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Advent Was es mit dem Baum der kleinen Wünsche in Coswig auf sich hat

Einwohner sind aufgerufen sich an Aktion für Senioren zu beteiligen.

Von Andreas Hübner 24.11.2021, 09:18
Auf der kleinen Wiese direkt hinter dem Parkplatz des Seniorenheims wurde,  für alle frei zugänglich, der Wunschbaum platziert.
Auf der kleinen Wiese direkt hinter dem Parkplatz des Seniorenheims wurde, für alle frei zugänglich, der Wunschbaum platziert. Foto: Andreas Hübner

Coswig/MZ - „Man soll das gar nicht glauben“, sagt Martin Heinrichs, während er die Erde an der soeben gepflanzten Nordmanntanne noch ein bisschen festklopft, „aber dieser Baum ist schon 15 Jahre alt.“ Eine Zeit, in der Heinrichs und seine Mitarbeiter in der Baumschule Stackelitz sich intensiv um das Gewächs gekümmert haben. Allein umgepflanzt worden sei die nunmehr 2,20 Meter große Tanne mindestens vier Mal in ihrem bisherigen Leben.

„Jetzt aber hat sie ihren endgültigen Bestimmungsort gefunden“, sagt er, während er den Spaten ablegt und betont, wie gern er diese Idee unterstützt hat. Die Nordmanntanne, die in der Blüte ihres Lebens steht, wird künftig als Wunschbaum für die Einwohner des Seniorenwohnparks Coswig dienen. „Wir haben ja doch einige Bewohner, die gar keine Angehörigen mehr haben und die gerade zu Weihnachten immer zurückstecken müssen“, sagt Janine Fahsl und begründet so ihre Idee. „Unsere Senioren können nun ihre Wünsche am Baum anbringen“, erklärt die Leiterin des Pflegeheims, „und die Anwohner Coswigs sind aufgefordert sie eventuell zu erfüllen.“

Höhepunkt Heiligabend

Derzeit leben 138 Senioren und Seniorinnen im Alter von 75 bis 100 Jahren in der Einrichtung. Erstaunt und erfreut über die Aktion, die Heiligabend in einer gemeinsamen Bescherung ihren Höhepunkt finden soll, hätten einige Bewohner schon erste Wünsche abgegeben. „Etwa 20 haben wir schon zusammen“, berichtet Fahsl. Es handele sich zumeist um ganz kleine Dinge. „Manche kosten vielleicht gerade mal fünf Euro“, sagt sie. Wer mitmachen möchte, müsse vielleicht mit maximal 20 Euro rechnen. Kuscheldecken stünden hoch im Kurs und, wie sollte es zur Weihnachtszeit anders sein, natürlich Süßigkeiten. Eine Dame habe sich einen Friseurgutschein gewünscht und ein Herr einen kleinen CD-Player. Eine Frau habe „Elisen-Lebkuchen mit Schokolade“ auf ihren Wunschzettel geschrieben, berichtet die Seniorenheimleiterin gerührt.

„Gerade in der jetzigen Zeit sind solche kleinen Zeichen der Solidarität enorm wichtig“, sagt Bürgermeister Axel Clauß (parteilos). Deswegen habe sich die Stadt an dieser Aktion sofort beteiligt. Neben der bereits erwähnten Baumschule hatte auch das Coswiger Unternehmen Alumeco zur Finanzierung des Projekts beigetragen. „Gerade im Hinblick auf unser zehnjähriges Bestehen am Standort ist das eine weitere schöne Aktion, bei der wir gern dabei sind“, sagt Sales Koordinatorin Anja Rothkamm. Im Übrigen ließ sich keiner der Sponsoren und Beteiligten davon abbringen, beim Einpflanzen des Wunschbaumes mit Hand anzulegen.

Engel gegen Einsamkeit

Von nun an steht die Nordmanntanne auf der kleinen Rasenfläche direkt hinter dem Parkplatz der Einrichtung in der Berliner Straße. Mit den Wunschzetteln dekoriert wird sie dort kaum zu übersehen sein.

Die Coswiger müssen sich nur noch einen Wunsch aussuchen, in der Einrichtung kurz Bescheid geben, damit die ganze Aktion etwas koordiniert werden kann, und dann sozusagen als Wunschengel gegen Einsamkeit agieren.

Janine Fahsl und ihr Team hoffen auf rege Teilnahme, sind sich dessen aber sicher. „Einige unserer Pflegekräfte haben bereits angekündigt, dass sie einen Wunsch übernehmen wollen“, sagt die Einrichtungsleiterin, „da machen bestimmt auch noch andere Anwohner mit.“