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Joachim Beyer Joachim Beyer: Trainer aus Leidenschaft

Von Walter Böttner 06.11.2013, 21:58
Joachim Beyer (links) und Walter Böttner (rechts) gewannen mit der AK 9 von Chemie Zeitz das Turnier der Tageszeitung „Der Neue Weg“ im Jahre 1983.
Joachim Beyer (links) und Walter Böttner (rechts) gewannen mit der AK 9 von Chemie Zeitz das Turnier der Tageszeitung „Der Neue Weg“ im Jahre 1983. mz Lizenz

Zeitz/MZ - Wenn auf jemanden im Nachwuchsfußball der Begriff „Urgestein“ zutrifft, dann ist es wohl Joachim Beyer (64). Der gebürtige Zeitzer engagiert sich seit mehr als 46 Jahren als Nachwuchstrainer bei Chemie Zeitz und Nachfolger 1. FC Zeitz. Er betreute Kreis- und Bezirksauswahlen, wirkte im Zeitzer Trainingszentrum und DFB-Stützpunkt, war Nachwuchsleiter bei den Grün-Weißen und ist als Lehrwart noch heute für den Kreisfachverband Fußball aktiv. Ganze Fußballergenerationen sprechen mit hoher Anerkennung über ihren ehemaligen Übungsleiter. Jetzt hört Joachim Beyer damit auf, dem Nachwuchs den Umgang mit dem Ball zu lehren.

Zurückhaltend und bescheiden

In seiner zurückhaltenden, eher bescheidenen Art mochte er nie persönlich in der Öffentlichkeit stehen - das überließ er seinen Spielern. Auch über die Zeitzer Region hinaus hat sich Beyer in Fußballkreisen Anerkennung erworben - davon zeugen auch die höchsten Auszeichnungen vom Fußballverband Sachsen-Anhalt. Die sportliche Erfolgsliste ist lang. Neben unzähligen Kreismeisterschaften und Goldmedaillen bei den Kinder- und Jugend-Spartakiaden kann er auf 13 Bezirksmeister- und einen Landesmeister-Titel zurückblicken.

Als Kind jagte Beyer bei Chemie Zeitz und Aufbau Zeitz dem runden Leder nach, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen seinen geliebten Sport nicht mehr aktiv ausüben. Bei Vater Hermann im Fahrradgeschäft gab es einen Insider-Treff der Chemie-Fußballer. Das inspirierte ihn und so entstand wohl auch seine Fußballaffinität. Als 17-Jähriger übernahm der junge Übungsleiter die 2. Kindermannschaft der BSG Chemie Zeitz und so begann eine Nachwuchstrainerkarriere, die in der Region ihres Gleichen sucht. Der gelernte Schlosser setzte sich in der Freizeit auf die Schulbank und erwarb im Laufe der Zeit alle erforderlichen Trainerlizenzen.

Mehr als ein Übungsleiter

„Achim, wie ihn seine Fußballfreunde nennen, hat sich mit viel Leidenschaft und hohem Zeitaufwand seinem Hobby verschrieben“, sagt die Zeitzer Fußball-Legende Lothar „Zinner“ Neumann, der auch einige Jahre sein Trainerkollege bei Chemie Zeitz und im Trainingszentrum war. Und weiter: „Er kümmerte sich nicht nur ums Training, sondern hielt Kontakt zum Elternhaus und sprach mit Lehrern und Erziehern.“ Und Beyer resümiert: „Vom Zinner habe ich viel gelernt.“ Beide erinnern sich gern an die legendären Ferien- und Trainingslager, die der Trägerbetrieb Hydrierwerk Zeitz in Unterloquitz organisierte. Beyer sei bekannt dafür, dass er akribisch und geduldig in der Technikausbildung arbeitet.

