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Späne fliegen aus der neuen Muhle

Von KARINA BLÜTHGEN 20.07.2009, 17:32

BERGWITZ/MZ. - "Nein, damit kann man heute kein Geld mehr verdienen", sagte Raik Zenger. "Das mache ich heute nur mal aus Freundschaft." Eine Mulde, auch Muhle genannt, hatte der Bad Dübener fast aus einem Stamm herausgeschlagen, mit Werkzeugen wie Hohldechsel und Flachdechsel, deren Namen, geschweige denn deren Zweck beim bloßen Ansehen kaum noch jemand kennt. Einfach deshalb, weil es keine Muldenhauer mehr gibt. Das Werkzeug habe er sich extra angeschafft, erzählte der 45-Jährige, der sonst eher zur Kettensäge greift und damit Holz kunstvoll bearbeitet. "Viele, die schauen, sagen: Ach, so was haben wir noch zu Hause. Aber kaufen will es keiner", so Zenger.

Aber zum Tag des naturverbundenen Handwerks, wie es ihn jährlich im Bergwitzer Naturlehrgarten gibt, passt die Demonstration solch einer alten Tätigkeit natürlich wunderbar ins Bild. Genau wie die Verleihung des Dübener-Heide-Preises, der jährlich vom Verein Dübener Heide an eine Person vergeben wird, die sich um den Erhalt und die Gestaltung der Heimat verdient gemacht hat. Der Ehrenvorsitzende Herbert Meyer persönlich gab das bestens gehütete Geheimnis bekannt, wer denn den Preis diesmal erhalten sollte. "Damit ist keine materielle Vergütung verbunden, es ist eine ideelle Ehrung", so Meyer, der Rosemarie Sitte nach vorn rief, die in Bergwitz und darüber hinaus sehr engagiert zu Werke geht und eine feste Stütze der IG Natur und Umwelt ist. Die so Überraschte, kürzlich auch in der MZ als "Helfer mit Herz" nominiert, nahm Urkunde und Blumen in Empfang und stürzte sich gleich in der Küche wieder an die Arbeit.

"Es hat schon die Richtige getroffen", nickte Birgit Scheps zustimmend. Die Leipzigerin und ihr Lebensgefährte Klaus Glöckner sind schon viele Jahre Mitglied in der IG Natur und Umwelt in Bergwitz und bei Veranstaltungen fast immer vor Ort. Glöckner, der sein Expertenwissen bei den Pilzwanderungen weitergibt und bis zur Rente viele Jahre das Wittenberger Riemer-Museum geleitet hat, genoss es sichtlich, viele Bekannte wiederzusehen. Darunter waren auch die Bonsai-Freunde, deren Miniaturbäume jedes Jahr bewundernde Blicke auf sich ziehen. Ob Orientalische Fichte, Mädchenkiefer oder Blaue Atlaszeder, besonders die Nadelbäume faszinieren. Die seien aber auch besonders schwierig zu ziehen, bestätigten die Züchter. Hans-Joachim Voigt, seit zehn Jahren Vereinsmitglied, kann gar nicht genug schwärmen für die kunstvollen Pflanzen, für die es jahrelange Geduld braucht.

Natürlich waren auch allerlei handgemachte Leckereien im Angebot. Ob Schafkäse mit Kräutern aus Pratau oder Fruchtaufstrich Kirsch-Mandel von Karma Retzke aus Wüstemark, den zahlreichen Besuchern wurde genussvoll vermittelt, dass altes Handwerk durchaus auch schmackhaft sein kann. Karl-Heinz Martin, Vorsitzender der IG Natur und Umwelt, wünschte sich wie immer, dass es etwas mehr Besucher hätten sein können. Doch nach einem kurzen Tröpfeln blieb es beim Gesang des Bergwitzer Volkschores trocken, wie auch beim Aufspielen der Bergwitzsee-Musikanten. Und mehr kann man bei einer Freiluftveranstaltung wirklich nicht verlangen.