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Vorlese-Wettbewerb in Wittenberg Vorlese-Wettbewerb in Wittenberg: Leni holt die Lesekrone

Von Marcel Duclaud 27.08.2018, 07:15
Konzentriertes Zuhören: Die Jury beim Vorlese-Wettbewerb bewertet unter anderem Lesetechnik, Interpretation und die Auswahl des Textes. Zu einfach soll der nicht sein.
Konzentriertes Zuhören: Die Jury beim Vorlese-Wettbewerb bewertet unter anderem Lesetechnik, Interpretation und die Auswahl des Textes. Zu einfach soll der nicht sein. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Der Zeigefinger huscht über die Zeilen, die Mädchen und Jungen sind hochkonzentriert, bemühen sich um Betonung, um Pausen, um Deutlichkeit, darum, auch schwierige Wörter auszusprechen, ohne ins Stolpern zu geraten: In der Aula des Bildungszentrums Lindenfeld hat sich am Freitag die Vorlese-Elite der vierten Klassen zusammen gefunden, um jene oder jenen zu ermitteln, der die „Lesekrone“ tragen darf.

Fast alle Grundschulen aus dem Kreis sind vertreten, im Vorfeld wurden bereits bei Klassen- und Schul-Ausscheiden die besten Vorleser ermittelt, nun geht es um den Landkreissieger, der sich für den Landeswettbewerb in Magdeburg qualifiziert.

Es handelt sich um den alljährlichen Wettbewerb des Friedrich-Bödecker-Kreises, der darauf zielt, Kinder zu motivieren, die Nase öfter mal ins Buch zu stecken. Dass das nötig ist, wissen Eltern, die Konkurrenz der bewegten Bilder und von social media ist erheblich. Es ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr, dass der Nachwuchs sich für Buchstaben interessiert.

Allerdings: Die Lesefertigkeiten verbessern sich wieder. Das sagen Andrea Zschoch und Katrin Hanß. Beide müssen daran interessiert sein, die eine ist Chefin der Thalia-Filiale im Einkaufszentrum Arsenal, die andere leitet Wittenbergs Stadtbibliothek. Seit vielen Jahren kümmern sie sich um die Organisation des Vorlese-Wettbewerbs. Und beide sagen: „In den Schulen wird einiges getan. Man merkt das.“

Freilich sei da auch eine wachsende Kluft zu konstatieren zwischen Kindern, die die alte Kulturtechnik Lesen sehr gut beherrschen, und anderen, denen es schwer fällt, Sätze halbwegs fehlerfrei vorzutragen. Das hänge, vermutet Katrin Hanß, nicht zuletzt damit zusammen, ob im Elternhaus Bücher vorhanden sind.

Sie freut sich jedenfalls, dass das Bibliotheks-Angebot Lesesommer XXL, bei dem es darum geht, (mindestens) zwei Bücher zu lesen und kurz zu bewerten, wachsenden Zuspruch erfährt. In diesem Jahr konnten 118 Teilnehmer registriert werden, 72 haben ein Zertifikat erhalten.

Jenen, die am Freitag in der Aula des Bildungszentrums ein bisschen aufgeregt auf ihren Auftritt warten, muss das Lesen eher nicht mehr nahegebracht werden. Sie haben ihre Aufgabe gut gemeistert, stellt die sechsköpfige Jury fest. Insbesondere der Text, den sie mitbringen und üben konnten, bereitet wenig Schwierigkeiten. Beim Fremdtext ist das bisweilen anders, mancher hat ein bisschen zu kämpfen. Ausgewählt wurde eigens ein Buch, das nicht übermäßig bekannt ist.

Florian Beckerhoffs „Nickel und Horn - zwei Detektive mit Durchblick“. Die Jury, zu der auch Autoren gehören und die Lesepatin des Nachbarschaftstreffs, hört sehr genau zu. Bewertungs-Kriterien sind nach den Worten von Andrea Zschoch die Lese-Technik und die Interpretation, aber auch die Auswahl des Textes. Zu einfach soll der nicht sein.

Nach einer kurzen Beratung hat die Jury die „Lesekrone“ 2018 vergeben: Tragen darf sie ein Mädchen aus der Evangelischen Grundschule, Leni Goldmann. Alle beteiligten Vorleser freilich erhalten eine Urkunde und ein Präsent, ein Buch, was sonst. Außerdem bekommen die Eltern einen Wunsch mit auf den Weg: „Halten Sie Ihre Kinder zum Lesen an. Das ist so wichtig für die Entwicklung“, sagt Jurymitglied Hans Schmidt. (mz)

Einer der Vorleser im Bildungszentrum: Kjeld
Einer der Vorleser im Bildungszentrum: Kjeld
Klitzsch