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Wörlitz Wörlitz: Neue Dachlandschaft auf dem Garteninspektorenhaus

Von ilka hillger 22.10.2012, 17:23

wörlitz/MZ. - Der Hagelsturm vom 11. September 2011 hatte heftige Spuren hinterlassen.

Zertrümmerte Dachziegel

"Etliche Dachziegel waren zertrümmert, manche ganz weggeflogen, es gab Löcher im Dach", sagt Maria Gerecke. Die Baudenkmalpflegerin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz betreute in den vergangenen Monaten die Dachsanierung des historischen Gebäudes, denn "uns war schnell klar, dass wir um eine Gesamtreparatur nicht herumkommen werden".

Es war schließlich nicht nur die Dacheindeckung, die der Hagelschlag in Mitleidenschaft zog. Die Laterne auf der Dachmitte mit ihren Sandsteintürmchen sei schon vorher beschädigt gewesen, so Gerecke. Der Hagel habe bereits lockere Stücke endgültig heraus gebrochen. Maria Gerecke hat noch Fotos zum Vergleich, ganz angeknabbert sieht der graue Sandstein auf den Vorher-Bildern aus. Jetzt sind die Türmchen weiß, wie es auch der historische Befund ergab.

"Das ist hier im Park schon ein besonderes Werk", beurteilt Maria Gerecke das Gebäude, zu dem die Parkbesucher gewöhnlich nur selten ihre Schritte lenken. Begonnen wurde mit dessen Bau 1797, zwei Jahr später war es fertig. Den Entwurf lieferte der Gartenreich-Hausarchitekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff. Anregungen für das interessante Bauwerk holte sich der Architekt des Fürsten bei einem Kollegen. Johann Gottfried Grohmann gab damals das "Ideen-Magazin für Architecten, Künstler und Handwerker" heraus, und in einer Ausgabe des Heftes - vergleichbar mit einer heutigen Architekturzeitschrift - fand sich ein Entwurf, der dem realen Bau in Wörlitz doch sehr ähnlich sieht. "Da gibt es ziemliche Anklänge", findet auch Maria Gerecke. Sie bewundert diese besondere Dachlandschaft mit ihren vielen Gauben, der Laterne, den Anbauten und dem Halbrund zur Parkseite.

Unter diesem besonderen Dach waren es immer die Gartenchefs des Parks, die dort Wohnen und Arbeiten miteinander vereinten. Johann George Gottlieb Schoch, Hans Hallervorden oder Kurt Lein wohnten hier.

Vermutlich 100 Jahre alt

Heute ist das Haus Sitz der Gartenverwaltung der Kulturstiftung, im Obergeschoss befindet sich eine vermietete Wohnung. Die Mieter können nun wieder für ein paar Jahrzehnte sicher sein, dass das Dach dicht hält. "Bis auf wenige Restarbeiten wurde die Dachsanierung in der vorigen Woche abgeschlossen", sagt Baudenkmalpflegerin Gerecke. Sie kann nur mutmaßen, wann das Dach letztmalig neu gedeckt wurde. Aufgrund einer Bleistiftnotiz, die man im Dachraum fand, denkt sie um 1912, doch auch in den 1950er Jahren wurden einige Arbeiten durchgeführt. Eine Überraschung lieferte bei der Sanierung ein Zwischenbefund an einer Dachgaube. Hinter deren Schieferabdeckung kam eine Putzfläche mit Ziegelimitat zum Vorschein. "Das wollten wir erhalten und haben jetzt auf einer Faserzementplatte das Mauerwerk nachgeahmt", erklärt Maria Gerecke, die sich mit Fertigstellung der Dachsanierung wieder anderen Projekten zuwenden kann.