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Karpfen begleiten ins neue Jahr

Von Maria Barsi 30.12.2005, 16:45

Luckenau/MZ. - An dieser wirken viele mit, die per Pkw oder zu Fuß zum See hinunterkommen. Je nach Andrang werden hier an drei Ständen Fische präsentiert, gewogen, geschlachtet, verpackt. "Das muss schnell gehen, damit hier kein Kunde lange steht und friert", so Uwe Demsky, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens. Deshalb sind auch seine Söhne Christoph und Peter und seine Lebensgefährtin mit von der Partie.

Es ist nicht nur eine eiskalte, sondern auch eine schwere Arbeit, die Karpfen aus den Netzhältern im See zu den Ständen am Ufer oder per belüfteter Transportkübel zum Verkaufsstand auf dem Zeitzer Kaufland-Parkplatz in der Hainichener Dorfstraße zu bringen. Wer hier mitarbeitet, braucht viele Schichten Kleidung am Leibe.

Hannelore und Klaus Ritter aus Keutschen kaufen seit Jahren ihren Silvesterkarpfen in Luckenau. So groß, wie Ritters ihn haben möchten, ist gerade keiner greifbar. Dann sind es in diesem Jahr eben zwei große. Und Frau Ritter freut sich schon auf den Apfel-Sahne-Meerrettich, mit dem sie ihre Familie verwöhnen wird. Auch Karin und Reinhard Noack aus Teuchern greifen zu einem fast Vierpfünder. Zu zweit wollen sie ihn essen. "Das schaffen wir schon!" wiegeln sie jeden Zweifel ab.

Wegen der Gräten könne vielen Kunden der Karpfen gar nicht groß genug sein, erzählt der Bröckauer Michael Burkhardt zwischen flinken Handgriffen, die aus einem schwimmenden Fisch ein küchenfertiges, eingewickeltes Paket machen. "Mit den Gräten nämlich, das ist wie beim Schwein", erklärt der Kaynaer Jens Geitner. Beim Schwein? "Eine ausgewachsene Sau hat nicht mehr Knochen als ein Ferkel. Und ein großer Karpfen hat so starke Gräten, dass man sie leicht rausziehen kann." Und Burkhardt beugt gleich jedem Anflug einer Kritik an großen Karpfen vor: "Das ist Quatsch, dass die Großen nach Schlamm schmecken. Die hier doch nicht!"

So ist es, betont Demsky. Die Karpfen wuchsen in Teichwirtschaften Brandenburgs und Sachsens auf. "Die fressen seit dem Herbst nicht mehr, leben von ihren Fettreserven und haben jetzt die beste Fleischqualität", schwärmt er. Vielleicht hat er ja schon den Duft der Fische in der Nase, die seine Lebensgefährtin zubereiten wird: panierte und gebratene Regenbogenforellen zu Silvester, Karpfenfilet auf Zwiebelbett mit Rotkraut und Kartoffeln zu Neujahr. Kommentar S. 10