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Für Stippvisiten in Zeitz bleibt Zeit

Von Maria Barsi 01.01.2008, 18:16

Zeitz/MZ. - Kristin Rebien sitzt in der Redaktion der Zeitzer Zeitung und strahlt. Zum ersten Mal ist sie hier, seit die Zeitzer Zeitung ihre Arbeitsräume von der Brüderstraße an den Roßmarkt verlegte. Als sie vor Jahren gerade angefangen hatte mit ihrem Studium der Germanistik und Politikwissenschaft in Leipzig, war sie immer mal in der Redaktion, erprobte sich in einem Praktikum auch mal am Journalismus.

Das ist freilich ein Weilchen her, auch wenn die nunmehr 33-Jährige sich äußerlich kaum verändert hat. Es ist viel geschehen seitdem und in Zeitz ist sie nur noch ganz selten. Da bleibt wenig Zeit für ihre Eltern, geschweige denn für andere. Das kann nicht anders sein, wenn man Professorin im US-amerikanischen San Diego ist. Von dort kann man mit der Straßenbahn nach Mexiko fahren, aber man braucht 18 Stunden mit dem Flieger, um erst einmal halbwegs in die Nähe von Zeitz zu kommen.

Professorin mit 33? Wo gibt's denn so was? Die Frau lächelt. Jedenfalls kaum in der Bundesrepublik Deutschland. Eigentlich habe sich das mit den USA mehr oder weniger zufällig ergeben. Im dritten Studienjahr hatte sie sich wie alle anderen auch nach einem Austauschplatz für ein Semester umgesehen. Eine Kommilitonin trat zurück von ihrem Platz und Kristin Rebien sprang ein. Das aber war ein ganzes Jahr in Arizona. "Ich kam da eher blauäugig hin und wusste gar nicht wirklich, was mich erwartete", sagt sie heute.

Eines aber merkte sie ganz schnell: An Universitäten in den USA findet man gute Bedingungen für wissenschaftliche Arbeit, kann man besser promovieren, forschen und publizieren. "Das ist hierzulande mit Anfang 30 undenkbar", sagt sie bedauernd. Und so bewarb sie sich für ein Stipendium, bekam es tatsächlich und ging 1999 zum Promovieren nach Kalifornien. Eine gute Zeit, meint sie, auch wenn die Witterungsbedingungen in Stanford für sie sehr gewöhnungsbedürftig waren. Nicht unendlich heiße kalifornische Sonne, sondern immer wieder viel Nebel.

Ihren Doktor machte sie 2005 und bekam auch recht schnell eine Gastprofessur an der Elite-Universität Princeton auf der anderen Seite des Kontinents, an der Ostküste bei New York. Über die Maßen begeistert war sie dort nicht. Eine Gastprofessur ist keine sichere Sache und die Studenten, überwiegend aus der gehobenen Mittelschicht kommend, waren kaum empfänglich für kritische Hinweise. Da nahm sie gern das Angebot einer unbefristeten Professur in San Diego an.

Wieder eine ganz andere Ecke des Landes, wieder völlig anderes Klima, wieder ein ganz anderer Menschenschlag. Und das Beste: auch ihr Mann Michael kann als ebenfalls promovierter junger Mediziner in fester Anstellung an der selben Universität forschen. Kristin Rebien ist in San Diego Professorin für "Germanistik und Europastudien". Die überwiegend US-amerikanischen Studenten ihres Spezialgebietes seien sehr zuvorkommend und außerordentlich lernbegierig. Dazu kämen regelmäßig eine Menge Austauschstudenten aus Deutschland, denn auch die amerikanischen Germanistikstudenten müssen mindestens ein Semester in Deutschland studieren. Zurück kämen sie dann meistens mit sehr guten Sprachkenntnissen und man könnte gemeinsam richtig viel erreichen. Und weil in ihrem Fach natürlich auch eine ganze Reihe Forschungsprojekte laufen, ist sie nicht nur um Weihnachten, sondern auch im Sommer eine gewisse Zeit in Deutschland. Das sei schon der Spezifik ihres Fachgebietes geschuldet.

Und die Familie in Zeitz? "Na ja, es ist eben ein bisschen weiter", sagt sie achselzuckend. Aber es sei ja nicht wie früher, als man im Grunde nur auf handgeschriebene Briefe angewiesen war. Es wird viel hin und her telefoniert bei Rebiens und das Internet biete ja auch ganz andere Möglichkeiten, miteinander zu reden und sich auszutauschen. Und weil sich in ihrem Fall auch das Berufliche gar nicht so selten mit dem Privaten verbinden lasse, sei sie doch sehr zufrieden mit ihrer Situation.