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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Afghanistan-Debatte live

Von UTA KUNICK 02.02.2011, 18:11

DROYSSIG/MZ. - "Es war schon ein aufregendes Erlebnis, die großen Politiker ganz nah und live zu erleben," erzählt Ulrike Röhrborn. Die 16-Jährige war bei der letzten Bundestagsdebatte in Berlin mit dabei. Gern hätte sie noch persönlich der Bundeskanzlerin die Hand geschüttelt. Das wäre für die Gymnasiastin von der Christophorusschule Droyßig das "absolute Highlight" gewesen, doch so nah kam sie an Angela Merkel dann auch wieder nicht heran.

Dafür kehrte die Elftklässlerin mit einem Autogramm von Gregor Gysi, Bücher über den Reichstag und vielen Eindrücken zurück. Ulrike Röhrborn weilte zusammen mit Mitschüler Max Gotzmann auf Einladung des CDU-Ortsvereins Droyßig in der Bundeshauptstadt. Die Auswahl hatte Schulleiter Burkhard Schmitt getroffen, nachdem bekannt geworden war, dass zwei Schüler vom Droyßiger Gymnasium mit nach Berlin fahren dürfen. Röhrborn und Gotzmann besuchen den von Schmitt geleiteten Sozialkundekurs. "Sie sind am diskussionsfähigsten, engagieren sich im Fach und argumentieren an vorderster Front", begründet Schmitt seine Wahl. Die beiden Gymnasiasten sind politisch sehr interessiert. Sie hören im Unterricht nicht nur zu, sondern machen einen "Ja, aber"- Einwand geltend. Für Lehrer ein Zeichen, dass Schüler mitdenken.

"Es schadet nicht, wenn man sich in unserem Alter mit Politik beschäftigt", erklärt die 16-Jährige, die sofort zusagte. Denn wann bietet sich jungen Leuten schon mal die Chance an einer Bundestags-Debatte teilzunehmen? Ob der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan gerechtfertigt ist, lässt sich schwer abschätzen, meint die Gymnasiastin. Krieg ist nichts Gutes und es ist schlimm, wenn Menschen getötet werden. "Das verurteile ich", sagt sie. Dann gibt sie aber zu bedenken, dass die deutschen Soldaten nicht in Afghanistan sind, um Krieg zu führen, sondern um das Land beim Aufbau einer funktionierenden Infrastruktur zu unterstützen. Max meint, die Bundeswehr hätte gar nicht nach Afghanistan gehen dürfen. Einem Land mit einem anderen Kulturraum westliche Wertvorstellungen aufzuzwingen, findet der 17-Jährige nicht richtig. Aber wenn die deutschen Truppen nun einmal dort unten sind, ist es in Ordnung, wenn sie so lange bleiben, bis die Sicherheit im Land gewährleistet ist. Insofern findet der Pennäler die Verlängerung des Bundeswehr-Einsatzes wiederum okay. Der Besuch im Bundestag hat dem Schüler neue berufliche Perspektiven aufgezeigt. Max Gotzmann will Jura studieren und hat nun erfahren, dass er mit dem juristischen Staatsexamen für die Verwaltung des Deutschen Bundestages arbeiten könnte.

Den Gymnasiasten beeindruckte neben der Diskussion der Politiker, bei der es "richtig zur Sache ging", eine Führung mit dem CDU- Bundestagsabgeordneten Dieter Stier. "Er hat uns einen Einblick in die Arbeit des Parlaments gegeben und den Tagesablauf eines Abgeordneten erklärt", erzählt Max Gotzmann. Beim Rundgang durch das Reichtagsgebäude lernten die Besucher das komplizierte Innenleben kennen. "Der Bau ist durch unterirdische Gänge mit der Nachbarschaft verbunden, so dass die Politiker nicht über die Straße müssen", erzählt der Gymnasiast und staunt.

Die Idee, den Bundestag zu besuchen und speziell an der Afghanistan-Debatte teilzunehmen, hatte Rocco Schmidt aus dem CDU-Ortsverband Droyßig. Der 39-Jährige ist Berufssoldat und war zuletzt 2009 für fünf Monate in Afghanistan. Sein nächster Einsatz steht 2012 bevor. "Mich hat es brennend interessiert, welche Argumente die Politiker für oder gegen eine Verlängerung einbringen", sagt der Familienvater, der noch immer das Bild von der namentlichen Abstimmung bei der Debatte vor Augen hat. "Da war der Plenarsaal proppevoll. Im Fernsehen habe ich das noch nie so erlebt."