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"Stunde der Gartenvögel" "Stunde der Gartenvögel": Erstaunliche Vielfalt

Von henrik klemm 09.05.2014, 12:12
Da sind sie: Maxi Boronczyk hat beim „Birdrace“ einige Flussregenpfeifer in der Elbaue entdecken können.
Da sind sie: Maxi Boronczyk hat beim „Birdrace“ einige Flussregenpfeifer in der Elbaue entdecken können. henrik Klemm Lizenz

Wittenberg/MZ - „Nie im Leben habe ich mit Ziegenmelkern gerechnet“, sagt Axel Schonert noch Tage nach dem bundesweiten „Birdrace“ vom Wochenende. Viel zu früh im Jahr und außerdem viel zu kalt sei es am vergangenen Sonnabend gewesen. Und trotzdem: Gegen 22 Uhr zeigte sich ein Exemplar des vorwiegend nachtaktiven und streng geschützten Vogels in der Glücksburger Heide. Für Axel Schonert, Maxi Boronczyk und Friedrich Ruthenberg vom Team „Elbregenpfeifer“ eine durchaus sensationelle Beobachtung. Und mit Waldschnepfe, Raufußkauz, mit einer über die Straße jagenden Schleiereule sowie den Waldkäuzen bei Boos war gegen Mitternacht ihre Liste komplett. 128 verschiedene Vogelarten, darunter 66 Singvögel, hatten sie innerhalb von knapp 20 Stunden bestimmt. Deutschlandweit war dies Platz 34.

Etwas weniger erfolgreich ging der Tag für die „Elbspötter“, das zweite im Landkreis Wittenberg gestartete Team, zu Ende. Nora Wuttke, Nico Stenschke, Janine Hoyer und Marcel Kuhnt schafften es, 103 Vogelarten zu bestimmen, was den 99. Platz einbrachte.

Teamrekord aufgestellt

214 Gruppen mit insgesamt über 750 Teilnehmern aus allen Bundesländern hatten sich - der Sonnabend war gerade angebrochen - auf die Suche gemacht, um bis Mitternacht möglichst viele Vogelarten in ihrer Heimatregion zu bestimmen. Damit, so das Ziel des nunmehr zum elften Mal vom Dachverband Deutscher Avifaunisten durchgeführten „Birdrace“, wollen die Hobby-Ornithologen Begeisterung für die Vogelwelt wecken, auf die unterschiedlichen Arten und deren erforderlichen Schutz hinweisen. Der Sieg beim Wettbewerb ging indes in den Norden nach Cuxhaven. Team „Cuxland“ bestimmte 164 Vogelarten.

Start an der Alten Elbe

Für die „Elbregenpfeifer“ begann der Tag im Morgengrauen an der Alten Elbe bei Bösewig. Auf dem Weg dorthin fuhren sie vorbei an einer Saatkrähenkolonie, 56 Nester konnte Schonert dort in den Pappeln ausmachen. Die Alte Elbe indes hatte wenig vom sonstigen Gewimmel zu bieten. Nur vereinzelt waren Kraniche zu hören, auch die Störche suchten woanders ihr Futter. „In der Elbaue hängt nun mal alles vom Wasser ab“, sagte Schonert mit Blick auf den extrem niedrigen Wasserstand. Nun gut, etliche Enten- und Gänsearten, Schwäne und einige Watvögel konnte Friedrich Ruthenberg notieren. Der Große Brachvogel war dabei, auch ein Grünschenkel. Das erhoffte Blaukehlchen ließ sich indes am Bräken, einem Teich, an dessen Ufer es schon einmal von Schonert beobachtet werden konnte, nicht sehen oder hören. Weiter ging es durch die Felder in der Elbaue. Ein Braunkehlchen hüpfte munter auf einem Pfahl hin und her. Der Steinschmätzer wurde entdeckt, auch ein Eisvogel und natürlich die majestätischen Seeadler.

Am Großen Streng bei Wartenburg ging es in den Wald. Das Sommergoldhähnchen faszinierte mit seinen Rufen. Im Ort selbst war endlich eine Blessralle beim Nestbau aufgespürt. Weiter ging’s an der Elbe entlang. Die „Elbspötter“ kamen mit ihren Rädern gefahren. Etwa 70 Kilometer sollten sie am Ende des Tages in den Beinen haben. Schonerts Team indes war mit dem Auto unterwegs, das kostete sie zehn Euro. Eine von den Veranstaltern empfohlene Abgabe, damit die Kohlendioxid-Emissionen kompensiert werden können, weil das „Birdrace“ ein kohlendioxidneutraler, also umweltfreundlicher Wettbewerb sein soll. Zwischen Dabrun und Melzwig konnten dann Wanderfalken in ihrem Horst hoch oben auf einem Hochspannungsmast beobachtet werden. Der Nistplatz gehörte einmal Fischadlern, die sich etwas weiter ein neues Domizil suchen mussten. Der Bergwitzsee sollte später noch Reiherente und Haubentaucher bringen. Bevor spätabends dann der Ziegenmelker das Team mit seiner Anwesenheit verblüffte, hatte Maxi Boronczyk noch ihr persönliches Erfolgserlebnis. Erstmals konnte sie einen Wiedehopf beobachten, beim „Vogelrennen“, das jedes Jahr die Ornithologen in Bewegung und den Artenreichtum in der Vogelwelt an die Öffentlichkeit bringt.

So sieht er aus, der Ziegenmelker.
So sieht er aus, der Ziegenmelker.
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Axel Schonert (li.) und Friedrich Ruthenberg beobachten die Vogelwelt mit ihren Spektiven.
Axel Schonert (li.) und Friedrich Ruthenberg beobachten die Vogelwelt mit ihren Spektiven.
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