1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Woolworth öffnet in Wittenberg: Woolworth öffnet in Wittenberg: Vorerst ohne Rolltreppe

Woolworth öffnet in Wittenberg Woolworth öffnet in Wittenberg: Vorerst ohne Rolltreppe

Von Irina Steinmann 07.12.2018, 18:36
Ordentlich Gewusel herrschte am Donnerstagvormittag in der neuen „Woolworth“-Filiale.
Ordentlich Gewusel herrschte am Donnerstagvormittag in der neuen „Woolworth“-Filiale. Thomas Klitzsch

Wittenberg - In meiner Kindheit hieß der Laden „Wohlwort“, so ungefähr, wir wussten es nicht anders. Später, keine Ahnung, ob wir da schon korrekt „Wuhlwörß“ sagten, konnte man Leute damit beleidigen. „Wohl bei Woolworth gekauft, wa?“ Mit seinem Ruf als Billigheimer geht die traditionsreiche Warenhauskette - gegründet 1879 in den USA - freilich längst offensiv um: „Aktionskaufhaus“ nennt man sich heute.

Alter Kaufhaus-Standort

Seit dem Nikolaustag ist „Woolworth“ auch in Wittenberg vertreten. In zentralster Lage, dort wo zuletzt C&A versuchte, seine Mode unter die Leute zu bringen und wo zuvor eigentlich schon immer ein Kaufhaus war , hieß es nun „Multistore“ oder - noch früher - „Magnet“. Dort werden nun auf einer Fläche von annähernd 1 000 Quadratmetern „rund 6000 Artikel für den täglichen Bedarf“ geboten.

Ein Querbeet-Sortiment von Kurzwaren über Bekleidung bis zu Spielzeug, wobei jahreszeitlich bedingt derzeit Weihnachtsdeko breiten Raum einnimmt. Und kurioserweise auch - aber wer Kinder hat, weiß warum - Einhörner.

Über mangelnde Aufmerksamkeit muss sich „Woolworth“ am Eröffnungstag nicht beklagen. Pünktlich 9 Uhr hat sich eine „gute Kundentraube“ vor dem Eingang gebildet, berichtet Bezirksleiter Joachim Eichmeyer, zuständig für die Filialen rund um Halle/Leipzig und in Thüringen. Es gibt Glücksrad, Luftballons, laute Musik und Sonderangebote.

Was es nicht gibt: die Rolltreppe. Man habe vorerst nur das Erdgeschoss gemietet, so Eichmeyer, und wolle zunächst abwarten, wie es läuft. Gut möglich, sagt er, dass in zwei, drei Jahren die Rolltreppe aus ihrer Trockenwand-Verkleidung befreit wird und Kunden dann auch ins Obergeschoss rollen können. Beschäftigt seien 16 Mitarbeiter aus Wittenberg und Umgebung, ganz überwiegend Frauen; in den ersten Tagen ist zudem eine „Neueröffnungsmanagerin“ vor Ort.

Mit der Ansiedlung von „Woolworth“ schrumpft der Leerstand in der Wittenberger Altstadt ein gutes Stück. Mit 2200 Quadratmetern mach(t)en allein die vormals von C&A und „dm“ genutzten und direkt benachbarten Objekte fast die Hälfte des Leerstands aus. Dieser lag in der letzten Erhebung im Mai - sie findet laut Stadt zweimal jährlich statt - bei 5105 Quadratmetern. Insgesamt betrage die Gewerbefläche 30000 Quadratmeter, wozu das „Arsenal“ 10000 beisteuert.

Derzeit nicht vermietbar

Auch der vom Drogeriemarkt genutzte Teil wird laut Stadt demnächst übrigens wieder belebt, freilich ohne nennenswerte Auswirkungen auf die Statistik: „Fielmann“ zieht ein in sein eigenes Objekt, einmal quer über die Straße. Im Klammergriff zwischen Online-Handel und baulichen Problemen bleibt die Altstadt trotz der jüngsten Entwicklung: Unter den in absoluten Zahlen 38 Gewerbeeinheiten befinden sich laut Leerstandsanalyse immerhin zehn Sanierungsobjekte - also solche, die sich nicht in einem vermietbaren Zustand befinden. Insgesamt kommen diese auf 1215 Quadratmeter.

Wie viel Bewegung in der Angelegenheit steckt, zeigt sich aber auch: Von der Realität überholt ist der Problemfall Jüdenstraße 9. Dort steht inzwischen ein Neubau, der bald auch als neues Domizil des Lutherischen Weltbundes dienen soll. Andererseits ist seit der Erhebung im Mai auch wieder Leerstand hinzugekommen. Wie berichtet bemüht sich die Stadt um die Finanzierung eines City-Managers. (mz)