In Archiven gekramt In Archiven gekramt: Als der König zu Besuch in Zeitz war

Zeitz - „Ist Ihnen aus unserer Zeitzer Heimatgeschichte bekannt, dass . . .?“ fragten die Zeitzer Neueste Nachrichten ihre Leser 1936/37 mit einer Artikelreihe in 36 Fortsetzungen. In inhaltlich kunterbunter und ungezwungener Abfolge wurde Wissenswertes, Kurioses, aber auch Nachdenkliches und Vergessenes aus dem Fundus der stadtgeschichtlichen Vergangenheit quer durch die Jahrhunderte kurzweilig vermittelt.
Wenn auch nach gut einem halben Jahr Schluss war, hätte die anspruchsvolle Beitragsserie in lockerer Folge fortgesetzt werden können, zumal der Fundus an Zeitzer Geschichte(n) schier unerschöpflich ist. Dabei war die Reduzierung des Aussagegehalts der vielfältigen Themen auf Wesentliches im Stil und Umfang einer typisch journalistischen Meldung wohl der Absicht geschuldet, Denkwürdigkeiten und Ereignisse, für die sich sonst keine Möglichkeit einer Veröffentlichung gefunden hätte, wieder ins Bewusstsein der Menschen zu rufen.
Auf Fragereise in die Zeitzer Vergangenheit
Höchste Zeit also, wieder auf Fragereise in die Zeitzer Vergangenheit zu gehen, und die eine oder andere Geschichte aus den Tiefen der Historie wieder ans Licht zu holen und die Leser zu fragen, ob sie es - noch oder schon - gewusst hätten.
Viele Zeitzer erinnern sich noch an Doktor Zitzelsberger. Wer aber weiß, dass der am 11. April 1908 in Parsberg, Oberpfalz, geborene, langjährige Chefarzt des Zeitzer Krankenhauses in der Röntgenstraße, der promovierte Mediziner Joseph Zitzelsberger, im Dezember 1934 an der Ludwig-Maximilians-Universität München über „Operationserfolge bei Nierentumoren im Kindesalter“ promovierte?
König Friedrich August III. von Sachsen zu Besuch in Zeitz
Wusste jemand, dass König Friedrich August III. von Sachsen (1865-1932) aus der Linie der albertinischen Wettiner 1913 nach einem Militärmanöver Logis bei Kommerzienrat Albin Naether in der Naetherstraße 6/7 nahm? Zuvor war allerdings der Einzug des Monarchen in der Stadt richtig gefeiert worden. Es war die Zeit, als Kaiser Wilhelm II allgemein noch als Friedenskaiser galt. Doch das Manöver, das Anlass für den königlichen Besuch war, war gleichzeitig das letzte Manöver dieser Art kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges.
Wer ein Telefon hatte
Vielleicht ist es ja ganz interessant, zu wissen, dass es 1894 insgesamt 55 sogenannte „Fernsprech-Anschlüsse“ im Zeitzer Stadtgebiet gab? Von denen waren allerdings die meisten in den Fabriken der großen Unternehmen wie E. A. Naether, Oehmig-Weidlich oder Wünsch und Pretzsch zu finden, aber auch bei Maurermeister Carl Topschall in der Domherrenstraße 5. Warum? Weil dieser als städtischer Branddirektor dringend ein Telefon benötigte.
Ein Haus im Wandel
Wer weiß denn, dass das Elternhaus von Anna Naether, geborene Wagner, Ehefrau des Kommerzienrates Albin Naether, am Roßmarkt 4 im Jahr 1904 zugunsten eines prächtigen Geschäftshausneubaus abgerissen wurde? Und zwar für die Firma Hermann Schneider. Das war das früher stadtbekannten Modewarenhaus, das später auch noch Kinderkaufhaus und Jugendmode war. Heute befindet sich im Erdgeschoss von Roßmarkt 4 die Lokalredaktion der Mitteldeutschen Zeitung Zeitz.
Der Vorgängerbau besaß ein wertvolles Sitznischenportal aus der Frührenaissance-Zeit, das Kommerzienrat Albin Naether während des Abbruchs des Hauses ausbauen und in seinem Garten in der Naetherstraße 6/7 hinter der Villa wieder aufstellen ließ. Das Portal war so wertvoll, dass es seit 15. August 1949 unter Denkmalschutz stand, ehe es Ende Februar 1967 während Bauarbeiten auf dem Grundstück abgerissen wurde.
Zitza-Erfindung
Und wer weiß, dass die Zeitzer Zitza-Werke im Februar 1927 für das patentierte, von Dr. Thieme entwickelte „Kaumint“ warben, das vor Grippe schützen sollte und in allen Apotheken und Drogerien gekauft werden konnte? Die 1714 gegründete Firma Oehmig und Weidlich betrieb ihre Seifensiederei lange Zeit auf dem Grundstück Messerschmiedestraße 27 und Brüderstraße 12, ehe 1880 das Fabrikgebäude Wasserberg Nr. 10 ausgebaut wurde.
Diese Fabrik brannte 1888 ab, was jedoch den Aufschwung des Unternehmens, welches sich bereits um 1900 zur bedeutendsten Seifenfabrik des Deutschen Kaiserreiches entwickelt hatte, nicht aufzuhalten vermochte. Schon damals taucht übrigens auf zeitgenössischen Briefköpfen der Firma die Bezeichnung „Zitza-Werke“ auf.
Brühl im Brühl
Und schließlich noch kurz und knapp: Wer weiß denn, dass es im einstigen Haus Brühl 15 kurz nach 1900 eine Glaserei und Bautischlerei gab, dessen Inhaber Oskar Brühl hieß? (mz)

