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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Im Blütenmeer

Von CLAUDIA PETASCH 16.08.2011, 17:48

TRÖGLITZ/MZ. - Die ersten Kartoffeln hat Harry Schwandt schon aus der Erde geholt. Natürlich in Handarbeit. Groß sind die und schmecken tun sie obendrein wunderbar, erzählt er. Vier Zentner der Erdäpfel ernten er und seine Frau Annerose aus Tröglitz da im Jahr in ihrem Garten. Und weil das Ehepaar diese Menge natürlich nicht alleine essen kann, bekommen die beiden Kinder auch immer mal ein paar Kilogramm Kartoffeln ab.

Es grünt und blüht bei Schwandts in der August-Bebel-Straße in Tröglitz, und das bis weit in den Oktober hinein, jedes Jahr. Denn beide sind leidenschaftliche Hobbygärtner, jede freie Minute verbringen sie an der frischen Luft, buddeln in den Beeten, zupfen Unkraut, hacken die Erde locker und verschneiden die Blumen. "Wer rastet, der rostet, wir sind deswegen immer in Bewegung", sagt die 72-jährige Annerose Schwandt.

700 Quadratmeter groß ist das Grundstück und ein Großteil davon ist als Garten oder als Blumenbeet angelegt. "Was habe ich denn davon, wenn ich Rasen hier habe", fragt Harry Schwandt und zeigt auf das lange Beet mit den Kartoffeln. Die anzubauen mache doch viel mehr Sinn, meint er. Und so geht es im Frühjahr auch immer damit los, als erstes werden die Erdäpfel gesteckt, dann die Zwiebeln, im Mai kommen dann die Bohnen und ist der Frost aus dem Boden raus, werden auch die Dahlien wieder in die Erde gepflanzt und kommen die Blumentöpfe raus, die im Keller überwintern.

"Seit ich das Haus habe, über 50 Jahre schon, bauen wir selbst Gemüse an", verrät Harry Schwandt, der früher im einstigen Hydrierwerk Isolierer gelernt und auch als solcher gearbeitet hat. Seine Frau Annerose ist gelernte Bäckerin, ihre Eltern haben, als sie von Wuitz-Mumsdorf nach Tröglitz zogen, eine Bäckerei im Ort betrieben. Doch nach und nach suchten sich die Kinder alle eine andere Arbeit und so blieb es nicht aus, dass die Bäckerei irgendwann geschlossen wurde. Die 72-Jährige war dann eine Zeit lang in der Küche der Krippe in Tröglitz tätig und später dann noch fünf Jahre im Hydrierwerk. "Aber jetzt genießen wir das Rentnerleben und machen alles das, was wir noch können, am Haus und im Garten", sagt die Tröglitzerin.

Beide sind zudem in der Kirche engagiert und haben sich damals, vor mehr als 50 Jahren, auch in einer kirchlichen Jugendstunde in Zeitz kennengelernt. Harry Schwandt kam ursprünglich aus Polen, wohnte dann in Zeitz und verdiente beim Hydrierwerk gutes Geld. "Die Wohnung, in der ich damals wohnte, war schlecht. Und so dachte ich, wie wäre es mit einem kleinen Häuschen, ich habe ja im Werk auch gut verdient", plaudert der 79-Jährige. Durch Zufall hat er dann das Grundstück in Tröglitz gefunden und kaufte es als er noch jung und ledig war.

Und ein Rosenstock, der heute noch an der Vorderseite des Hauses steht, den gab es schon damals, erzählt Annerose Schwandt. Überhaupt scheint das Paar den sprichwörtlichen grünen Daumen zu haben, denn ein Kaktus hat bereits stolze 35 Jahre auf dem "Buckel", ebenso wie ein Affenbrotbaum. Doch nicht nur was das Gärtnern angeht, haben beide große Freude dran. Auch das Handwerkeln übernimmt der Mann im und am Haus soweit wie es geht. Erst vor wenigen Tagen zum Beispiel hat er die alten Holzpfähle für die Wäscheleine entfernt und durch eiserne ersetzt. Die hat er vorher auch noch entrostet und gestrichen.

Von der kleinen Terrasse hinter dem Haus aus können beide einen wunderschönen Blick ins Grüne genießen. Das ist es, was ihnen so gut gefällt. "Hier wohnt es sich einfach gut, das Grüne drum rum und im Ort haben wir alles, was wir brauchen, einen Arzt, eine Apotheke, zwei Supermärkte, die Schule ist hier und zwei Banken", zählt Annerose Schwandt auf.