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Jugendsingewoche in Predel Jugendsingewoche in Predel: Singender Abschluss

Von susanne hiegemann 19.08.2013, 16:46
Nach zehn Tagen Jugendsingewoche gaben die Teilnehmer ein Abschlusskonzert in der Kirche zu Predel.
Nach zehn Tagen Jugendsingewoche gaben die Teilnehmer ein Abschlusskonzert in der Kirche zu Predel. hartmut krimmer Lizenz

predel/MZ - Am späten Sonntagnachmittag wurden rund um die Dorfkirche Predel die Parkplätze knapp. Während dreißig junge Leute sich im alten Kindergarten auf ihr Konzert vorbereiten, füllen sich die Sitzplätze in der kleinen, hübsch renovierten Kirche. Auf dem Programm steht das Abschlusskonzert der diesjährigen Jugendsingewoche unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Johannes Dickert und Kantor Detlev Küttler.

Nach zehn Tagen gemeinsamen Musizierens geht es nun in den Endspurt. Eine der Sängerinnen und mit 15 Jahren die Jüngste ist Clara Theile aus Kohren-Sahlis. „Ich bin das erste Mal dabei und finde es total super. Am schönsten ist die Gemeinschaft, das abendliche Zusammensitzen und natürlich die Konzerte“, befindet die Schülerin und ist schon wieder anderweitig gefordert, denn Johannes Dickert erläutert ein letztes Mal den Programmablauf des folgenden Konzertes. Derweil herrscht in der Kirche bei den Gästen schon Vorfreude.

Die Zeitzer Organistin Hannelore Schumacher ist unter den Gästen. Während sie sonst oft selbst die Orgelpfeifen zum Klingeln bringt, lauscht sie heute ihrem Kollegen Clemens Bosselmann, Organist der Michaeliskirche in Zeitz: „Das ist hier heute ein ganz besonderes Konzert, denn es handelt sich nicht nur um den Abschluss der Jugendsingewoche, sondern auch um eine kleine Feier zur fünfjährigen Orgelwiedereinweihung. Damals haben sehr viele Leute gespendet, damit die Orgel renoviert werden konnte, und wir sind sehr froh, dass sie jetzt wieder so schön klingt.“ Und so lässt Bosselmann in den Singpausen die Zehm-Orgel passend zum zuvor Gehörten mal leise und nachdenklich, mal fröhlich und mal mächtig in eigenen Improvisationen ertönen und erntet, wie auch die Chorsänger, nach jedem Stück herzlichen Applaus.

Die Stücke des Jugendchors unter wechselnder Leitung von Johannes Dickert, Detlev Küttler und dem Kirchenmusikstudenten Andreas Conrad bewegen sich in der Zeit zwischen 17. und 20. Jahrhundert und sind allesamt sehr anspruchsvoll. Mit jedem der Werke wächst die Tonsicherheit, die Freude am Singen ist allen deutlich anzumerken. Spätestens bei der nigerianischen Begrüßung zum Gottesdienst mit temperamentvollen Klängen, unterstützt von Fingerschnipsen und Rasseln, fällt alle Anspannung von den jungen Leuten ab. Der Funke springt sofort über ins Publikum, das zunächst zögerlich, aber nach Ermunterung durch Küttler freudig mitklatscht.

Kein Wunder, dass am Ende des Konzertes die Zuschauer mit anhaltendem Klatschkonzert eine Zugabe fordern. Mit leuchtenden Augen singt der Chor ein letztes Lied, bevor sich alle noch vor der Kirche zum Plausch treffen oder dem Buffet im alten Kindergarten zusprechen, zu dem die Gemeinderatsvorsitzende Ellen Heinichen im Anschluss eingeladen hatte.

Bei der Orgel in der Kirche zu Predel handelt es sich um eine barocke Schleifladenorgel von Gottfried Zehm. Sie wurde 1699 vom Zipsendorfer Küster Gottfried Zehm und seinen Söhnen erbaut und zu Johannis 1700 eingeweiht. Sie ist eine der ältesten Orgeln im mitteldeutschen Raum. Im Juli 2008 endete die umfangreiche Sanierung des Instrumentes, die bereits im Oktober 2007 begonnen hatte. (clp)

Sängerin Friederike Weithaas aus Leipzig begrüßt ihre Eltern, die dem Konzert gelauscht haben. Sie wirkt befreit, aber auch etwas erschöpft. „Es war anstrengend, aber auch sehr schön. Schade, dass es nicht so gut geklappt hat, wie bei den Proben“, sagt sie, mit ihrer Leistung nicht ganz zufrieden. Dabei waren die Zuhörer alle begeistert. Zuhause singt die Zwanzigjährige nicht mehr regelmäßig, es fehlt ihr einfach die Zeit. „Aber so eine Singewoche wollte ich unbedingt einmal mitmachen, meine Mutter hat das früher einmal gemacht und mir so davon vorgeschwärmt, dass ich das auch mal probieren wollte.“ Die junge Frau berichtet, dass es ein tolles Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gruppe gibt, niemand wird ausgegrenzt, jeder wird motiviert.

Es herrscht ein straffes Programm mit vielen Proben und neben vier Konzerten hat der Chor in der letzten Woche auch Gottesdienste, unter anderem im Naumburger Dom, mitgestaltet. Allein an diesem Sonntag gab es drei Auftritte. Dennoch hatten die jungen Sängerinnen und Sänger auch Zeit zur Besinnung und Erholung im weitläufigen Gelände der Jugendherberge Schönburg, in der sie während der letzten zehn Tage beheimatet waren. Kein Wunder, dass beim Abschied nach der Andacht am letzten Morgen regelmäßig Tränen fließen.

Auch im nächsten Jahr wird es eine Jugendsingewoche in Schönburg geben und zu der wird dann die in diesem Jahr aufgenommene CD mit nach Predel gebracht, wie Detlev Küttler verkündet.

Der nächste Gottesdienst in Predel findet am Sonntag um 11 Uhr, Tümpelwiese, statt.

Der Zeitzer Organist Clemens Bosselmann spielte an der Orgel.
Der Zeitzer Organist Clemens Bosselmann spielte an der Orgel.
Hartmut Krimmer Lizenz