröffnet und dann jeden Mittwoch, Sonnabend und Sonntag fortgesetzt werden", ist über das Jahr 1916 weiter zu lesen. Nach dem Aufruf beträgt der Preis für die goldenen Nägel zehn Mark, für silberne 2 Mark und für eiserne 20 Pfennige. Auch können besondere Schildchen mit Inschriften von Einzelpersonen, Körperschaften, Vereinen oder Schülern an besonders vorgesehenen Stellen des Bildwerks angeschlagen werden. Jeder Spender erhält eine Karte mit dem Bild des Wahrzeichens. Die Spender haben ihren Namen in ein besonderes Buch einzutragen. Bildwerk und Buch sollen nach Beendigung der Nagelung zur Erinnerung an die große Zeit auf dem hiesigen Rathaus aufbewahrt werden, heißt es am Ende des Textes in der Chronik. Aus diesem Grund habe Schmidt auch vorgeschlagen, der Nagelsäule jetzt wieder einen Platz im Rathaus zu geben.

Über die Nagelung des "eisernen Michael" hat Schmidt in der Chronik unter dem Datum 14. Juni 1916 einen weiteren Eintrag gefunden: "Zu einer erhebenden Feier gestaltete sich die Nagelung unseres Zeitzer Kriegswahrzeichens, des eisernen Michael, die am Freitagnachmittag 4 Uhr auf dem Altmarkte stattfand. Das echt künstlerische Wahrzeichen ... hat zwecks Nagelung im Hause Altmarkt 18 / 19 Aufstellung gefunden."

Am 20. Juni 1916 erschien ein weiterer Beitrag in der Chronik: "Die am 13. des Monats zum Besten der Kriegswohlfahrtspflege eröffnete Nagelung eines Kriegswahrzeichens, des eisernen Michaels, hat einen guten Anfang genommen", ist darin zu lesen. "Die Säule ist schon mit einer großen Anzahl goldener und silberner Schildchen bedeckt, auch sind eine große Anzahl eiserner Nägel eingeschlagen worden. Die Stiftung der Schildchen ist außer von Privatpersonen namentlich auch von den Behörden und Vereinen, industriellen Betrieben usw. erfolgt, u. a. Kirchengemeinde St. Michael, Synagogengemeinde, Kreisausschuß, Zuckerfabrik Zeitz, Gewerbeverein, Vaterländische Vereinigung, Schützengilde, Kaufm. Verein, Werkmeisterverein", werden aufgezählt. "Jetzt soll noch ein silbernes Schildchen für 25 Mark und ein silberner Nagel mit Eisernem Kreuz für 5 Mark eingeführt werden."