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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Schmelzwasser schießt als Sturzbach ins Dorf

Von CLAUDIA PETASCH 07.01.2011, 18:38

DÖBITZSCHEN/MZ. - Land unter am Freitag in Döbitzschen. Knöcheltief stehen Nico Pfeiffer und Helmut Pluntke im Wasser und diskutieren. Die Männer sind sauer, stinksauer. Das Tauwetter hat dafür gesorgt, dass Teile des Dorfes seit Freitagfrüh kurz nach sechs unter Wasser stehen. Von den Feldern schießt es regelrecht in den Ort, der für den Verkehr erst einmal gesperrt ist. Auch der Strom ist abgeschaltet, weil das Nass den Weg ins Trafohäuschen gefunden hat.

Es ist bereits das zweite Mal innerhalb von drei Wochen, dass das Wasser im Ort steht, nur jetzt in deutlich stärkerer Intensität. Feuerwehren aus Minkwitz, Rehmsdorf, Langendorf und Profen sind mit 38 Kameraden im Dauereinsatz und versuchen das Wasser aus den Häusern zu pumpen. Pfeiffer und Pluntke beobachten das Ganze. Sie sind Leidensgenossen, denn beide Male sind ihre Häuser, die direkt am Ortseingang stehen, betroffen gewesen. "Ich habe mein Büro gerade wieder fertig gehabt, jetzt ist es erneut abgesoffen. Wenn das so weitergeht, zahlt auch bald die Versicherung nicht mehr", sagt Pfeiffer, der selbstständig ist. Auf dem Hof liegendes Material, das er für die Arbeit braucht, ist ebenfalls nass geworden, sagt er deprimiert.

"Drei Wochen hatte ich Luftentfeuchter im Haus, nun steht wieder alles unter Wasser. Wir haben Parkett und Laminat rausgemacht, sogar die Fliesen angebohrt, damit sie trocknen. Jetzt kann ich alles rausschmeißen", sagt Pluntke und schüttelt fassungslos den Kopf. Der Rentner fragt sich, wie es nun weitergehen soll, das Erdgeschoss seines Hauses steht komplett unter Wasser, er musste durchs Fenster klettern, um rauszukommen.

Nicht ganz so hart hat es seinen Nachbarn Hartmut Ley getroffen. Bei ihm steht der Keller zwar voller Wasser, aber da er dort nichts lagert, sei es zu verschmerzen, meint er. "Aber schauen sie sich das an. Seit heute Morgen schießt das Wasser so schnell über mein Grundstück", sagt er und zeigt auf die Stelle, die mehr einem reißenden Fluss als einer Hofzufahrt gleicht. Vor 35 Jahren habe es schon mal solch eine Überflutung gegeben, meint der Döbitzschener, aber seitdem auch nie wieder.

Rätselraten also um die Ursache für den Wassereinbruch. Für die Anwohner ist die Sache klar. Sie sagen, dass die Gräben auf den Feldern, die das Schmelzwasser eigentlich aufnehmen und abführen müssten, voller Schnee und Eis sind. Also schießt das Schmelzwasser über die Gräben und dann über die Felder ins Dorf. "Wir waren schon nach dem ersten Mal auf der Gemeinde und haben gesagt, dass was passieren muss. Doch niemand fühlte sich zuständig", kritisiert Pfeiffer und blickt zu Manfred Meißner (parteilos), dem Bürgermeister der Gemeinde Elsteraue. Der erklärt, die Gemeinde sei dafür nicht zuständig, er habe aber mit dem zuständigen Unterhaltungsverband "Weiße Elster" gesprochen. Dort habe man Ende 2010 gesagt, dieses Jahr könne man nichts mehr tun, so Meißner.

Die MZ fragte daher beim Verband nach. Von Geschäftsführerin Antje Klenke war zu erfahren, dass sie sich Freitagmittag vor Ort ein Bild machte. "Ich bin alle Gräben rings um die Dörfer abgefahren, alle sind frei von Eis und Schnee, das Wasser fließt. Die Gräben sind nicht mal zu einem Drittel gefüllt, könnten noch viel Wasser aufnehmen", so ihre Antwort. Ihre Vermutung: das Wasser kann nicht auf den Feldern versickern, weil der Boden gefroren ist. Und aufgrund des leichten Gefälles schießt es über die Felder zum Dorf.