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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Was sind schon 400.000 Euro?

Von tobias heyner 11.04.2012, 16:45

droyssig/MZ. - Nur haarscharf schrammte es an einer Geldprämie vorbei. Das Team der Jugenddorf Christophorusschule Droyßig landete beim Bankenplanspiel Schul-Banker auf dem vierten Platz. Es war eins von 20 Teams, die beim finalen Schülerwettbewerb des Bankenverbandes antreten durften. Vom 29. bis 31. März fand die Endrunde in Potsdam statt. Ursprünglich hatten rund 4 000 Schüler in mehr als 856 Teams aus Deutschland, Belgien, Italien, Spanien und der Schweiz in den Vorausscheidungen an ihren Schulen um die begehrten Finalplätze gerungen. Gefasst wurden sie in insgesamt 20 verschiedene Pools. Aus jedem durfte letztlich aber nur ein Siegerteam nach Potsdam.

"Letztes Jahr hatte es für uns noch nicht gereicht, aber diesmal sicherten wir uns souverän ein Ticket für die Endrunde", erzählt der Elftklässler Aiko Schmeißer stolz. Seine Teamkameraden Karl Richard Schade, Simon Scherf, Paul Eisenschmidt und Michael Fraatz bestätigen dies freudig nickend. "Es war aber zugleich auch unsere letzte Teilnahme", so Fraatz, "denn mehrfache Starts derselben Person sind nicht zulässig."

Beim Bankenplanspiel vertreten die Teams den Vorstand virtueller Bankunternehmen und simulieren deren gesamte Geschäfte über einen bestimmten Zeitraum. Dabei mussten viele Entscheidungen getroffen werden: Sollen Filialen geöffnet oder geschlossen werden? Sind Schulungen der Mitarbeiter notwendig? Für die Beantwortung dieser Fragen mussten die Schüler Bilanzen analysieren, Liquiditäten prüfen, Kredite vergeben und Aktienverläufe verfolgen. "Das ist auch fast so kompliziert wie es klingt", sagt Eisenschmidt zwinkernd. Und weiter: "Das Interessante war, dass man auch mit den Mitbewerbern interagierte. Am Ende erfolgte dann eine Betrachtung aller Banken am Markt und die mit den meisten Rücklagen wurde zum Sieger des Wettbewerbs gekürt." Mit vierstelligen Beträgen wurden die Schulen der besten drei Teams bedacht. Den Droyßigern und ihrer "facebank" fehlten am Ende schlappe 400 000 Euro Gewinn zum Drittplatzierten. "Ein Witz bei Gesamtbeträgen von bis zu 70 Millionen Euro", wirft Scherf ein. Alle lachen herzhaft. Man habe einiges an Erkenntnissen aus dem Wettkampf mitnehmen können. Darin sind sich die Elftklässler einig. "Besonders die Erkenntnis, dass der Beruf Banker auf Dauer wohl nichts für mich wäre", so Aiko Schmeißer, "für ein Wochenende ist das in Ordnung, aber mein Leben lang nur Zahlen? Nein danke!"

Dennoch orientiert sich der 17-Jährige bereits stark in Richtung des Fachbereichs Wirtschaft. Er und der gleichaltrige Florian Weiser aus einer Parallelklasse sind schon seit zwei Jahren an einer Hochschule immatrikuliert. Neben der Schule besuchen die Elftklässler einmal wöchentlich Vorlesungen und Seminare an der Martin-Luther-Universität (MLU) Halle-Wittenberg. "Natürlich im Fachbereich Betriebswirtschaftlehre", fügt Florian Weiser an.

"Die Christophorusschule ist ein sogenanntes Prime-Gymnasium und hat ein Kooperationsverhältnis zur MLU", erklärt Olaf Staake (45), Fachbereichslehrer für Wirtschaft. Und weiter: "Insgesamt stehen 19 Gymnasien in einer solchen Partnerschaft mit der Universität, die meisten davon aus Halle selbst." Ziel ist es, Schüler für ein Studium zu begeistern und auf den Hochschulalltag vorzubereiten. Aber auch eine Verkürzung der späteren, regulären Semester ist möglich. "Florian hat bisher drei Prüfungen abgelegt und ich vier", berichtet Aiko Schmeißer, "pro Prüfung gibt es einen Schein und sechs Scheine sind gleichbedeutend mit einem Semester." "Die Fahrt per Zug wäre sehr zeitraubend. Deswegen fahre ich die beiden selbstverständlich immer mit dem Schultransporter hin", sagt Staake lächelnd.