Aber auch in die Freizeitgestaltung mit seinen Jungs investierte er viel - da musste oft die eigene Geldbörse herhalten. Mit seiner unnachahmlichen Art motivierte er seine Kicker und stellte sie auf die Wettkämpfe ein. Und dass er noch dazu ein Taktikfuchs ist, das haben die HFC-Mannschaften aus dem Leistungszentrum in Halle oft zu spüren bekommen. „Und er ist konsequent“, bestätigt sein ehemaliger Zögling und späterer Schalke-Profi sowie Nationalspieler Jörg Böhme. „Achim war erfolgsorientiert, konnte aber auch ein harter Hund sein. Geschadet hat uns das nicht.“

Auf den Sportplätzen der Region ist Beyer seit 1986 als Sportberichterstatter unterwegs, seit Jahren für die Mitteldeutsche Zeitung, und er ist bekannt „wie ein bunter Hund“. Wenn man ihn nach seinen größten sportlichen Erfolgen fragt, nennt Beyer seine erste Kinder-Bezirksmeisterschaft 1973 mit seinem viel zu früh verstorbenen Betreuer Lutz Obenauf. Dazu gehöre auch der Sieg der AK 9 von Chemie 1979 beim Turnier der Tageszeitung „Der Neue Weg“. Dieser Wettbewerb entwickelte sich in den Folgejahren immer mehr zur „kleinen DDR-Meisterschaft“ in dieser Altersklasse. Und so war der Jubel groß, als 1983 Zeitz vor Carl-Zeiss Jena und Dynamo Berlin Turniersieger wurde. Gern erinnert sich Beyer auch an den Bezirksmeistertitel der Schüler 1986/87. Unvergessen bleibe zudem die Saison 1990/91 mit der B-Jugend von Chemie. Die Zeitzer wurden Sieger der Staffel drei in der Bezirkliga Halle, gewannen das Dessauer Endrundenturnier in einer Hitzeschlacht, waren Bezirksmeister und stiegen somit in die Landesliga von Sachsen-Anhalt auf. Nach der Gründung des 1. FC Zeitz 1994 wurde Beyers E-Jugend Hallenbezirksmeister. 1996 gewann er mit der Zeitzer Kreisauswahlmannschaft der D-Junioren den Landestitel.

Der ehemalige Magdeburger Nationalspieler Jürgen Pommerenke, der beim Fußballverband Sachsen-Anhalt für die Auswahltalente zuständig war, lobte Achim Beyer dafür, dass er die Teams aus den Magdeburger und Hallenser Leistungszentren überflügelte. Und auch der letzte große Erfolg des 1. FC Zeitz im Nachwuchs-Fußball geht auf Joachim Beyers Kappe: Im Jahr 2003 konnte er mit seinen Jungs die Landesmeisterschaft der C-Junioren in Sachsen-Anhalt erringen.

Zahlreiche Talente gefördert

Zahlreiche Talente hat Beyer ausgebildet und gefördert. Einige von ihnen gingen ihren sportlichen Weg und spielten später höherklassig - schafften sogar den Sprung in den Profi-Fußball. „In einer ruhigen Minute denken manche von ihnen wohl auch heute noch an ihren alten Übungsleiter“, sagt Beyer lächelnd.

Über 20 Jahre lang hielt er sich mit den Zeitzer C-Junioren in der höchsten Spielklasse Sachsen-Anhalts. Auch ihnen wird er in positiver Erinnerung bleiben. Diese Vorzeigemannschaft wurde jedoch vor Kurzem vom Club wegen Personalmangels aus der Verbandsliga zurückgezogen. In der vergangenen Saison schnupperte das Team bereits wieder am Aufstieg in die Verbandsliga, verpasste das Ziel als Staffeldritter nur knapp.

„Der Abschied fällt nicht leicht, aber ich bin auch nicht unglücklich“, so Beyer. Die Arbeit beanspruche in sehr und nun habe er auch öfter Zeit, mit Sohn Laurin, der unter Trainer Jens Hermann bei den Zeitzer E-Junioren spielt, zu Begegnungen von ihrer beider Lieblingsmannschaft, Lok Leipzig, zu fahren.